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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Verstärkung ihres Festungswalls herauf. Oft habe ich kahle Stellen bis zu fünfzehn Zentimeter Durchmesser gesehen, die die Ameisen im dichten Blätterteppich am Waldboden freigeräumt hatten, eine Art Piccadilly Circus im Ameisenland, nur proportional wesentlich größer.«
    »Himmel, wie faszinierend und beängstigend!«, rief Sharee aus.
    »Ja. Allerdings«, sagte eine fremde Stimme hinter ihnen, und die drei sahen zu ihrer Überraschung einen Mann den Pfad entlang kommen. Er war groß, weißhäutig, hatte einen dichten blonden Bart und hellblaue Augen. Er trug ein graues Hemd, knappe Shorts, dicke Socken, feste Schuhe und einen Segeltuchhut. Über die eine Schulter hatte er sich einen großen Beutel geworfen, und mit der freien Hand winkte er ihnen freundlich zu.
    »Guten Tag, ich bin Pieter van Horen. Die Ameisen sind interessant, nicht? Wissen Sie, dass es etwa zehntausend verschiedene Ameisenarten gibt und dass keine davon genetisch gleich ist?«
    Sie stellten sich vor und schüttelten ihm die Hand. Ihr neuer Freund hockte sich auf einen Stein neben Sharee und Madi.
    »Kommen Sie gerade von den Fällen?«, fragte Viti.
    »Ja. Ich habe mehrere Tage dort oben gezeltet. Jetzt bin ich unterwegs zu meinem zweiten Camp weiter flussabwärts.«
    »Wie war das Wetter?«, erkundigte sich Sharee.
    »Nebelig und wolkenverhangen, aber morgen dürfte es wieder schön sein. Haben Sie vor, bald hinaufzusteigen?«
    »Morgen. Ich hoffe, wir werden klare Sicht haben«, seufzte Madi.
    »Sie müssen dort oben Sonnenaufgang und Sonnenuntergang erleben. Das ist wirklich spektakulär«, sagte Pieter.
    Er lächelte viel, sprach mit einem unüberhörbaren holländischen Akzent und merklicher Begeisterung in der Stimme. Madi fand ihn auf Anhieb sympathisch.
    »Sind Sie auf einer Reise durch Guyana?«, fragte Sharee.
    »Sozusagen. Das ist Teil meiner Arbeit.«
    »Was sind Sie von Beruf?«, wollte Madi neugierig wissen.
    »Ich bin Ethnobotaniker. Ich arbeite für ein Institut in den Vereinigten Staaten, das den Nutzen der von den hiesigen Eingeborenen verwendeten Pflanzen untersucht.«
    »Sie sammeln und klassifizieren einzelne Exemplare und schicken Sie dann zurück?«, sagte Madi.
    »Das ist der botanische Teil. Die Ethnobiologie beschäftigt sich mit dem Studium der Menschen vieler Rassen und der Art und Weise, wie sie die Pflanzen für medizinische und andere Zwecke verwenden. Schließlich bedeutet es, dass wir Heilmittel entwickeln können, die anderen Menschen helfen. Guyanas Indios haben in Harmonie mit ihrem Land gelebt, und wir können viel von ihnen lernen.«
    »Genau wie in Australien, wo ich herkomme«, sagte Madi. »Wir beginnen erst jetzt, das reiche Wissen unserer Aborigines über den Umgang mit der Natur und die Nutzung des Bodens zu verstehen. Sie haben ein spirituelles und emotionales Verständnis dafür, ebenso wie ein physisches.«
    »Was haben Sie da oben an den Fällen gemacht? Gibt es dort spezielle Pflanzen?«, fragte Sharee.
    »Für mich sind alle Pflanzen speziell«, erwiderte Pieter mit einem Lachen. »Ich untersuche auch Insekten und Schlangen und Schildkröten und Frösche. Auch sie können Antworten darauf geben, wie die Menschheit sich schützen und überleben kann. Der Kaieteur hat ein wunderbares Geheimnis … und natürlich auch eine phantastische Pflanzenwelt.«
    »Sagen Sie uns doch, was es ist«, drängte Madi. »Ich habe vielleicht nur diese eine Chance, dort oben hinzukommen, und es wäre mir schrecklich, wenn ich es vielleicht übersehen würde.«
    Pieter lachte gutmütig. Er öffnete seinen Beutel und leerte ihn auf der Suche nach einem Stift und einem kleinen Notizbuch aus. Eine Kamera, eine Pflanzenpresse, ein Allzweckmesser mit vielen Klingen, kleine Behälter und in Tücher gewickelte Fläschchen wurden zur Seite gelegt, bis er das Notizbuch fand und eine grob gezeichnete Karte anfertigte.
    »Oben kommen Sie hier an, und von da aus führen zwei Wege zu den Fällen. Nehmen Sie diesen, der weiter hinten entlang führt, aber Ihnen einen besseren Blick auf die Fälle ermöglicht, bevor Sie dort ankommen, wo der Fluss über die Felsen hinabstürzt. Von hier aus kann man gut fotografieren«, fügte er mit einem Grinsen hinzu. »Aber hier«, er malte ein paar kleine Kreuzchen aufs Papier, »hier entlang steht eine Reihe von Bromelien.«
    »Was ist denn so Besonderes an ihnen?« wollte Sharee wissen.
    Viti schaute über Madis Schulter auf das Skizzenblatt. »Ich kenne Bromelien. Das sind diese

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