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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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zwei Sekunden die ganze Welt Bescheid weiß, dann bist du naiver, als ich gedacht habe.« Mom legte zwei Finger an die Schläfen, als hätte sie furchtbare Kopfschmerzen, und atmete dann ganz langsam aus. »Ich meine, kennst du den Typen überhaupt, Ellie?«
    »Ja«, sagte Ellie mit leiser, zorniger Stimme. »Ich kenne ihn. Tatsächlich.«
    Mom schüttelte den Kopf, als hätte sie gar nicht zugehört. »Er ist Filmstar, Herrgott noch mal. Er lebt in Kalifornien. In ein paar Wochen ist er wieder verschwunden. Wie kommst du bloß auf den Gedanken, das sei die Sache wert?«
    Ellie stand einfach da und ließ die Worte an sich abperlen. Alle Luft schien aus der Küche gewichen zu sein, sogar Bagel war vollkommen still. Dabei war die Frage ganz einfach zu beantworten; auch wenn ihre Mutter nicht begriff, dass Graham kein schnelles Abenteuer war, kein Sommerflirt. Er war es wert, nur dass die Gründe dafür nichts mit den Träumen anderer Mädchen zu tun hatten, die ihn in den Zeitschriften anhimmelten.
    Es war ganz einfach: weil er bereit gewesen war, heute Abend bei ihr alte Tortilla-Chips zu essen. Weil er ihr eine ganze Stadt gezeichnet hatte, als sie ihn darum gebeten hatte. Weil er witzig war und wegen des Blickes, der in seinen Augen lag, wenn er sie anschaute. Wegen der Hunderte E-Mails, die er ihr geschickt hatte, wegen der Worte, die sie monatelang wie wertvolle Münzen getauscht hatten.
    Weil er sie anscheinend schon besser kannte als fast alle anderen Menschen, obwohl sie sich erst vor ein paar Tagen tatsächlich begegnet waren. Und wenn das so war, was konnte da in ein paar Tagen mehr alles passieren?
    Mom sah sie immer noch an und wartete auf eine Antwort, aber Ellie scherte sich nicht darum, sondern rannte aus der Küche.
    »Ellie«, rief Mom, doch sie klang nicht wütend, bloß müde und verwirrt. Und es hätte auch gar keine Rolle gespielt, denn Ellie war schon durch die Haustür und die Auffahrt hinuntergerannt, wo Grahams weißer Hemdrücken noch im Dunkel leuchtete.
    Als er sie küsste, war das wie die Antwort auf ihre Frage.
    Es war alles, was sie wissen musste.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie, als sie sich voneinander lösten. Er hielt sie fest, als wollte er sie am liebsten gar nicht mehr loslassen.
    »Ist schon okay«, sagte Graham und warf einen Blick in Richtung der beleuchteten Küchenfenster. »Aber ich sollte wohl besser …«
    Ellie nickte, und er beugte sich vor, um sie noch einmal zu küssen. Sie stellte sich vor, dass wahrscheinlich Tausende von Mädchen Graham Larkin küssen wollten und sich genau so einen Augenblick vorstellten, aber hier in der dunklen Einfahrt fühlte es sich gar nicht an wie im Film. Es war viel besser.
    »Komm morgen zu mir, ja?«, sagte er beim Weggehen.
    »Viel Glück bei deiner Szene«, sagte sie, und als er lächelte, machte ihr Herz einen Sprung.
    Als sie danach wieder ins Haus kam und verlegen in die Küche schlich, stellte sie fest, dass ihre Mutter schon nach oben gegangen war. Darum blieb der Streit einfach so in der Luft hängen, unaufgelöst bis zum Morgen, und jetzt waren sie gezwungen, ihn beim normalerweise friedlichen Pfannkuchenfrühstück zu Ende zu führen.
    »Hör mal zu«, sagte Mom, schob Ellie einen Teller hin und setzte sich neben sie. Sie beugte sich vor, und eine Strähne kastanienroten Haars löste sich aus ihrem Pferdeschwanz. »Vielleicht ist es ja ungerecht, wenn ich ein Urteil fälle, ohne die ganze Geschichte zu kennen. Also …«
    Ellie griff nach der Flasche Ahornsirup. »Wir schreiben uns Mails«, sagte sie, ohne aufzublicken. »Schon seit Monaten.«
    »Wie das denn?«, fragte Mom. »Ich meine, wie hast du –?«
    »Es war ein Tippfehler«, erklärte Ellie. »Eine falsch geschriebene Mailadresse. Er wollte an jemand anderen schreiben, aber die Mail ist bei mir gelandet, und dann haben wir angefangen, uns zu schreiben. Ich wusste nicht, dass er es war. Graham Larkin, meine ich. Ich dachte, es ist einfach irgendein Typ.«
    »Na, das ist ja beruhigend«, sagte Mom. »Ich nehme an, die Lektion in Sachen Internet-Sicherheit heben wir uns für ein anderes Mal auf …«
    »Oh, Mom …«, stöhnte Ellie.
    Die hob abwehrend die Hände. »Ich will ja nur sagen, dass es da draußen eine Menge Verrückte gibt …«
    »Mom«, wiederholte Ellie. »Darum geht es doch gar nicht.«
    »Okay, okay. Und worum geht es dann?«
    Ellie schaute auf. »Es geht darum …« Sie brach ab und holte tief Luft. »Ich bin sehr froh, dass ich nicht wusste,

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