Der Geschmack von Sommerregen (German Edition)
Körpereinsatz errege und dann – nicht will.
Wie soll er es auch verstehen? Verdammt noch mal, ich will es doch! Ich will es, und ich habe nicht die geringste Angst, dass Sex mit Mattis etwas Schlechtes oder Verbotenes sein könnte. (Und obwohl ich mich damit grundlegend von den guten Mädels aus den US -Romanen unterscheide, fühle ich mich keineswegs wie ein Mitglied der Schlampen-Fraktion.)
Ich liebe Mattis. Mattis liebt mich. Wir sind keine zwölf mehr. Und ich habe es satt, es aufzuschieben!
Wenn da nur nicht mein ganz spezieller, geheimer Grund wäre, mich ihm trotzdem zu verweigern.
»Nur noch ein paar Tage, Mattis.« Ich komme wieder näher, umarme ihn, vergrabe meine Hände in seinem Haar. »Sei mir nicht böse, ja?«
»Bin ich doch gar nicht.« Mattis klingt ratlos und frustriert. »Ich verstehe es nur nicht. Ich habe den Eindruck, dass du auch Lust hast, ziemliche Lust sogar. Und dann, ganz plötzlich, bekommst du Angst, brichst alles ab und ziehst dich zurück. Warum?«
Ich schweige, starre auf den Boden.
»Sophie«, sagt Mattis leise und umfasst meine Schultern. »Denkst du, dass es mir nicht ernst mit dir ist? Oder hast du eine schlechte Erfahrung gemacht? Ist es das? Du hältst irgendetwas vor mir zurück, das merke ich doch. Aber ich komme einfach nicht darauf, was es sein könnte.«
Wie auch?, schießt es mir durch den Kopf. Ich habe schließlich jahrelange Übung im Verbergen. Da kann nicht mal Mattis’ Hochsensiblen-Intuition etwas ausrichten.
»Nein, ich … muss einfach noch etwas klären«, sage ich vage.
Mattis lässt mich los und runzelt die Stirn. »Falls du dir Sorgen um die Verhütung machst, ich hab was dabei. So viel Verantwortungsbewusstsein wirst du mir ja hoffentlich zutrauen.«
»Tu ich doch«, sage ich verzweifelt. »Es ist etwas anderes. Es hat nur mit mir selbst zu tun, und ich erzähle es dir, versprochen! Aber nicht heute. Es geht einfach noch nicht.«
In einer resignierten Geste hebt Mattis die Hände. »Okay. Du bestimmst das Tempo. Das habe ich dir versprochen.« Er hält kurz inne. »Ich hoffe nur, es ist nichts Schlimmes. Das, was du mir noch nicht erzählen kannst.«
Scheiße, ja, das hoffe ich auch.
Ich schlucke und versuche, die Situation noch irgendwie zu retten. Unbeholfen sage ich: »Wir könnten uns ja trotzdem ein bisschen aufs Bett legen. Ich meine, bisher war es doch auch immer schön. Auch wenn wir nicht miteinander geschlafen haben.«
Sogar in meinen eigenen Ohren klingt dieser Kompromiss ein winziges bisschen inkonsequent. Aber hey, ich bin auch nur ein Mensch! Mir alles zu versagen, das bringe ich einfach nicht fertig.
»Aufs Bett legen, ja?« Mattis atmet tief durch und fährt sich durch das zerzauste Haar. Einige Sekunden lang betrachtet er mich stumm.
Dann sagt er: »Du machst es mir aber nicht gerade leicht, Sophie. Erst küsst du mich, dass mir Hören und Sehen vergeht, dann kündigst du an, dass leider doch nichts laufen wird, und dann schlägst du mir vor, wir könnten uns ein bisschen aufs Bett legen. Aufs Bett! Du willst mich foltern, gib’s zu.«
Ich beiße mir auf die Unterlippe. »Ich dachte doch nur … Na ja, dass du vielleicht …«
Er greift nach meinen Händen und zieht mich fest an seine Brust. Ich lege leicht den Kopf in den Nacken, um ihn weiter anschauen zu können, bin wie gebannt von seinem dunklen Blick, in dem Lust und erzwungene Zurückhaltung miteinander kämpfen.
»Was dachtest du, hm? Dass ich dich ein bisschen streicheln könnte?« Er schaut unter halbgesenkten Lidern zu mir runter. »So wie in der Laube, bevor Johannes uns unterbrochen hat?«
Oh mein Gott, ja!
»Zum Beispiel«, flüstere ich.
»Fasst du mich dann auch an?«, flüstert er zurück. »Oder muss das ebenso warten wie das, was ich so wahnsinnig gerne mit dir machen würde?«
Seine Hände streichen meinen Rücken hinab, treiben neue Wellen aus Blau durch meinen Körper. Und ich kann nicht anders, ich presse mich an ihn. Spüre, wie hart er schon wieder ist – und ich selbst feucht, genau dort, wo er mich streicheln soll.
»Nein«, flüstere ich. »Das muss nicht warten. Nur das … Letzte.«
»Nur das Letzte.« Mattis fixiert mich mit seinem Schlafzimmerblick. »Einverstanden.«
Er hebt eine Hand und streicht mit dem Daumen über meinen Mund. Quälend langsam und zart fährt er die Konturen meiner Oberlippe nach. Meiner Unterlippe. Erreicht die Mitte, verweilt. Und schaut mir auch dann noch in die Augen, als sein Daumen sanft in meinen
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