Der geschmuggelte Henry
Adresse zu geben, und Sie können so nicht wissen, wo wir sind.
Mrs. Butterfield und ich sahen Sie auf dem kleinen Boot, das Sie von unserm Dampfer übernahm, was weder Sie noch ich erwartet hatten. Wir haben Ihnen gewinkt, aber ich glaube nicht, daß Sie uns gesehen haben, wie es Mr. Bayswater und der kleine Henry taten.
Wir waren sehr traurig, daß wir Ihnen diese Scherereien mit Henry gemacht haben. Es war sehr gütig von Ihnen, zu sagen, er wäre Ihr Enkel. Sie konnten wohl auch gar nichts anderes sagen, und die Bilder in den Zeitungen sind sehr gut. Ha, ha, es war doch nicht solch ein Jux, und es tut uns sehr leid, wenn wir Ihnen Kummer bereitet haben.
Sie sind ein sehr netter Mann, und ich werde den kleinen Henry am Samstag — Mrs. Schreiber hat mir den Tag freigegeben — bei Ihnen abholen. Ich komme mit dem Morgenzug.
Mrs. Schreiber hat eine sehr große Wohnung, und unsere Zimmer im hinteren Teil sind sehr hübsch. Es sind fünf Zimmer und zwei Badezimmer. Und so haben wir keine Schwierigkeiten, den kleinen Henry zu verstecken, wenn ich ihn hierherbringe, und Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen.
Ich habe noch keine Zeit gehabt, mir etwas von New York anzusehen. Aber ich war auf dem Woodlawan-Friedhof, der sehr schön ist und wo viele Leute begraben sind. Mrs. Butterfield macht es immer noch nervös, bei all dem Verkehr, der in der falschen Richtung geht, die Straßen zu überqueren. Und die Polizisten pfeifen sie zurück. Aber neulich war sie auf einem Supermarkt in der Lexington Avenue, um einiges zum Abendessen zu kaufen. Und als sie ihn verließ, hatte sie 187 Dollar von Mrs. Schreibers Geld ausgegeben. Sie war nämlich noch nie vorher in einem solchen Laden gewesen und konnte nicht widerstehen, immer noch etwas in den kleinen Korb zu tun und ihn weiterzufahren.
Mrs.Butterfield sendet Ihnen ebenfalls beste Grüße und dankt Ihnen für Ihre Freundlichkeit und bittet mich, Ihnen zu sagen, wie leid es ihr tut, daß Sie all diesen Verdruß gehabt haben, und daß sie hofft, der kleine Henry hat sich wie ein kleiner Gentleman betragen.
Wenn Ihnen Sonnabend recht ist, bin ich um eins bei Ihnen, um ihn abzuholen.
Bitte grüßen Sie Mr. Bayswater und sagen Sie ihm, ich werde ihm noch schreiben und ihm selber danken.
Wie gefällt es Ihnen in der neuen Stellung?
Ich hoffe, Sie sind bei bester Gesundheit wie ich.
Ihre ergebene A. Harris
Französische Botschaft, Washington, N. 10., D. C.,
18. G. Street
17.April
Liebe Mrs. Harris,
Ihr freundlicher Brief kam heute morgen hier an, und obwohl ich mich sehr freuen würde, Sie am nächsten Samstag wiederzusehen, fürchte ich, daß Sie den kleinen Henry, jetzt, nachdem ich ihn zu meinem Blutsverwandten habe erklären müssen, nicht so schnell abholen können. Er ist nämlich hier mit offenen Armen auf genommen worden, nicht nur dank der gesellschaftlichen Stellung, die ich ihm geben mußte, als ich von den Reportern an Bord des Schiffes gefragt wurde, sondern auch seines persönlichen Charmes wegen. Er bezaubert einen immer größer werdenden Bekanntenkreis im Diplomatischen Korps nicht nur durch seine Gabe, den Mund zu halten, sondern durch die drolligen Bemerkungen, die aus seinem Munde kommen, wenn er ihn aufmacht.
Zu meiner Freude ist er auch ein äußerst geschickter Boxer und hat sich in unserer kleinen Gruppe schon dadurch sehr beliebt gemacht, daß er dem Sohn des Gesandten von Krasnodar — einen kräftigen Nasenstüber versetzt hat, weil dieser sich abfällig über Großbritannien, Frankreich und die Vereinigten Staaten äußerte.
Der kleine Henry hat inzwischen so viele Einladungen bekommen, die wir annehmen mußten — da er hier nun einmal als mein Enkel gilt daß er erst Donnerstag in einer Woche oder möglicherweise erst am darauffolgenden Montag zurückkehren kann. Ich werde es Ihnen noch schreiben. Bis dahin werden Sie Zeit haben, die Suche nach dem Vater des Jungen fortzusetzen, und vielleicht führt dieses kleine Abenteuer bald zu einem glücklichen Ende.
Ich muß gestehen, daß ich mit einiger Beklemmung einen Brief von meinem Schwiegersohn über diesen neuesten Zuwachs in seiner Familie erwarte. Ich habe bisher noch nichts von ihm gehört, zweifle aber nicht daran, daß er mir bald schreiben wird.
Was mich selbst betrifft, so bin ich gewiß nicht so bedeutend, wie es mich die gastfreundlichen Amerikaner fühlen lassen, aber es ist trotzdem ein angenehmes Gefühl. Ist dies nicht ein wundervolles und warmherziges Volk? Wir
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