Der geschmuggelte Henry
erregt der Wagen auf der Straße großes Aufsehen, und als ich in der Nähe von Baltimore anhielt, um zu tanken, versammelte sich eine große Menge, um ihn zu bewundern, und man hörte anerkennende Worte. Ein Herr trat an den Wagen heran, befühlte ihn und rief echt amerikanisch: «Boy, die verstehen was von Wagenbau da drüben!» Abgesehen von ein paar Fingerspuren hat das dem Wagen weiter nicht geschadet, und es war für mich ein erhebendes Gefühl, daß wenigstens ein Amerikaner die Überlegenheit des britischen Könnens anerkannte.
Ja, ich habe von Mr. und Mrs. Tidder gehört. Sie haben mir einen Brief geschickt, der ein Foto ihres Enkelkindes enthielt, eines Babys, dessen besondere Vorzüge freilich jemand, der sein Leben lang Junggeselle gewesen ist, nicht beurteilen kann.
Die Tage an Bord der«Ville de Paris» waren, wie Sie sagen, sehr erfreulich, und ich denke mit Vergnügen daran zurück.
Ich bedaure die unerwartete Wendung, die unser kleiner Plan genommen hat, kann Ihnen aber versichern, daß der Junge blüht und gedeiht. Er hat unter den jüngeren Mitgliedern der diplomatischen Kolonie hier schon viele Freunde gefunden, und ich möchte hinzufügen, daß es mir bisher aus Gründen, über die ich mich hier nicht weiter auslassen will, die wir aber beide kennen, gelungen ist, ihn von den Kindern der Britischen Botschaft fernzuhalten, um so sein Inkognito zu wahren.
Bitte, empfehlen Sie mich freundlicherweise Mrs. Butterfield, und mit vielen Grüßen an Sie selbst, bleibe ich
Ihr getreuer
John Bayswater
Kenosha, Wisconsin, Hotel Slade
1. Mai
Lieber Marquis,
es überrascht Sie sicher, einen Brief von mir von hier zu bekommen, wohin ich gefahren bin, um den Vater des kleinen Henry zu suchen.
Kenosha ist eine schöne Stadt am Ufer des Michigansees mit vielen Fabriken aller Art und vielen Parks und hübschen Straßen und Häusern. Mrs. Schreiber war so nett und hat mir das Geld für den Flug vorgeschossen, als ich ihr sagte, ich hätte einen Verwandten, was nur eine halbe Lüge ist, weil es ja fast so gewesen wäre.
Es machte keine Mühe, Mr. George Brown und seine Frau zu finden. Das ist der aus der Zeitung, von dem ich Ihnen berichtet habe, und sie waren sehr nett zu mir und machten mir Tee, den Mr. Brown zu trinken gelernt hat, als er in England, ganz in der Nähe von London, stationiert war. Sie waren sehr froh, als ich ihnen zeigte, wie man ihn auf die richtige englische Art macht. Mr. Brown hat einige ‘ Freunde in Battersea, und so haben wir viel von dort gesprochen. Er und seine Frau waren so freundlich und fuhren mich in ihrem Wagen durch Kenosha, um mir alles zu zeigen.
Kenosha scheint fast so viele Fabriken zu haben wie London, aber Mr. Brown sagt, es ist nur eine kleine Stadt im Vergleich zu manchen anderen, wie Chikago und Milwaukee. Der Kapitän des Flugzeugs machte uns auf diese Städte aufmerksam, als wir sie überflogen. Sie sind sehr groß.
Nun, das Wichtigste habe ich mir für den Schluß auf gespart. Mr. Brown in Kenosha, Wisconsin, ist nicht der George Brown, der der Vater des kleinen Henry ist. Er ist jemand anders, aber er hat es mir nicht übelgenommen, und es schien ihm sehr leid zu tun, daß er mir nicht helfen konnte. Er kannte den anderen George Brown nicht, sagte aber, es gäbe viele Browns bei der Luftwaffe, und er selbst wäre mit zweien bekannt, aber beide wären nicht verheiratet.
Doch machen Sie sich keine Gedanken, weil er nicht der richtige Mr. Brown war. Das ist meine Sorge, und ich will nicht Ada Harris heißen, wenn ich den nicht sehr bald finde. Inzwischen danke ich Ihnen für die Mitteilung, daß ich Henry vielleicht am nächsten Sonntag abholen kann. Ich werde Mrs. Schreiber sagen, ich hätte auch einen Verwandten in Washington. Ha, ha. Da Sie schon so lange mit dem f kleinen Henry zusammen sind, sind Sie es ja fast!
Jetzt muß ich schließen, da Mr. und Mrs. Brown die große Freundlichkeit haben, mich in ihrem Wagen zum Flugplatz zu bringen und ich nach New York zurück will, aber am nächsten Sonntag komme , ich und hole den kleinen Henry ab und danke Ihnen für Ihre Güte.
Ich hoffe, dieser Brief erreicht Sie bei bestem Wohlbefinden.
Ihre ergebene
Ada Harris
Französische Botschaft, Washington N. 10, D. C.,
18. G. Street
4. Mai
Liebe Mrs. Harris
ich danke Ihnen vielmals für Ihren Brief aus Kenosha, Wisconsin,
und verstehe Ihre Enttäuschung so gut, daß der George Brown, vondem Sie so fest glaubten, daß er der Vater des kleinen Henry sei,
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