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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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nutzen. Denn wenn sie tatsächlich bei Smeljakow war und ihm das aus Rom mitgebrachte Buch von Brisac gezeigt hat, kann Smeljakow nun selbst auf die Suche nach dem gehen, der sein Manuskript gestohlen hat. Und natürlich wird er dann an erster Stelle Herrn Bondarenko in der Redaktion Ihrer heiß geliebten Zeitschrift aufsuchen. Was machen wir dann?«
    »Könnte man ihn nicht?. . . Und Bondarenko gleich dazu. . . Ich bezahle.«
    »Sind Sie verrückt geworden? Nachdem sie die beiden gefunden hat, dürfen wir das auf keinen Fall tun. Die Kamenskaja würde sofort begreifen, dass sie auf dem richtigen Weg ist, und dann würde sie immer tiefer graben. Wir hätten dann nicht nur sie, sondern die ganze Kripo am Hals. Aber vielleicht ist ja noch nicht alles verloren. Was hat Ihr Freund von ›Kosmos‹ Ihnen erzählt? Wer genau ist heute in der Redaktion gewesen?«
    »Er hat den Mann nicht gesehen. Er hat nur durch die Tür gehört, wie eine männliche Stimme im Büro nebenan nach Sergej Bondarenko fragte. Man hat ihm gesagt, dass Bondarenko krank sei.«
    »Hat der Mann nach Bondarenkos Privatanschrift gefragt?«
    »Nein. Er hat gesagt, dass er in einer Woche noch einmal vorbeikommt. Der stellvertretende Chefredakteur hat sich bei seinen Mitarbeitern erkundigt, wie der Mann ausgesehen hat. Angeblich ist er etwa dreißig Jahre alt, sehr groß, dichtes dunkelbraunes Haar, Schnurrbart.«
    »War er allein?«
    »Ja.«
    »Gut, Sergej Alexandrowitsch, gehen Sie wieder schlafen. Ich werde die Sache klären.«
    »Ich verlasse mich auf Sie, Arsenn.«
    »Das sollten Sie nicht tun. Ich bin nicht allmächtig und kann Ihnen nichts versprechen. Sie sind an allem selbst schuld.«
    »Wer hätte denn ahnen können, dass Smeljakow über diese Geschichte schreiben würde, dass er sein Manuskript ausgerechnet zu ›Kosmos‹ bringen und dass es in die falschen Hände geraten würde? So etwas konnte niemand vorhersehen.«
    »Sie hätten nicht lügen dürfen. Gute Nacht.«
    Arsenn zweifelte keinen Augenblick daran, dass der Mann, der am heutigen Tag die Redaktion aufgesucht hatte, Boris Kartaschow war. Natürlich hatte Arsenn sich vor Sergej Alexandrowitsch nichts anmerken lassen, sondern so getan, als sei er sehr beunruhigt. In Wirklichkeit hatte er erleichtert aufgeatmet, nachdem ihm klar geworden war, dass es sich nur um Kartaschow handeln konnte. Was hatte es zu bedeuten, dass er ausgerechnet jetzt Kontakt zur Redaktion aufgenommen hatte? Es konnte nur bedeuten, dass er den Zettel gefunden hatte, den Vika für ihn hinterlassen hatte. Arsenn war erfahren genug, um nicht an einen Zufall zu glauben. Bis jetzt war dieser Zettel Kartaschow nie unter die Augen gekommen, aber ganz plötzlich, nachdem ein gewisser Einbrecher ihn besucht hatte, war Kartaschow fündig geworden. Auf wundersame Weise war der Zettel von einem Moment auf den anderen in seiner Wohnung aufgetaucht. Dafür konnte es nur zwei Erklärungen geben. Entweder hatten sich die Beamten von der Petrowka mit Kartaschow in Verbindung gesetzt und ihn gebeten, den Zettel zu suchen, oder der vermeintliche Einbrecher, den Onkel Kolja auf Kartaschow angesetzt hatte, hatte den Prügeln nicht mehr standgehalten und etwas ausgeplaudert.
    Die erste Möglichkeit entfiel wahrscheinlich. In der Petrowka glaubte man, Kartaschow sei noch nicht nach Moskau zurückgekehrt. Und wenn die Kamenskaja tatsächlich wüsste, was auf dem Zettel stand, wäre nicht Boris in der Redaktion aufgetaucht, sondern sie selbst oder einer ihrer Kollegen. Stattdessen hatte sie den ganzen Tag in der Poliklinik vertrödelt und zu keinem ihrer Mitarbeiter Kontakt aufgenommen. Und wenn Kartaschow tatsächlich etwas erfahren hatte, dann war die Information wahrscheinlich noch nicht weitergeflossen. Davon konnte man im Moment jedenfalls ausgehen.
    Arsenn kam zu dem Schluss, dass die Situation noch nicht sehr gefährlich war. Da Kartaschow nicht nach Bondarenkos Privatadresse gefragt hatte, hielt er das Gespräch mit ihm offenbar nicht für besonders wichtig, was bedeutete, dass er keinen Zusammenhang zwischen Vikas Tod und Bondarenko herstellte. Und wenn es so war, brauchte man die Pferde nicht scheu zu machen. Nichts auf der Welt ging Arsenn mehr gegen den Strich als überstürzte Handlungen. Er war davon erzeugt, dass Entscheidungen, die man unter Zeitdruck traf, falsch und dumm waren.
    Alles sah gar nicht schlecht aus, nur dieser Onkel Kolja mit seinem Bengel. . . Wie hatte er nur so einen Fehlgriff tun können! Nicht genug,

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