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Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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und William Payne, und sie nannte sie im Stillen belustigt ihren Kronrat.
    “Also, ich muss sagen, Sie stecken voller Überraschungen!”, äußerte John verblüfft und betrachtete staunend die Aufzeichnungen des Stallmeisters, die im Allgemeinen nur verächtliche Kritik bei ihm ausgelöst hatten. “Sie haben viel dazugelernt, Stuart. Wer hat Ihnen das beigebracht?”
    Stuart und der Verwalter bemühten sich, halb freundschaftlich, halb feindselig, jeder auf seine Weise um die Gunst der Countess of Malplaquet. Stuart zögerte einen Moment, entschied sich dann jedoch, lieber die Wahrheit einzugestehen. “Ich habe das nicht geschrieben”, antwortete er ehrlich. “Das war Newcome. Er hat sich erboten, mir als Sekretär zur Verfügung zu stehen. Es ist seine Leistung, die Sie bewundern.”
    William nahm einen Brief vom Tisch, der ihm zur Durchsicht übergeben worden war und später in des Stallmeisters Namen abgeschickt werden sollte. “Ich war nicht genötigt, Korrekturen zu machen”, bemerkte er mit zittriger Stimme. “Ich vermute, Stuart, dass Newcome den Text selbständig für Sie verfasst und nicht von Ihnen diktiert bekommen hat.”
    “Das ist richtig”, bestätigte Stuart knapp. “Ehre, wem Ehre gebührt. Ja, ich habe ihm in groben Zügen erklärt, was er zu schreiben hätte, doch die Formulierungen stammen ausschließlich von ihm.”
    “Er ist ein vielfältig talentierter Mann”, stellte John wider Willen in anerkennendem Ton fest. Er war nicht minder erstaunt über die Fähigkeiten des Reitknechtes als alle anderen im Raum Anwesenden.
    Elinor versagte es sich, dem Kronrat zu erkennen zu geben, wie sehr das Lob für Chad Newcome sie freute. Nachdem die Besprechung zu Ende war, fasste sie einen Entschluss und bat den Stallmeister: “Bleiben Sie, Aisgill. Ich möchte mich noch einen Augenblick mit Ihnen unterhalten.”
    Beim Verlassen des Arbeitszimmers hörte John die Worte Ihrer Ladyschaft und furchte die Stirn.
    Elinor schlenderte zu einem Fenster, schaute hinaus und sagte, entgegen ihrem üblichen Verhalten, ohne sich umzudrehen: “In der letzten Zeit bin ich nachmittags nicht mehr ausgeritten. Heute möchte ich indes, dass Vulkan um zwei Uhr für mich gesattelt bereitsteht.” Erst jetzt wandte sie sich zu Aisgill um und sah ihn nicken.
    “Selbstverständlich, Madam”, erwiderte er und fügte aus einem ihm selbst unerfindlichen Grund hinzu: “Soll Newcome Sie begleiten?”
    “Ja, sofern Sie auf ihn verzichten können”, antwortete Elinor leichthin. “Ich nehme an, inzwischen kann er sich schon besser erinnern, weiß aber immer noch nicht, wer er ist, nicht wahr?”
    “Sie haben recht”, bestätigte Stuart. “Eigenartig, wie viel ihm mittlerweile eingefallen ist, nur nicht, wie er wirklich heißt und woher er kommt. Gelegentlich denke ich, er …”
    “Was denken Sie? Sie wissen, dass ich Ihre Meinung schätze, Mr. Aisgill.” Das stimmte. Er war gewiss nicht so gebildet wie Henson und Payne, aber scharfsinnig, unsentimental und realistisch. Manchmal war das besser als jedes aus Büchern erworbenes Wissen.
    “Nun, es mag sein, dass es dumm von mir ist, doch hin und wieder ist mir der Verdacht gekommen, Newcome wolle sich absichtlich nicht erinnern, wer er ist”, sagte Stuart bedächtig. “Er leidet oft an Albträumen.”
    “Befürchten Sie, er könne ein Verbrechen begangen haben?”, fragte Elinor beunruhigt.
    “Nein, das nicht. Vermutlich war er früher nicht glücklich. Jetzt ist er es, abgesehen von den Stunden in der Nacht.”
    Elinor war froh, dass sie nicht die Begleitung eines anderen Reitknechtes gewünscht oder etwas geäußert hatte, das Aisgills Misstrauen hätte verstärken können. Der Stallmeister schien überzeugt zu sein, dass Newcome seinen Dienst gut verrichtete und in der Lage war, sie zu beschützen. Dennoch achtete er immer darauf, dass alle notwendigen Vorkehrungen für ihre Sicherheit getroffen wurden. Er war überzeugt, dass überall Gefahr lauerte, obgleich sich seiner Meinung nach auf dem Besitz keine lichtscheuen Gestalten herumtrieben. Im Moor hingegen sah die Sache anders aus. Deshalb bestand er darauf, dass sowohl Elinor als auch Newcome stets eine Pistole in der Satteltasche hatten, und der Reitknecht hatte strikte Order, die Herrin unter Einsatz des eigenen Lebens vor Schaden zu bewahren.
    Sie verabschiedete Aisgill, begab sich zu Tisch und wartete nach dem Mittagessen zur angegebenen Zeit vor dem Portal darauf, dass Newcome ihr den Rotfuchs

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