Der gewagte Antrag
Erfüllung seiner Pflichten bewiesenen Hingabe den richtigen Schritt tue, wenn ich jetzt Mr. Chad Newcome bitte, mein Gemahl zu werden. Daher halte ich offiziell um Ihre Hand an, Mr. Newcome.”
Er war so bleich geworden, dass jeder sah, wie sehr die Ankündigung Ihrer Ladyschaft ihn überrascht hatte. Er murmelte etwas Unverständliches, ging zum Fenster und starrte hinaus. Niemandem entging, dass er innerlich zutiefst aufgewühlt war und sich um Haltung bemühte. Nachdem die Herren sich von der ersten Verblüffung erholt hatten, wandten sie sich wieder Lady Malplaquet zu und sprachen gleichzeitig auf sie ein.
Sie ignorierte sie, schlenderte um den Schreibtisch und blieb hinter Chad stehen. Jäh verstummten ihre Berater, und in die Stille sagte sie: “Sie selbst haben mich darauf hingewiesen, Sir, dass ich hier den Platz des Earl einnehme. Ich bitte Sie, diesen Umstand anzuerkennen, mich anzusehen und mir Ihre Antwort auf meinen Antrag zu geben.”
Chad hörte die drei Männer hinter sich murmeln und gewann langsam die Fassung zurück. Nun war ihm klar, dass seine Bemerkung, Nell habe in Campions die gleiche Macht wie ein Earl, sie zu ihrem Entschluss veranlasst hatte. Er hielt es für ratsamer, sich nicht zu ihr umzudrehen, denn durch die Art, wie sie um ihn angehalten hatte, war er in eine nachteilige Situation geraten und musste darauf achten, das Gleichgewicht wiederherzustellen.
“Gestatten Sie mir, Ihnen einen Rat zu geben?”, fragte John bestürzt.
“Nein, das gestatte ich Ihnen nicht”, antwortete Elinor kühl. “Ich bin hier Countess und Earl zugleich und harre Mr. Newcomes Antwort.”
Chad regte sich nicht.
Sein Schweigen beunruhigte sie. “Da Sie keine Familie haben, Sir, die Ihnen beratend zur Seite stehen könnte”, sagte sie nervös, “desgleichen keinen Anwalt, erlaube ich mir, Sie darauf hinzuweisen, dass die in York ausgestellte Sonderlizenz für die Trauung, sollten Sie meinen Antrag akzeptieren, auf meinem Schreibtisch liegt. Außerdem habe ich den Ehevertrag zur Unterzeichnung vorbereiten lassen. Er enthält Bedingungen, die ich jedem Mann einräumen würde, sei er nun aus einfachen Verhältnissen oder von adliger Geburt. Da ein Earl seine Verlobung mit einer Dame mittels eines Ringes besiegelt hätte, habe ich zu diesem Zweck den meines Großvaters für Sie bereitgelegt.”
Nun hielt Chad es für angebracht, sich Nell zuzuwenden. Mit steinerner Miene erwiderte er in hartem Ton: “Sie erweisen mir auf eine Art, die nicht den üblichen Gepflogenheiten entspricht, die höchste Ehre, die einem Mann von einer Dame erwiesen werden kann. Sind Sie sicher, dass Sie sich mir vermählen wollen, einem armseligen Niemand, den man zerlumpt und halbnackt im Moor aufgefunden hat? Wissen Sie in aller Klarheit, was Sie mir anbieten?”
“Ja”, antwortete Elinor fest, zuckte innerlich jedoch zusammen, denn unvermittelt hatte sie einen sehr veränderten Mann vor sich. “Ich biete Ihnen mich und die treuhänderische Administration meiner Güter, die wir gemeinsam verwalten werden. Das ist eine der im Ehevertrag enthaltenen Klauseln.”
Diese Ankündigung verschlug den drei Beratern erneut die Sprache, und es dauerte einen Moment, bis Stuart entrüstet äußern konnte: “Madam, das kann ich nicht unwidersprochen hinnehmen.”
“Sie werden es müssen, Mr. Aisgill”, entgegnete Elinor, ohne sich zu ihm umzudrehen. “Denn ich bin Herr meines Besitzes wie ein Earl, und meinem Großvater hätten Sie sich nie zu widersetzen gewagt. Im Übrigen habe ich Sie nicht um Ihre Meinung gebeten!”
Stuart konnte und wollte sich nicht den Mund verbieten lassen. “Vielleicht hat Mr. Newcome Frau und Kinder”, erwiderte er unbeirrt. “Er weiß ja nicht einmal, wer er ist. Er ist ein namenloser Niemand.”
“Was den ersten Punkt Ihres Einwandes betrifft, so bin ich nicht davon überzeugt, dass Mr. Newcome Familie hat. Und was den namenlosen Niemand angeht, so bin ich, sollte Mr. Newcome es wünschen, gern bereit, ihm meinen Familiennamen zu übertragen.”
“Nein!”, sagte Chad mit allem Nachdruck. “Sollte ich Ihr Gatte werden, Madam, werden Sie meinen Namen annehmen. Sie tragen den Titel der Countess aus eigenem Recht, gewiss und werden ihn immer führen, aber dennoch wären Sie meine Gemahlin. Ich bin nicht gewillt, hintanzustehen, sondern bestehe darauf, gleichwertig zu sein. Im Übrigen möchte ich betonen, dass Sie, Madam, Ihre Entscheidung aus freien Stücken und ohne mein Wissen getroffen
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