Der Gipfel
durchgearbeitet hatten. Ich schlug vor, daß vier von ihnen am nächsten Tag zum Standort von Lager III aufsteigen und unsere Zelte aufstellen sollten, um danach zum Basislager abzusteigen und sich auszuruhen. Das bedeutete, daß sie am 26. April nicht zur Verfügung stehen würden, was die Situation komplizierte.
Über das Anbringen der Fixseile zwischen den Lagern III und IV am 26. April hatten sich Fischer, Rob Hall von Adventure Consultants, Todd Burleson von Alpine Ascents, Ian Woodall von der Sunday-Times -Expedition aus Johannesburg und Makalu Gau von der taiwanesischen Expedition geeinigt. Mountain Madness würde nicht wie die anderen Expeditionen Führer mit dieser Arbeit betrauen, sondern einige Sherpas zur Verfügung stellen. Boukreev und Fischer sahen sich nun einem Problem gegenüber: Wenn Mountain Madness seine Sherpas am 25. April Lager III aufbauen ließ und sie am 26. zum Ausruhen ins Basislager schickte, konnten sie oben nicht bei den Fixseilen mithelfen. Man beschloß daher, Boukreev anstelle der Sherpas hinauf zuschicken.
Mit einer Absage hätten wir unser Privileg verspielt, unter den ersten zu sein, die aufsteigen durften. Wir wollten aber unsere Position am 10. Mai, dem voraussichtlichen Gipfeltag, nicht verlieren.
Das Anbringen der Fixseile zwischen Lager III und Lager IV gehört zu den mühseligsten und zeitraubendsten Arbeiten, die einer Besteigung des Everest über die Südostgrat-Route vorangehen. Boukreev war dennoch froh, daß man ihn damit betraute. Er wollte sicher sein, daß die Route vor dem Gipfelsturm begehbar und gesichert war. Um diese Arbeit bewältigen zu können, brauchte er einen Ruhetag, und man kam überein, daß er den nächsten Tag in Lager II verbringen sollte. Dort sollte er sich erholen und von den anderen Expeditionen alles Nötige für diese Arbeit übernehmen.
Unterdessen wurden einige Kunden zunehmend unruhig. Die zahlreichen Verzögerungen und der vermeindliche Mangel an Zielstrebigkeit bei ihren Führern erregte ihren Unwillen. Einer der Kunden, der ungenannt bleiben wollte, sagte, daß er auf den Wegen zwischen den Lagern mit zwei anderen Teilnehmern die Situation mehrfach erörtert hätte. Man »bemängelte die Tatsache, daß Neal, Scott und Anatoli die Einzelheiten nicht wichtig nahmen. Neal und Scott zischten an den anderen vorüber, als würden sie zwischen den Lagern um die Wette laufen, oder sie trieben sich draußen herum, schossen Fotos oder taten sonstwas.« Die »bezahlten Hilfen«, wie einer der Kunden die Führer nannte, hatten keinen günstigen Ein druck hinterlassen.
20 Die zu dieser Frage nachträglich eingeholte Meinung eines Fachmanns bestätigte, daß Dr. Hunt sich zu Recht Sorgen um einen Teilnehmer machte, der Symptome von Höhenkrankheit aufwies und dessen Sättigungswert des Blutes mit Sauerstoff um 60 lag. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, daß Puls-Oxymeter oft ungenau seien. Ein Spezialist ging sogar so weit zu sagen, daß jemand, der sichtlich Probleme und ständig Werte um die 60 hätte, damit rechnen müsse, »unter der Erde zu landen«, falls er auf weitere Aufstiege nicht verzichte.
21 Vom Basislager kam der Rat, den Mann medikamentös zu behandeln, da seine Symptome erkennen ließen, daß er den Abstieg nicht auf eigenen Beinen bewältigen würde. Doch die verabreichten Mittel blieben wirkungs los. Als nächstes steckte man ihn in einen aufblasbaren Gamow-Sack, in dem durch den höheren Anteil an Sauerstoffmolekülen ein Abstieg auf niedrigere Höhe simuliert wird.
22 Jane Bromet hatte noch eine Zeitlang aus dem Basislager berichten können, nachdem vereinbart worden war, daß sie das Satellitentelefon Mal Duffs, das in einer »Eisbox von Zelt« stand, benutzen durfte.
11. Kapitel Der Gipfelvorstoß rückt näher
Am 25. April stabilisierte sich das Wetter, und unsere Gruppe begann wie geplant ihren Aufstieg an den Fixseilen. Scott und ich waren übereingekommen, daß ich mich in Lager II für die bevorstehende Arbeit ausruhen und alles Nötige für das Versichern der Route zwischen Lager III und IV zusammentragen sollte, ehe ich mich mit Ang Dorje, Robert Halls Sirdar, traf, mit dem ich die Arbeitseinteilung des nächsten Tages besprechen mußte.
Da Fischer noch im Basislager war und Beidleman es erst noch bis zum Lager II schaffen mußte, blieb es den Kunden überlassen, sich allein an den Fixseilen hochzukämpfen. Einige kamen bis auf die angepeilten 7000 Meter, andere nicht.
Noch nicht richtig wach
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