Der gläserne Drache Band II (German Edition)
Teekanne schweben, und ein Schwall heißen Wassers ergoss sich über die darin befindlichen Teeblätter.
„So! Wenn der Tee durchgezogen ist, dürft ihr einschenken“, sagte er befriedigt und ließ sich in seinem Sessel nieder.
„Aber was ist mit Romando?“ sagte Tamira ungeduldig, während sie drei Teebecher von einem Bord nahm. „Konntet Ihr herausfinden, was er hier wollte?“
„Zumindest weiß ich nun, was er gekauft hat“, antwortete Aelianos. „Er hat der heilkundigen Frau, der das Geschäft gehört, ihren gesamten Vorrat an Schlangenkraut abgekauft, obwohl sie sich weigerte, ihm eine solche Menge von dieser gefährlichen Droge zu überlassen.
Wahrscheinlich hat er mit einem Bannspruch nachgeholfen, denn sie erzählte mir, dass ihr das erst bewusst wurde, nachdem er den Laden schon lange verlassen hatte.“
„Was ist das für ein Kraut?“ fragte Anina, während sie den Tee in die Becher goss. „Ich habe noch nie davon gehört.“
„Das kann ich mir denken“, sagte Aelianos, „denn du wirst wohl nie in die Lage gekommen sein, einen Tobsüchtigen beruhigen zu müssen.
Eine winzige Menge davon, in Wasser aufgekocht, macht lethargisch und beeinflussbar.
Dass Romando so viel davon haben wollte – wobei ich glaube, dass er auch bereits anderswo die Vorräte aufgekauft hat, bevor er sich in die Hauptstadt wagte –, lässt für mich nur den einen Schluss zu: Er will eine große Gruppe Menschen unter seinen Willen bringen!
Selbst für mich ist es unmöglich, mehr als eine Hand voll Leute auf einmal unter meinen Bann zu nehmen , und ein schwacher Magier wie Romando wird auch mit höchster Anstrengung nur zwei oder drei Personen auf einmal kontrollieren können.
Verabreicht man ihnen aber Schlangenkraut, ist die Kontrolle mit wenig Kraftaufwand möglich.
Da diese Droge aber immer nur einige Tage wirkt und dann erneut verabreicht werden muss, braucht er große Mengen des seltenen Krautes, um viele Menschen für lange Zeit gefügig zu machen.
Und genau das scheint er zu planen! Da er die Macht des Drachen nicht erlangen konnte und weiß, dass er allein nichts ausrichten kann, braucht er eine große Menge Helfer, wenn er seine Rachepläne erfüllen will.
Und er muss sicher sein, dass ihn an seinem Zufluchtsort – wo immer das auch ist – niemand verrät, denn der König hat Ausrufer in alle Teile des Landes geschickt, die für die Auffindung des Verbrechers hohe Belohnungen versprechen.
Somit muss er erreichen, dass in seinem Umfeld alle schweigen, damit er sich dort frei bewegen kann.
Unser Problem ist nur, dass wir nicht wissen, wo er sich verborgen hält. Ich weiß auch nicht, wie wir das herausfinden könnten, denn da er keine bedeutenden magischen Energien freisetzen wird, können auch wir großen Magier seine Aktivitäten nicht aufspüren.
Ich muss also gestehen, dass ich im Augenblick ziemlich ratlos bin. Leider müssen wir folglich abwarten, bis er etwas unternimmt. Somit sollten wir höchst wachsam sein.
Mendor will einen Eilboten nach Torgard senden, damit Gondar und die Jungen gewarnt sind.“
„Genau deswegen sind wir gekommen“, sagte Anina. „Wir haben versucht, Kontakt mit Tanis aufzunehmen, doch wir konnten nur für einen kurzen Moment eine Verbindung herstellen. Für mehr fehlte uns die Kraft.
Wir fragen uns daher, ob ihr eine Möglichkeit habt, unsere Kraft für eine kurze Zeit so zu verstärken, dass wir die Botschaft an Tanis senden können. Wir befürchten nämlich, dass Romando vielleicht zuschlägt, bevor der Bote in Torgard angekommen und man dort noch nicht vorbereitet ist.“
Aelianos strich sich überlegend über seinen Bart. „Hm, die Idee ist nicht schlecht, aber ich weiß nicht, ob das möglich ist, denn ich gehöre nicht zu eurem Viererbund.
Lasst mir eine Weile Zeit, darüber nachzudenken. Ich werde Mendor bitten lassen, den Boten noch ein Weilchen zurückzuhalten und erst abzusenden, wenn wir keine Möglichkeit für eine Gedankenverbindung finden.
Wenn mir etwas einfällt, werde ich nach euch schicken.“
Die Mädchen tranken ihren Tee aus und verließen dann Aelianos‘ Turmgemach.
Zwei Stunden später klopfte es bei den Mädchen an die Tür. Einer der Diener stand draußen und bat sie, bei Aelianos vorbeizuschauen.
Als sie bei ihm ankamen, studierte der Magier angelegentlich in einem großen alten Buch. Ohne sie anzusehen, sagte er: „Setzt euch schon, ich muss das hier eben noch einmal zu Ende lesen, um es
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