Der gläserne Drache Band II (German Edition)
Hofdamen hat nämlich auf einmal einen hässlichen Ausschlag im Gesicht. Besonders Ihre Nichte Acelin ist sehr stark davon befallen. Sie wollte von mir einen Rat, wie man diese Verunzierung bekämpfen könne.“
„Und? Was habt Ihr der Königin geraten?“ fragte Tamira neugierig.
„Ich sagte ihr, dass manchmal extreme Bosheit solche Male im Gesicht entstehen lassen könne“, feixte Aelianos. „Nur, wenn der Befallene seinen Geist reinige und keine Gemeinheiten und Verleumdung mehr verbreite, würde mit jedem positiven Gedanken an den zuvor Geschmähten eine der Pusteln verschwinden.
Nun bin ich gespannt, wie lange es dauert, bis die Gesichter unserer Damen wieder rein sind!
Die Königin sah mich sehr seltsam an. Aber sie ist eine kluge Frau und wird sich ihren Teil wohl denken.
Es ist ihr sicherlich nicht entgangen, wie sich ihre vornehmen Damen euch gegenüber benommen haben. Sie wird aus dem Geschehen ihre Schlüsse ziehen, und ich denke, dass ihr ab heute in Ruhe gelassen werdet.
Die Damen hatten wohl vergessen, dass die „Bauernmädchen “ über große magische Fähigkeiten verfügen. Nun haben wir sie daran erinnert und ihnen gehörigen Respekt vor euch eingeflößt.“
Tamira seufzte. „Ich hoffe sehr, dass es genutzt hat, denn ich könnte diese ständigen Beleidigungen nicht länger ertragen. Ich will aber auch Anina hier nicht allein zurücklassen. Mögen die Götter es schenken, dass unsere Zeit hier schnell zu Ende geht und ich sie nach Torgard begleiten kann.“
„Nun, auch in Torgard werdet ihr euch wohl erst die Achtung erkämpfen müssen“, meinte Aelianos ernst. „Denn auch dort wird der Adel nicht unbedingt begeistert sein, dass ihr zukünftiger Fürst ein Mädchen von niederem Stand heiraten will.
Doch mit der Zeit werden sie erkennen, dass ihr eure Stellung zu Recht innehabt.“
Dann lachte er. „Aber nun wisst ihr ja, wie ihr den besonders Hartnäckigen beikommen könnt. Es gibt einen alten Spruch, der viel Wahrheit enthält: Wer mich nicht lieben will, der muss mich eben fürchten!“
Doch von dieser Zeit an wurden die Mädchen mit Höflichkeit und Respekt behandelt, und nur gelegentlich zeigte sich noch bei einer der Hofdamen eine Pustel, die die Betroffene jedoch stets rasch einer anderen Ursache zuschrieb.
*****
Einige Zeit später meldete ein Diener den Zwillingen, dass am Tor ein Mädchen stünde, dass sie beide unbedingt sprechen wolle. Ihr Name sei Maya, und sie zittere vor Angst.
„Bring sie rasch zu uns!“ befahl Anina dem Diener. „Wenn Maya sich an den Königshof traut, muss etwas Schreckliches geschehen sein.“
Wenige Minuten später öffnete der Diener für Maya die Tür zu den Räumen der Mädchen. Kreidebleich stürzte sie auf die Beiden zu.
„Er ist wieder da!“ rief sie mit bebender Stimme. „Ich habe ihn gesehen! Oh, ihr Götter, er kommt bestimmt, um sich an uns allen zu rächen!“
Anina fasste Maya bei den Schultern. „Nun beruhige dich doch erst einmal! Hier kann dir Romando nichts tun, denn der Hofmagier hat das Schloss mit einem Bann gesichert.“
Sie drückte die Aufgeregte in einen Sessel und legte sanft eine Hand auf ihre Stirn. Unter dem Einfluss von Aninas sanfter Magie ließ die Erregung des Mädchens schließlich nach und sie wurde ruhiger.
„So, und nun erzähle: Wo hast du Romando gesehen?“
„Meine Mutter sandte mich in den Kräuterladen, da meine jüngere Schwester starke Bauchschmerzen hatte. Als ich den Laden verließ und schon einige Schritte entfernt war, sah ich einen Mann auf den Laden zu gehen, der in einem weiten Mantel gehüllt war. Er hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, aber ich erkannte ihn dennoch, obwohl sein Bart jetzt länger und stark mit Grau durchzogen ist. Ich war starr vor Entsetzen, doch dann rannte ich los, um euch so schnell wie möglich von Romandos Rückkehr zu berichten.
Oh, ihr Götter, er wird uns alle umbringen!“ Maya erbleichte erneut vor Schrecken.
„Das wird er nicht!“ sagte Tamira fest. „Im Gegenteil! Der König wird alles daran setzen, seiner so schnell wie möglich habhaft zu werden.
Kommt, wir gehen sofort zu Aelianos! Er weiß am besten, was zu tun ist.“
Die drei Mädchen stürmten die Gänge entlang zu Aelianos‘ Räumen. Ohne anzuklopfen riss Tamira die Tür auf, so dass der Magier erschreckt aus seinem Sessel hochfuhr und seine Teetasse umwarf.
„Bei allen Göttern, hat man euch nicht beigebracht
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