Der gläserne Drache Band II (German Edition)
anzuklopfen, bevor man fremde Räume betritt?“ schimpfte er und rettete eine Handschrift aus der Teelache. „Was ist denn passiert?“
„Romando ist in der Stadt!“ keuchte Tamira außer Atem vom schnellen Lauf. „Schnell, Aelianos, Ihr müsst etwas tun! Er darf uns nicht wieder entkommen!“
„Ruhig, ruhig!“ sagte der Magier. „Wo ist er denn gesehen worden?“
„Maya sah ihn in den Kräuterladen in der Stadt gehen“, berichtete Anina. „Wer weiß, welche Giftmischerei er plant, denn ich denke nicht, dass er Heilkräuter kaufen wollte.“
„Du wirst mit deiner Annahme wohl Recht haben“, sagte Aelianos. „Was mich verwundert, ist aber eher, dass er sich in die Stadt zurück traut. Er muss wohl etwas Besonderes suchen, das er anderswo nicht ohne aufzufallen bekommen kann, sonst würde er das Risiko nicht eingehen.
Ich werde es dem König melden, obwohl ich mir sicher bin, dass wir Romando in der Stadt nicht mehr finden werden. Wenn er bekommen hat, was er suchte, wird er sich schnellstmöglich wieder aus dem Staub gemacht haben, denn er weiß ja, dass überall nach ihm gesucht wird.
Aber zumindest wissen wir jetzt, dass wieder mit ihm zu rechnen ist, denn dass er etwas plant, ist offensichtlich, sonst würde er die Gefahr nicht auf sich nehmen, hier erkannt zu werden.“
„Und wir wissen, dass er sein Aussehen verändert hat!“ sagte Tamira. „Selbst Maya hat ihn kaum erkannt, denn sein Bart ist jetzt lang und stark ergraut.“
„Gut, dann gehe ich jetzt zum König“, sagte Aelianos. „Er wird wohl Suchtrupps in die Stadt senden, die nach Romando Ausschau halten sollen, obwohl ich das nicht für sehr aussichtsreich halte.
Es ist nur schade, dass ihr keine Gedankenverbindung mit den Jungen mehr habt, denn so wird der König einen Boten schicken müssen, der Gondar von Romandos Auftauchen und seinem veränderten Aussehen unterrichtet.
Doch wer weiß, wohin sich der Verbrecher in der Zwischenzeit wieder zurückziehen wird?“
Während Aelianos zum König ging, nahmen die Zwillinge Maya mit in ihre Räume.
„Nun, wie geht es dir denn? Ist deine Familie wohlauf?“ fragte Anina.
„Es geht uns soweit ganz gut“, antwortete Maya und druckste ein wenig herum. „Aber ich habe leider noch keine neue Arbeit gefunden, und so müssen wir immer wieder auf das Geld zurückgreifen, dass ich von euch bekommen habe.“
„Und warum bist du dann nicht schon längst zu uns gekommen?“ fragte Tamira. „Wir können doch den Mayordomus fragen, ob hier auf dem Schloss nicht noch ein tüchtiges Hausmädchen gebraucht wird.
Da wir wissen, wie fleißig du bist, können wir dich mit gutem Gewissen empfehlen. Kommt, wir werden gleich zu ihm gehen!“
Sie fanden den Mayordomus in der Gesindestube, wo er gerade die Anweisungen für den nächsten Tag erteilte. Höflich warteten die drei Mädchen, bis er damit fertig war.
Dann sagte Tamira: „Verzeiht, Ogido, wenn wir Euch stören. Aber wir haben eine Bitte an Euch.“
Ogido war ein schwerleibiger Mann mit einem stets grimmigen Gesichtsausdruck, hinter dem er jedoch nur seine Gutmütigkeit verbarg. Als er die Zwillinge sah, hellte sich seine Miene jedoch auf, da er die Beiden gut leiden konnte.
„Was kann ich für euch tun, meine Damen?“ grummelte er. „Sagt es rasch, denn auf mich warten wie immer noch hunderttausend Dinge, die dringend erledigt werden müssen. Und gerade heute fallen zwei der Dienerinnen aus – eine musste natürlich heiraten und ist mit ihrem Mann weggegangen, die andere liegt in den Wehen und wird wohl auch den Dienst aufkündigen.
Wo soll ich nur so schnell Ersatz bekommen, denn ich kann ja nicht eins von den Küchenmädchen zum Dienst bei den Hofdamen abstellen! Da würde es bald Beschwerden hageln!“ Er raufte sich in komischer Verzweiflung das schüttere Haar. „Die Damen sind sehr anspruchsvoll was ihre persönlichen Dienste betrifft.“
„Nun, dann haben die Götter Eure Gebete gerade erhört“, lachte Anina, „denn wir sind gekommen, um zumindest die Hälfte Eurer Probleme zu lösen.
Hier bringen wir Euch Maya, die in Romandos Haus unsere persönliche Zofe war. Sie ist ein geschicktes und fleißiges Mädchen und wird den Ansprüchen der Damen wohl gerecht werden.
Wollt Ihr sie in Dienst nehmen?“
„Bei den Göttern, ja, natürlich!“ seufzte Ogido erleichtert. „Komm gleich mit, Maya, ich werde dir zeigen, welche Aufgaben du hast, dann kannst
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