Der gläserne Drache Band II (German Edition)
denn Gondar hat sogar mir verschwiegen, dass Mendor euch mitbringen würde.“
„Das hat auch Gondar erst vor wenigen Tagen erfahren, als der König kurz vor unserer Ankunft einen Boten sandte“, erklärte Anina und lächelte verschmitzt, „denn der König hatte erst zwei Tage vor dem Aufbruch unseren Bitten endlich nachgegeben. Wahrscheinlich haben wir seine Zustimmung der Königin zu verdanken, die wohl befürchtete, wieder alle ihre Hofdamen mit Pickeln im Gesicht durch die Gegend laufen zu sehen, wenn er uns zurücklässt.“
„Mit Pickeln im Gesicht?“ fragte Tanis verständnislos. „Was ist das denn für eine Geschichte?“
„Später, später!“ winkte Tamira ab. „Wir haben uns sowieso viel zu erzählen. Aber zunächst einmal wären wir dankbar, wenn wir unser Quartier beziehen könnten, um uns nach der staubigen Reise ein wenig frisch machen zu können.
Weißt du, wo man uns untergebracht hat, Malux?“
„Da ich nicht wusste, dass ihr kommt, weiß ich auch nicht, was Gondar für euch geplant hat“, antwortete Malux. „Aber ich denke, ihr solltet zunächst einmal mit in mein Haus kommen. Ich kann mir vorstellen, dass ihr gern meine Frau und meinen Sohn kennenlernen möchtet.
Wir haben ein hübsches Gästezimmer, das ich euch gern zur Verfügung stelle. Und ich bin gewiss, dass sich Safira wie eine Mutter um euch kümmern wird.
Sollten Gondar oder der König dann etwas anderes bestimmen, können wir das immer noch ändern. Also folgt mir – ihr nicht, Tanis und Wigo! Die Mädchen können euch jetzt nicht gebrauchen, und wir werden uns heute Abend sowieso alle an der Tafel sehen.“
Er rief einen Diener befahl ihm, das Gepäck der Mädchen zu seinem Haus zu bringen. Dann ergriff er die Beiden bei der Hand und führte sie aus dem Tor hinaus den kurzen Weg zu seinem Haus.
Safira hatte den Wunsch ihres Gatten wohl erraten, denn sie war vorausgeeilt und stand nun bereits in der Tür, um Tamira und Anina willkommen zu heißen. Neben ihr stand der etwas verlegen lächelnde Amaro.
Mit warmem Lächeln umarmte Safira die Schützlinge ihres Mannes.
„Wie freue ich mich, euch endlich kennen zu lernen! Ihr seid noch viel hübscher, als Herward gesagt hat. Tretet ein und betrachtet unser Haus als euer Heim.
Und unser Sohn Amaro wird euch wie ein Bruder sein.“
Amaro verbeugte sich formvollendet vor den beiden jungen Damen. „Ich stehe euch jederzeit zu Diensten“, sagte er etwas steif, um seine Unsicherheit zu verbergen. Der Anblick der beiden reizenden Mädchen hatte ihm ein wenig den Atem genommen.
Safira führte die B eiden ins Obergeschoss des Hauses, wo sie ihnen die Tür zu einem geräumigen, gemütlich eingerichteten Gemach öffnete.
Bevor Safira sich zurückzog, ergriff Anina ihre Hände und drückte sie.
„Wir waren so glücklich, als wir erfuhren, dass Malux seine verlorene Liebe wiedergefunden hatte“, sagte sie. „Wir wussten alle, wie er darunter litt, dass er sein persönliches Glück der Erfüllung seiner Pflicht opfern zu mußte, und haben mit ihm gefühlt.
Und dass er nun auch noch zu seiner schönen Frau einen stattlichen Sohn sein Eigen nennen kann, erfüllt uns mit großer Freude. Das waren die Götter ihm für seine Treue und seine Aufopferung schuldig.
Mögen die Götter nun auch schenken, dass nie mehr eine Wolke die Sonne eures Familienglücks trüben möge!“
Tief bewegt und mit feuchten Augen zog Safira die beiden Mädchen an sich, dann schloss sich die Tür hinter ihr.
*****
An der großen hufeisenförmigen Tafel in Gondars Halle hatten sich die wichtigsten Adligen von Torgard versammelt. An der Kopfseite saßen Mendor und Gondar . Die Plätze zur rechten Hand Gondars hatte man Tanis und Anina als zukünftigem Herrscherpaar zugewiesen. Neben Mendor saßen Malux und Safira, ein Zeichen der hohen Wertschätzung des Königs für Herward von Walland und seiner Gemahlin.
Daneben hatte der Haushofmeister auf Gondars Anweisung Amaro als Tamiras Tischherrn zugewiesen. Wigo saß rechts von Anina, an seiner Seite hatte man wohl nicht ohne Hintergedanken die Tochter eines der Adligen im heiratsfähigen Alter platziert.
Wigo machte ein säuerliches Gesicht, denn das reizlose Mädchen war als Tischpartnerin absolut nicht nach seinem Geschmack. Daher flog sein Blick oft abgelenkt zu seiner heimlichen Geliebten, die jedoch aufgrund der Stellung ihres Gatten weit unten an der Tafel saß.
So beantwortete er die
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