Der gläserne Drache Band II (German Edition)
Unterhaltungsversuche seiner Tischpartnerin, die mit aufgeregt geröteten Wangen neben ihm saß, desinteressiert und abweisend.
Gondar, der dies verärgert zur Kenntnis nahm, seufzte enttäuscht. Da Malux ihm von den Verbesserungen Wigos auf dem Kampfplatz berichtet hatte, hoffte der Regent, dass der junge Mann auch sein sonstiges Verhalten ändern würde. Doch offensichtlich hatte Wigo weder sein unhöfliches Benehmen noch seine strikt untersagten Liebesbeziehungen aufgegeben.
Diese offensichtliche Missachtung seiner Befehle konnte Gondar nicht ungestraft lassen, wenn er nicht den Unwillen seiner Gefolgsleute erregen wollte. Doch er wollte Wigo erst zur Rechenschaft ziehen, wenn dieser die Ritterwürde erlangt, den Lehnseid abgelegt und sich somit zur treuen Gefolgschaft verpflichtet hatte. Dann würde er ihn noch einmal zur Ordnung rufen.
Würde er dann seinem Lehnsherrn den Gehorsam verweigern, wären die Folgen weit drastischer, als wenn ein unreifer Jüngling von edler Geburt über die Stränge schlug.
Der sonst so nachsichtige Gondar war mit seiner Geduld am Ende. Wenn der junge Mann alle Warnungen in den Wind schlug, musste er eben die Konsequenzen tragen!
Er nahm sich vor, auch mit Mendor über die Sache zu sprechen, denn der König musste erfahren, dass Wigo wider Erwarten nicht dafür geeignet schien, das Fürstentum Candrien zur Zufriedenheit seines Lehnsherrn zu leiten.
Da Gondar wusste, dass Herward von Walland den König darum bitten würde, aus seiner Pflicht Wigo gegenüber entlassen zu werden, würde Mendor dem Rat der beiden erfahrenen und geschätzten Männer folgen und Wigo das zugesagte Lehen wieder entziehen, zumal dieser keinen Erbanspruch darauf hatte.
Nur bei Tanis als dem Älteren der Zwillinge bestand ein Erbanspruch, aber auch nur auf das Fürstentum Torgard. Wäre Prios nicht ermordet worden, wäre das Land auch an seinen ältesten Sohn übergegangen.
Der König hatte mit der versprochenen Vergabe des Fürstentums Candrien an Wigo nur seinen Dank abtragen wollen, dass die Zwillinge die Gefahr durch Romando vom Königreich abgewendet hatten.
Doch Wigo die Herrschaft Candriens zu übertragen, hieße nur, einem zweiten Romando die Macht zu überlassen – ja, es wäre noch viel gefährlicher, da Wigo ein weitaus stärker begabter Magier war, der viel Unheil anrichten konnte, wenn er außer Kontrolle geriet und sich der schwarzen Magie zuwandte, einer Gefahr, die bei Wigos jetzigem Betragen durchaus im Bereich des Möglichen lag.
Doch dann wischte Gondar seine Grübeleien für den heutigen Abend beiseite, da ihm auffiel, dass er tief in Gedanken Mendors letzte Bemerkung nicht mitbekommen hatte . Erst als der König aufstand, merkte er, dass dieser gebeten worden war, ein paar Worte zum bevorstehenden Turnier zu sprechen.
Die Tafel wurde an diesem Abend früh aufgehoben, denn der König war von der langen Reise ermüdet.
Natürlich hatten aber die jungen Leute noch keine Lust, ins Bett zu gehen, denn das unerwartete Wiedersehen musste voll ausgekostet werden.
So gingen Tanis, Anina und Tamira hinaus in den Park. Amaro gesellte sich zu ihnen, denn Wigo war verschwunden, was alle mit Befremden vermerkten. Die jungen Leute ließen sich in einem der Pavillons nieder, denn es gab von beiden Seiten viel zu erzählen.
Nach etwa zwei Stunden erhoben sich Tanis und Anina, die die ganze Zeit eng aneinander geschmiegt gesessen hatten, und verließen den Pavillon.
Verständnisvoll lächelnd sahen Tamira und Amaro ihnen nach.
Tamira seufzte, und Amaro bemerkte: „Es tut mir leid für dich, dass du nun mit meiner Gesellschaft vorlieb nehmen musst.“ Er betrachtete Tamira mit bewunderndem Blick und sagte dann: „Ich kann Wigo nicht verstehen! Verzeih mir, denn es geht mich eigentlich nichts an, aber wie kann ein Mann die Liebe einer so wunderschönen und klugen Frau, wie du es bist, verschmähen?
Jeder Mann, der Augen im Kopf hat, sollte den Göttern auf den Knien danken, wenn eine Frau wie du sich ihm zuwendet! Wieso sucht er flüchtige Abenteuer mit dummen Küchenmädchen oder stiehlt anderen Männern die Frau?“ Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Was sucht er dort, was er nicht tausend Mal besser bei dir finden könnte?“
„Das habe ich mich auch lange gefragt“, antwortete Tamira ohne jeden Anflug von Verbitterung, „bis ich die Antwort gefunden hatte. Doch nun weiß ich, warum er meine Liebe nicht erwidern konnte, und bin heute
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