Der gläserne Drache Band II (German Edition)
die Hochzeitsgäste, denn der Liebreiz der Mädchen wurde durch die prachtvollen Gewänder, die sie trugen, noch mehr gesteigert.
Die mit Gold- und Silberfäden bestickten Roben mit den kurzen Schleppen ließen ihre Gesichter noch mehr erstrahlen, und die mit kostbaren Edelsteinen hochgesteckten Haarflechten wetteiferten im Glanz mit den hauchzarten Goldschleiern, die daran befestigt waren.
Beide waren gleich gekleidet, und die wenigsten Anwesenden hätten sagen können, welche der beiden Anina und welche Tamira war. Aber man brauchte nur den Blicken der beiden wartenden Bräutigame zu folgen , um das herauszufinden, denn Tanis hatte nur Augen für Anina, während Amaro nur Tamira sah.
Hinter den Mädchen schritt Safira, die die Schar der Brautjungfern anführte. Und auch hier gab es jemanden, der nur Augen für diese eine Frau hatte: In Malux‘ Blick konnte jeder die Liebe und Verehrung für seine schöne Frau sehen.
Dann führte Goren Anina Tanis zu und geleitete Tamira an Amaros Seite. Als beide Paare zusammenstanden, trat die Priesterin zu ihnen und sagte:
„Ihr seid gekommen, um vor den Augen der Götter und Menschen den Bund der Ehe zu schließen. Und so frage ich nun: Willst du, Tamao, Sohn des Prios, Anina, die Tochter Gorens, zu deinem Weibe nehmen, sie lieben und schützen und ihr die Treue halten, bis die Götter dereinst durch den Tod euren Bund beenden?“
„Ja, das will ich!“ antwortete Tanis fest.
„Und so frage ich auch dich, Anina: Willst du Tamao zu deinem Ehegemahl nehmen, ihm in Liebe und Treue zur Seite stehen und Freud und Leid mit ihm teilen, solange Gasmira es dir vergönnt?“
Eine zarte Röte färbte Aninas Wangen, als nun auch sie sagte: „Ja, das will ich!“
Nun legte die Priesterin die Hände der beiden ineinander, schlang ein goldenes Band darum und sagte: „So seid ihr ab jetzt nach dem Willen der Götter miteinander vermählt, und ihr Segen möge allezeit auf euch ruhen!“
Dann löste sie das Band, und Tanis zog Anina in die Arme und küsste sie innig. Dann trat er mit seiner Frau auf die Seite, und Amaro und Tamira stellten sich vor der Priesterin auf, die die gleiche Zeremonie nun auch bei ihnen vollzog.
Nun erhob sich der König und sagte:
„Und ich bestätige hiermit den Bund von Tamao und Anina und den von Amaro und Tamira! Wir alle wünschen den jungen Paaren Glück und Zufriedenheit für ihr weiteres Leben. Mögen die Götter ihre Verbindung mit reicher Nachkommenschaft segnen und sich somit ihr Sinn erfüllen!
Und da Anina nunmehr die rechtmäßige Gemahlin des Fürsten von Torgard ist, werde ich sie nun auch offiziell krönen.
Herward von Walland, bringt mir die Krone! Euch gebührt diese Ehre, da ohne Euren treuen Einsatz diese Krönung heute nicht stattfinden könnte.“
Malux nahm aus den Händen des Haushofmeisters das kleine Samtkissen mit dem zierlichen Diadem entgegen.
„Anina von Torgard, kniet nieder!“ sagte der König dann. Anina folgte dem Befehl mit vor Aufregung und Glück geröteten Wangen.
Der König nahm die Krone von dem dargereichten Kissen und hielt sie über Aninas Haupt.
„Anina von Torgard, Tochter des Goren, rechtmäßige Gemahlin des Fürsten Tamao, schwört Ihr bei den Göttern, euren Untertanen stets eine gütige und gerechte Herrscherin zu sein und Eure ganze Kraft der Erfüllung dieser Aufgabe zu widmen?“
„Das schwöre ich!“ sagte Anina laut und klar.
Der König setzte ihr nun die Krone auf und sprach: „So erhebt euch nun, Anina, Fürstin von Torgard!“
Malux reichte ihr die Hand und sie erhob sich. Dann drehte sie sich zu den Versammelten um.
Jetzt brach Jubel im Saal aus, und die frisch Vermählten wurden von Verwandten und Freunden in die Arme gezogen und beglückwünscht.
Auch Wigo gratulierte den jungen Paaren, doch als er Tamira in die Arme zog, spürte er einen Stich in seinem Herzen. Er hätte es sein können, der nun glücklich lächelnd an ihrer Seite stand, nicht Amaro.
Doch er missgönnte sie dem Freund nicht und war froh, Tamira so glücklich zu sehen. Er gestand sich ein, dass Tamira für sich den besseren Mann gewählt hatte.
So war er wohl der Einzige, der an diesem Tag nicht rundherum zufrieden war. Tanis bemerkte zwar, dass der Bruder ein wenig traurig aussah, aber er war so gefangen in seiner eigenen Freude, dass er es sofort wieder vergaß.
Ein wenig später begaben sich die Hochzeitsgäste in den großen
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