Der gläserne Drache Band II (German Edition)
sehen.
Du siehst“, sagte er lächelnd, „dass ich mal wieder nicht ohne deinen Rat auskomme!“
Malux war verblüfft. Mit allem hätte er bei Wigo gerechnet, nur nicht damit, dass dieser auf die Fürstenkrone von Candrien verzichten würde, nachdem er sich schon sicher in ihrem Besitz gesehen hatte.
Doch er sah Wigos Begründungen ein. Die Überlegungen des jungen Mannes waren logisch und würden dem Königreich für die Zukunft nützlicher sein. Mendor hatte in seinem Gefolge mehr als einen Adligen, der als Fürst für das Lehen Candrien geeignet war und – ohne die Taten Wigos für die Errettung des Reiches schmälern zu wollen – auch durch Treue und Einsatz verdient hatte.
Wahrscheinlich würde dem König die Vergabe Candriens an einen anderen Edelmann sogar Beifall einbringen, da vielen die Wahl des jungen Wigo als Romandos Nachfolger missfallen hatte.
Somit würde sich Mendor den Argumenten Wigos nicht verschließen können, da sie für das Reich und den König nur Vorteile brachten.
„Nun, wenn es dir mit diesem Entschluss Ernst ist, den auch ich für alle als wertvoll ansehe, werde ich dich gern beim König unterstützen, wenn du ihm deine Vorschläge unterbreitest“, sagte Malux daher.
Doch damit sollten wir bis nach den Feierlichkeiten warten, und dann einen günstigen Augenblick finden, um Mendor mit deinem Plan zu konfrontieren.“
Wigo sah Malux dankbar an. „Wie konnte ich je denken, dass du mir feindlich gesinnt seist!“ seufzte er. „Einen besseren Freund als dich werde ich nie mehr finden und werde daher immer in deiner Schuld stehen.“
„Ach, Papperlapapp!“ lachte Malux. „Komm, da wir beide zurzeit im Schloss nur lästig sind, lass uns hier gemütlich bei einem Glas Wein über alte Zeiten und neue Zukunftspläne plaudern!“
*****
Und dann kam der Morgen des Krönungstages. Bei Sonnenaufgang erschollen die Fanfaren, und die zu der Zeremonie Geladenen strömten in den großen Saal des Schlosses, um einen guten Platz zu ergattern.
Der Haushofmeister und seine Gehilfen hatten alle Hände voll zu tun, um Ordnung in die laut schnatternde Menge zu bringen. Endlich kehrte Ruhe ein, und die Höflinge schauten erwartungsvoll zur großen Eingangstür der Halle.
Und dann war es soweit. Die große Flügeltür öffnete sich, und der Mayordomus kündigte das Erscheinen des Königspaares an.
Während Mendor und seine Gemahlin auf den Thronsesseln Platz nahmen, meldete der Haushofmeister den amtierenden und den zukünftigen Fürsten Torgards an. Mit feierlichem Ernst schritt Tanis an Gondars Seite auf die Thronstufen zu. Beide waren in die Farben Torgards – Grün und Weiß – gekleidet. Gondar trug die Fürstenkrone und die schwere, goldene Kette mit dem Wappen des Landes, die Zeichen seiner Würde. Tanis war barhäuptig.
Als die B eiden vor dem Königspaar aufs Knie sanken, stützte Tanis kaum merklich den alten Gondar, der sich mit dieser Ehrbezeugung schon etwas schwertat. Dann geleitete Tanis den scheidenden Fürsten zu seinem Ehrenplatz eine Stufe tiefer auf der rechten Seite des Königs und nahm dann selbst auf der linken Seite unterhalb der Königin Platz.
Dann erhob sich Mendor.
„Wir alle danken den Göttern, die uns durch den Mut und die Aufopferung treuer Freunde den Erben des Fürstentums T orgard zurückgegeben haben, den wir für immer verloren glaubten. Nie sollen ihre Taten vergessen sein, denn nur durch sie wird uns heute die Freude zuteil, die Krone von Torgard an Tamao, Sohn und rechtmäßigen Erben des Prios, übergeben zu können.
Und unser Dank gilt Gondar, dem Weisen, der das Fürstentum bis heute so trefflich verwaltet und vor jeder Not und Gefahr beschirmt hat. Doch heute soll die schwere Last seines Amtes auf jüngere Schultern übergehen.
Darum tretet vor, Gondar!“
Gondar erhob sich und kni ete sich mit Unterstützung eines der Adligen auf das auf den Stufen liegende Polster. Der König trat zu ihm, nahm ihm die Fürstenkrone vom Haupt und legte sie auf einem bereitgehaltenen Kissen nieder. Dann nahm er auch die Kette vom Hals des alten Magiers und legte sie neben die Krone.
„Habt nochmals Dank, Gondar, für Eure Aufopferung und Treue, die in unserem Königreich nie vergessen sein werden!“ sagte der König bewegt. „Und Dank auch für Eure Zusage, den neuen Fürsten mit Rat und Tat zu begleiten, solange die Götter es Euch gewähren.“
Dann ergriff er Gondars Hand, half ihm auf und führte ihn selbst
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