Der gläserne Drache Band II (German Edition)
zu seinem Platz zurück.
„Und nun tretet vor, Tamao von Torgard, und empfangt aus der Hand Eures Königs die Krone und die Kette des Fürstentums als Lehen, wie sie dereinst Euer Vater aus der Hand des meinen empfing!“
Tanis kniete auf dem Polster nieder, und nachdem er den Lehnseid der Fürsten geleistet hatte, legte ihm der König die Kette um den Hals und setzte ihm die Krone aufs Haupt.
„Erhebt Euch nun, Fürst Tamao, und möget Ihr Euren Untertanen lange ein weiser und gerechter Herrscher und Eurem König ein treuer Lehnsmann sein!“
Unter dem Jubel und den Hochrufen alle Anwesenden kehrte der neue Fürst von Torgard zu seinem Platz zurück. Glücklich flog sein Blick zu seiner Familie und den Freunden.
Er sah die Liebe in Aninas Augen und den Stolz und die Freude auf den Gesichtern der anderen. Sogar seine Pflegeeltern, Dormas und Argana, und deren fünf leibliche Kinder schienen für den Augenblick ihr Unbehagen über die für sie einschüchternde Umgebung zu vergessen und jubelten dem Sohn und jüngeren Bruder enthusiastisch zu. Auch Goren und seine Söhne waren von dem zukünftigen Schwiegersohn und Schwager begeistert.
Tanis suchte bang den Blick des Zwillingsbruders, doch in dessen Augen gab es nicht den geringsten Anflug von Neid. Auch Wigo schaute mit stolzer Freude auf den prächtigen jungen Fürsten, dessen Haltung auf natürliche Weise Hoheit und Macht ausdrückte.
Als sich nun nach Beendigung der Zeremonie der Saal wieder geleert und das Königspaar sich in seine Gemächer zurückgezogen hatte, blieben nur noch die Freunde und die Familie zurück, um Tanis zu gratulieren und ihn ohne beengende Hofetikette in die Arme schließen zu können.
Als Wigo den Bruder umarmte, witzelte er: „Muss ich nun eigentlich „ Tamao und Ihr“ zu dir sagen, oder darf ich dich weiter Tanis nennen und dich duzen?“
Mit gespieltem Ernst antwortete Tanis: „Natürlich erwarte ich von euch allen, dass ihr mich ab sofort als euren Herrscher anerkennt und entsprechend anredet! Auch Anina darf mich erst wieder duzen, wenn wir verheiratet sind und ich sie mit der Krönung zur Fürstin auf meine Stufe erhoben habe, das ist doch wohl klar!“
Dann lachte er ihnen in die entgeisterten Gesichter. „Ich musste bisher schon immer überlegen, wer gemeint war, wenn man mich mit Tamao ansprach. Leider werde ich mich nun doch wohl an meinen Geburtsnamen gewöhnen müssen, aber ich hoffe, dass ich für euch alle weiterhin Tanis bleiben darf.“
Fröhlich legte er den einen Arm um Anina und den anderen um Wigo und zog sie mit sich fort.
„Kommt! Im kleinen Saal ist für uns das Mittagsmahl bereitet. Dort können wir unsere kleine private Feier abhalten, denn heute Abend beim Festmahl wird es wohl wieder sehr formell zugehen.“
*****
Auch am nächsten Tag gab es im Schloss keinen ruhigen Winkel. Zwar sollten die Hochzeit der beiden Paare und Aninas Krönung am Nachmittag stattfinden, aber schon zur frühen Morgenstunde war das ganze Schloss auf den Beinen.
In den Räumen der Mädchen herrschte ein regelrechtes Gedränge, denn Safira und Maya dirigierten ein halbes Dutzend Zofen um die Bräute herum. Die jungen Frauen mussten noch einmal ihre Hochzeitskleider anprobieren, und zwei Schneiderinnen nähten hektisch an unbedingt nötigen Änderungen der Roben herum, bis es Tamira zu bunt wurde.
„Jetzt lasst es endlich gut sein, das Kleid ist perfekt!“ fauchte sie gereizt. „Oder glaubt ihr, dass Amaro mich nicht heiraten wird, weil irgendwo eine Borde schief sitzt? Wir brauchen dringend eine oder zwei Stunden Ruhe über die Mittagszeit, sonst gibt es heute Nachmittag zwei ohnmächtige anstatt glückliche Bräute! Also seid so gut und gönnt uns ein wenig Erholung!“
Anina seufzte zustimmend und lächelte verschmitzt. „Ja du hast Recht, Schwester! Und wenn ich nicht bald einen Bissen zu essen bekomme, wird man mich bereits ohnmächtig zur Hochzeit tragen müssen. Und ich glaube kaum, dass Tanis begeistert sein wird, wenn seine Frau die Hochzeitsnacht verschläft, weil sie völlig entkräftet ist.“
Safira lachte. „Nun, das wäre wirklich fatal! Das können wir natürlich nicht riskieren. Daher gönnen wir euch jetzt ein wenig Ruhe. Und ich werde Gondar um einen stärkenden Trank für euch bitten, damit ihr mit wachen Sinnen die schönste Nacht eures Lebens genießen könnt.“
Sie wies die Frauen an, den Mädchen aus den Kleidern zu helfen, scheuchte sie dann
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