Der gläserne Drache Band II (German Edition)
aus dem Raum und schloss hinter sich die Tür.
Erschöpft, aber erleichtert warfen sich Anina und Tamira aufs Bett. Dann fingen beide im gleichen Moment an zu lachen.
„Na, das wäre noch was!“ japste Tamira, als sie wieder zu Atem gekommen war. „Stell dir die Gesichter von Tanis und Amaro vor, wenn wir uns im Brautbett sofort auf die Seite drehen und schlafen würden!“
„Ich stelle mir eher mein Gesicht vor, wenn ich morgens wach würde und feststellen müsste, dass ich das Beste verpasst habe!“ antwortete Anina trocken. Dann lachte sie. „Aber du weißt ja: Nach Aelianos‘ Regeln darf ein Magier seine Kräfte auch gelegentlich für sich selbst einsetzen, wenn er niemandem damit schadet. Ich denke, wir werden ein solches Desaster wohl zu verhindern wissen.“
In diesem Augenblick klopfte es zaghaft an der Tür und Maya trat ein. Sie trug ein Tablett, auf dem ein reichhaltiger Imbiss sowie ein Krug und zwei Becher standen.
„Das Essen schickt Euch Safira, das Getränk kommt mit den besten Wünschen von Gondar“, sagte sie und lächelte wissend. „Somit dürfte der Vermählung und den weiteren Begebenheiten nun nichts mehr im Wege stehen.“
Sie setzte das Tablett auf dem Tisch ab und zog sich dann schnell wieder zurück.
Hungrig machten sich die beiden Mädchen über das Essen her. Dann versenkten sich beide in einem kurzen, aber tiefen Schlaf, aus dem sie nach einer halben Stunde erfrischt wieder erwachten.
Tamira goss die Becher aus dem Krug voll und reichte einen davon ihrer Schwester. Als sie beide ihren Becher geleert hatten, spürten sie, wie ihre Lebensgeister geweckt wurden und frische Kraft durch ihre Körper strömte.
„Man sollte gar nicht meinen, dass der alte Gondar ein Herz für junge Liebespaare hat“, sagte Tamira. „Ich hatte gedacht, dass Safira nur einen Scherz gemacht hätte, als sie ihn um einen Trank für uns bitten wollte.“
„Nun – der alte Gondar war ja nicht immer alt“, entgegnete Anina. „Was wissen wir denn von seinem Leben? Wir haben ihn nie danach gefragt, doch ich bin gewiss, dass er uns auch nicht viel erzählt hätte, da er sehr verschlossen ist.
Aber es ist doch anzunehmen, dass auch ihm in seinem Leben die Liebe nicht fremd gewesen ist , was man an dem Trank hier sieht.
Aber nun komm, lass ‘ uns alle wieder hereinrufen, sonst kommen wir womöglich noch zu spät zu unserer eigenen Hochzeit!“
*****
Wieder war der große Festsaal bis auf den letzten Platz besetzt mit erwartungsvollen Menschen.
Vor den Stufen des Throns standen Tanis und Amaro, beide auch diesmal prächtig gekleidet in die Farben von Torgard, und traten nervös von einem Fuß auf den anderen. Ihnen zur Seite standen Dormas und Malux, die hier und da beruhigend ihre Hand auf die Schultern der Söhne legten.
Auf der Stufe über ihnen stand eine ganz in Weiß gekleidete Priesterin der Muttergöttin Gasmira, um die Verbindung der beiden Paare im Namen der Göttin zu weihen und Kindersegen auf sie herabzuflehen.
Ungeduldig starrten die beiden jungen Männer zur Tür, wann denn nun endlich die Bräute mit ihrem Gefolge eintreten würden. Doch an der Tür rührte sich nichts.
„Wenn sie jetzt nicht endlich kommen, gehe ich nachschauen, wo sie bleiben!“ raunte Amaro fahrig. „Es wird doch wohl nichts geschehen sein?“
Malux schmunzelte und flüsterte seinem Sohn und Tanis zu: „Es ist das Vorrecht der Damen, uns immer ein wenig warten zu lassen. Das erhöht das Verlangen der Männer, und umso mehr freuen wir uns dann, wenn sie endlich da sind.
Oder habt ihr vielleicht etwas getan, was die Mädchen veranlasst haben könnte, von der Hochzeit abzusehen?“
Die zwei jungen Männer sahen Malux entrüstet an.
„Wie kannst du so etwas nur denken!“ wisperte Tanis empört. „Anina und ich warten jetzt seit zwei Jahren auf diesen Tag. Was also sollte sie davon abhalten?“
„Na, dann werden sie auch kommen!“ lachte Malux leise. „Da, seht! Es ist schon so weit.“
Tatsächlich öffnete sich in diesem Augenblick die große Flügeltür und der Mayordomus trat ein. Laut verkündete er die Ankunft der Bräute und ihres Gefolges.
Und dann führte Goren seine beiden Töchter in den Saal. Man merkte ihm an, wie aufgeregt und verlegen er sich unter den Blicken des versammelten Adels fühlte, und es hatte eher den Anschein, dass die Mädchen ihn führten anstatt andersherum.
Ein Raunen der Begeisterung ging durch
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