Der gläserne Drache Band II (German Edition)
klar, warum die Suche nach ihm in Estoria zu keinem Ergebnis geführt hatte. Der Erzschurke hatte sich ganz einfach außer Landes geflüchtet!
Es gab zwar keine Feindschaft zwischen den beiden Ländern, aber es herrschte ein etwas gespanntes Verhältnis zwischen Mendor und dem Herrscher des Nachbarlandes, der seine Schwester gern als Königin auf dem Thron von Estoria gesehen hätte und verärgert war, dass Mendor damals einer anderen Frau den Vorzug gegeben hatte.
So trieb man zwar um des jeweiligen Vorteils willen Handel miteinander, ansonsten jedoch beschränkten sich die Beziehungen jedoch auf das Notwendigste. So war auch die Suche nach Romando nicht auf Mundivia ausgedehnt worden, da man dort derartiges nicht zugelassen hätte.
Mendor war auch der Ansicht gewesen, dass man Romando aus Mundivia vertrieben hätte, wäre sein Aufenthalt dort bekannt geworden.
So konnte Romando auch da nur im Verborgenen hausen, denn auch im Nachbarland gab es Gesetze gegen schwarze Magie.
So war das Geldstück ein wertvoller Hinweis, und Malux begann zu hoffen, dass es Anina und Tanis nun gelingen würde, den Aufenthaltsort Romandos und somit wohl auch Tamiras aufzuspüren.
Malux bedankte sich bei den hilfreichen Bauern und machte sich zurück auf den Weg nach Hause.
Amaro war noch immer bewusstlos, und die Sorge der Eltern um den einzigen Sohn wuchs mit jeder Stunde. Doch sie konnten nur warten und hoffen, dass Anina recht bald eintreffen würde.
*****
Als der Bote am frühen Morgen des dritten Tages nach dem Überfall am Hof zu Torgard eintraf, waren er und seine Pferde am Ende ihrer Kräfte, denn er war zwei Tage nur mit kurzen Pausen zum Füttern und Tränken der Tiere durchgeritten.
Der Mann fiel mehr aus dem Sattel, als dass er abstieg, und man musste ihn auf dem Weg zu Tanis stützen. Doch er wollte um jeden Preis zuerst seine Botschaft loswerden, bevor er sich Ruhe gönnte.
Entsetzt vernahm Tanis die Unheilsbotschaft. Sofort ließ er nach Anina schicken und gab Anweisung, dass zwei Pferde im Hof bereitgestellt würden, damit sie sofort zu Malux aufbrechen konnten. Er sandte auch einen Diener zu Gondar, damit dieser wusste, was geschehen war, und die Regentschaft während ihrer Abwesenheit übernahm.
Als Anina hörte, was passiert war, erbleichte sie vor Schrecken. Was würde Romando ihrer Schwester antun, denn auch Tanis und sie waren gewiss, dass nur er hinter dieser Schandtat stecken konnte.
„Zieh dir schnell Reitkleidung an“, drängte Tanis, „damit wir sofort aufbrechen können. Wir beide werden allein reiten, denn dann sind wir schneller, da wir die Pferde mit Magie stärken können.“
„Wir werden nicht reiten!“ unterbrach ihn Anina. „Wir werden uns gemeinsam zu Malux versetzen. Ich muss nur noch Serinas Salbe holen.“
Sie schnippte mit den Fingern und sagte ein paar Worte, und schon lag in ihrer Hand das kleine Salbengefäß, das ihr die Waldgöttin bei ihrem Abschied geschenkt hatte.
„Aber wir wissen doch gar nicht, wohin wir uns versetzen sollen!“ sagte Tanis verwirrt. „Wir sind noch nie auf Malux‘ Gut gewesen und wissen daher nicht, welchen Ort wir ansteuern müssen.“
„Doch das wissen wir!“ antwortete Anina mit einem kleinen Lächeln. „Ich habe dir doch erzählt, dass Tamira mich besucht hat. Ich sah in ihren Gedanken das Bild des Platzes vor dem Haus ganz genau und weiß daher, wo ich hin muss. Schau in meine Gedanken, damit auch du den Platz kennst, und dann gib mir deine Hand!“
Die Beiden fassten sich bei den Händen und sahen sich in die Augen. Dann begann ihr Bild vor den Augen der erstaunten Anwesenden zu flimmern und sie waren verschwunden.
Auf dem Vorplatz vor Malux‘ Haus kamen sie wieder zum Vorschein. Ohne sich weiter umzusehen, rannten sie auf das Haus zu und riefen nach Malux und Safira.
Da kamen die Beiden auch schon die Treppe vom Obergeschoss heruntergeeilt.
„Den Göttern sei Dank!“ stieß Malux hervor. „Kommt rasch, Erklärungen und
Begrüßungen müssen warten, denn Amaro geht es schlecht.“
Rasch folgten Tanis und Anina ihm und Safira in das Schlafzimmer Amaros. Ohne zu zögern setzte sich Anina an das Bett des Verletzten und entfernte den Verband von seinem Kopf. Dann strich sie die Salbe auf die große Kopfwunde.
Sie nahm Amaros Hand und ließ einen Strom von stärkender Kraft in ihn fließen. Dann erhob sie sich
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