Der gläserne Drache Band II (German Edition)
Tür hinter ihm geschlossen, als Romando ihm schon den vergifteten Dolch in den Leib stieß. Krampfhaft versuchte der überraschte Ketho noch, einen Gegenzauber auszuüben, doch es war zu spät!
Auch er starb unter Qualen , und triumphierend nahm der Mörder seine magische Energie in sich auf.
*****
Eines Morgens, als Tanis eine Besprechung mit seinen Ratsherren hatte, saß Anina im Pavillon und vertrieb sich die Zeit mit einer Stickerei. Aber sie war nicht bei der Sache, denn der Pavillon erinnerte sie an die dort mit Tamira verbrachten Stunden. Sie vermisste die Schwester sehr, denn in ihrem ganzen vorherigen Leben waren die Zwillinge nie länger als ein paar Stunden getrennt gewesen.
Ohne dass es ihr bewusst wurde, suchte sie daher die Gedankenverbindung zu Tamira und war selbst überrascht, dass plötzlich deren Gesicht vor ihrem inneren Auge auftauchte.
Tamira schien gesehen zu haben, wo sie sich aufhielt, denn plötzlich ließ sich die Schwester lachend neben ihr nieder.
Jubelnd warfen sie sich einander in die Arme.
„Man merkt ja wohl doch, dass wir Zwillinge sind“, scherzte Tamira, „denn ich hatte im gleichen Augenblick dieselbe Idee.
Es ist so schön, dich wiederzusehen, denn ich hatte trotz allem große Sehnsucht nach dir.“
„Was sagt Amaro, wenn du plötzlich verschwunden bist?“ fragte Anina. „Und wie geht es dir in deiner neuen Heimat – und was macht die Ehe?“
Tamira lächelte. „Amaro ist mit Malux und Nerio unterwegs, um die Felder zu inspizieren. Wenn ich es ihm also nicht erzählen würde, bekäme er es gar nicht mit, dass ich dich besuche.
Aber ich werde es natürlich berichten und allen Grüße von dir ausrichten.
Tja, und die Ehe – kannst du dir etwas Schöneres denken als ein jung vermähltes Paar?“
„Nein, natürlich nicht!“ lachte Anina. „Aber leider können Tanis und ich nicht so viel Zeit miteinander verbringen, wie wir es eigentlich gern möchten, denn die Verwaltung des Fürstentums nimmt ihn mehr in Anspruch, als ich erwartet hatte. Aber ansonsten bin ich so glücklich wie nie zuvor in meinem Leben!“
„Da geht es uns wohl beiden gleich“, schmunzelte Tamira. „Auch Amaro hat nach meinem Geschmack zu viel zu tun, aber ich weiß ja, dass er lernen muss, ein so großes Gut zu führen. Die Ländereien sind so riesig, dass ich bisher nicht einmal die Hälfte kenne, obwohl ich mit Amaro und gelegentlich auch mit Malux zwei- bis dreimal die Woche ausreite.
Und auch ich müsste mich eigentlich jetzt um die Belange der Haushaltsführung kümmern, doch ich denke, dass Safira und Nerios Weib Mara ganz gut für ein Stündchen ohne mich auskommen können, da Mara das ja seit zehn Jahren tut.“
Kichernd vertrauten sich die beiden Schwestern die kleinen Geheimnisse ihrer Ehen an und berichteten einander von ihrem Alltag unter den neuen Lebensbedingungen.
Sie bemerkten nicht, wie schnell die Zeit verflog. Doch plötzlich sagte Anina:
„Oh, ihr Götter, schau mal, die Sonne steht schon im Mittag! Ich muss zurück ins Schloss, denn Tanis würde sich wohl wundern, wenn ich nicht zum Essen erscheine!“
„Ja, du hast Recht!“ erschrak Tamira. „Auch ich muss zurück, damit man mich nicht vermisst. Aber wir sollten noch einmal Gedankenverbindung herstellen, bevor ich mich zurückversetze, damit du den Ort siehst, zu dem du gehen musst, wenn du mich einmal besuchen kommen möchtest.“
Sie zeigte der Schwester den großen Vorplatz vor dem Gutshaus. Dort konnte Anina sicher sein, nicht irgendwo zu landen, wo sie Schaden nehmen konnte, da sie die Örtlichkeiten vorher ja noch nicht gesehen hatte.
Noch einmal umarmten sich die Schwestern, dann war Tamira verschwunden.
*****
Ein paar Wochen später waren Amaro und Tamira wieder einmal allein zu einem Austritt unterwegs. Mittlerweile kannten sich beide schon recht gut aus.
Sie hatten vor etwa einer viertel Stunde eines der etwas weiter vom Gutshaus entfernten Dörfer passiert, dessen Bewohner sie freudig und ehrerbietig gegrüßt hatten. Die Leute mochten das schöne junge Paar, das seine Untergebenen stets freundlich behandelte.
Als die Beiden nun eine kleine Baumgruppe mit lichtem Unterholz passierten, hörten sie auf einmal ein schwirrendes Geräusch. Doch bevor sie es deuten konnten, wurde Tamira von einem Stein an der Schläfe getroffen und fiel bewusstlos vom Pferd.
Erschrocken sprang Amaro von seinem Tier und eilte zu ihr. Doch in diesem Augenblick
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