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Der gläserne Drache

Der gläserne Drache

Titel: Der gläserne Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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selbstverständlich, dass sich die beiden Mädchen mit ihrer Stickarbeit wieder in die Fensternischen der Halle zurückzogen. Keiner des Gesindes verschwendete einen Gedanken auf den Verbleib der Jungen, da Magritta alle bis über die Ohren mit Arbeit eingedeckt hatte.
    Sie selbst hatte zwei Tage zuvor Romandos Räume gründlich gereinigt und dann die Tür wieder sorgsam verschlossen. Weder das Fehlen des Buches noch der Zugriff auf ihren Schlüssel waren ihr aufgefallen.
     
    Mit dem unter Tanis‘ Kleidung verborgenen Buch schlichen die beiden wieder unbemerkt in Romandos Zimmer.
    Während Wigo das Buch der Drachenlegende wieder dort aufschlug, wo er geendet hatte, legte Tanis den Band mit den Zaubersprüchen wieder in die Lade zurück. Dann kam er zu Wigo herum, um gemeinsam mit ihm den Rest der Prophezeiung zu lesen.
     
    Plötzlich erreichte die beiden ein Gedankenbild der Mädchen.
    Eine der Mägde ging mit einem Wassereimer und einem Feudel in den Gang und begann, den Boden aufzuwischen.
    Wie erstarrt verharrten die beiden Jungen an ihrem Platz. Jedes Geräusch konnte ihren Aufenthalt verraten.
    In diesem Augenblick begann es in Wigos Nase zu kribbeln. Krampfhaft versuchte er, das Gefühl zu unterdrücken, denn ein Niesen würde auf dem Gang unweigerlich gehört werden. Er sandte ein flehentliches Gedankenbild an Tamira.
    Diese reagierte sofort. Sie legte den Stickrahmen beiseite und lief in den Gang. Dabei nieste sie mehrmals heftig.
     
    „Ach, Enida, hast du durch Zufall ein Tuch in der Tasche?“ fragte sie, als sie die Magd erreicht hatte. „Ich habe mich wohl erkältet und mein Taschentuch im Zimmer vergessen.“
     
    „Nein, Herrin, leider nicht!“ knickste das Mädchen. „Aber ich laufe sofort und hole Euch eines.“ Sie ließ den Feudel fallen und rannte davon. Sie war gerade weit genug entfernt, als Wigos Nase förmlich explodierte.
     
    Tamira öffnete die Tür. „Um der Götter willen, verhaltet euch eine Weile ruhig!“ raunte sie. „Ich werde zwar zwischenzeitlich weiter den Gang wischen, damit Enida nicht mehr so nahe an die Tür kommt, aber sie wird gleich wieder zurück sein und den restlichen Flur wischen. Ich gebe euch sofort Bescheid, wenn sie weg ist, aber bis dahin dürft ihr euch nicht rühren!“
     
    Wigo und Tanis setzen sich gehorsam still auf zwei Stühle. Tamira schloss die Tür, ergriff den Feudel und wischte so schnell sie konnte den Gang entlang.
    Sie war schon wenige Meter vor dem Ende, als Enida angerannt kam.
     
    „Aber Herrin, was tut ihr denn da?“ Sie nahm Tamira den Wischmop aus der Hand und drückte ihr dafür ein Taschentuch hinein. „Wenn Magritta das wüsste, würden wir beide Ärger bekommen.“
     
    „Sie weiß es aber nicht, und ich werde es ihr bestimmt nicht sagen“, lächelte Tamira. „Ich habe das zuhause jeden Tag getan, warum soll ich dir nicht helfen, wenn du mir einen Gefallen tust?“
     
    Sie ging wieder zur Fensternische zurück und nahm den Stickrahmen auf.
    Enida war kurze Zeit später mit dem Wischen fertig. Sie nahm ihren Eimer auf und verschwand in Richtung Küche.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung signalisierten die Mädchen Tanis und Wigo, dass die Luft wieder rein war.
     
    Auch die Jungen atmeten auf. Der Schreck saß ihnen noch in den Gliedern.
     
    „Puh, das war Rettung in letzter Minute!“ Wigo war sichtlich blass im Gesicht. „Ich wage nicht, mir vorzustellen, was passiert wäre, wenn Enida das Niesen gehört hätte! Sie ist keineswegs so zuverlässig und verschwiegen wie Maya und hätte es bestimmt sofort ausposaunt.“
     
    „Tja, da wären wir in arge Erklärungsnot gekommen“, stimmte Tanis zu. „Wahrscheinlich hätten wir unseren Abwehrzauber sofort testen können, wenn Romando erfahren hätte, dass wir in sein Allerheiligstes eingedrungen sind.
    Aber jetzt komm, lass uns weiterlesen, damit wir hier endlich herauskommen! Ich habe mich vorher schon unwohl gefühlt bei unserem Unternehmen, aber jetzt sitzt mir die Angst im Nacken.“
     
    Nach etwa einer halben Stunde waren die beiden zum Ende der Legende gekommen. Rasch schlossen sie das Buch und legten es wieder an den Platz, an dem es gelegen hatte.
    Dann sahen sie sich noch einmal sorgfältig um, ob sie keinerlei Spuren ihrer Anwesenheit hinterlassen hatten, und verließen dann den Raum. Wigo verschloss die Tür, hängte den Schlüssel um seinen Hals und verstaut ihn sorgsam unter seiner Kleidung.
    Dann machten sie schnell, dass sie wieder zu den Mädchen

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