Der gläserne Drache
auf seinen Bannspruch reagiert hatte? Bisher hatte er mit diesem Spruch noch jeden unter seinen Willen bringen können.
Doch nicht einer von ihnen hatte auf seinen Befehl reagiert, ihm zu sagen, warum der Zusammenschluss des Kreises nicht funktioniert hatte, wie es nach der Prophezeiung zu erwarten gewesen wäre.
Für Romando gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Kräfte der Zwillinge hatten noch nicht den gewünschten Stand erreicht, oder ihre angeborene, nun durch das Training verstärkte Magie blockierte seine eigene.
Romandos natürliche magische Fähigkeiten waren nicht sehr groß. Sie hatten nie die Stärke der seines Vaters erreicht, und auch dieser war keiner der großen Magier gewesen. Beiden gemeinsam war nur die unermessliche Machtgier gewesen, die sie mit allen Mitteln – ob Magie oder Verrat – hatten durchsetzen wollen.
So war Wordan dann bei seiner Suche nach einem Mittel zur Erlangung der Macht auf die Legende des gläsernen Drachen gestoßen. Er und sein Sohn hatten alles daran gesetzt, die Voraussetzungen zur Beherrschung des Drachen zu schaffen, nachdem ihr Plan, sich das Herrschaftsgebiet von Prios durch Mord anzueignen, fehlgeschlagen war.
Da die Zwillinge von niederem Stand waren und er gewohnt war, dass die einfache Bevölkerung dem Adel ohne Widerspruch gehorchte, hielt Romando diese Volksschicht grundsätzlich für dumm.
Da er sich auch bis auf die Übungen mit den jungen Leuten nie mit ihnen näher beschäftigt hatte, war ihm deren außergewöhnliche Klugheit nie aufgefallen.
So kam er gar nicht auf die Idee, dass sie sich vielleicht in der Zwischenzeit Kenntnisse angeeignet haben könnten, die für seine Pläne gefährlich wären.
Wie hätte das auch geschehen können, da er sie gar nicht für tauglich hielt, das Lesen und Schreiben überhaupt erlernen zu können.
So kam er zu dem Schluss, dass die starke Magie der Vier seine Zaubersprüche unwirksam machte.
Nun, es würde wohl weiterhin reichen, sie mit der Androhung von Gewalt im Zaum zu halten, bis sie an ihrem Zielort angekommen waren.
Da er in seiner maßlosen Selbstüberschätzung der Meinung war, die Prophezeiung seit seiner Jugend genauestens zu kennen, war ihm die falsche Aufstellung der Zwillinge nicht aufgefallen.
Das war das Glück der Freunde, denn wäre Wordan an Romandos Stelle gewesen, wäre ihnen diese Täuschung nicht gelungen.
So gab sich der Magier der Hoffnung hin, auf dem Weg zur Höhle die Kräfte der Vier zur Vollendung bringen zu können.
*****
Malux hatte die Freunde schon mit Ungeduld erwartet.
„So, dann gehen wir also Morgen in aller Frühe auf unsere große Reise“, sagte er, als sie alle in seinem Zimmer saßen.
„Hast du wir gesagt?“ Tamira strahlte Malux an. „Heißt das, dass du mit uns gehst?“
„Ja, das heißt es!“ lächelte Malux. „Porgan und ich werden auf der Reise die Packpferde führen und für euren Schutz sorgen.“
Jubelnd umarmten die Vier den väterlichen Freund. Der Gedanke, sich vielleicht von Malux trennen zu müssen, hatte ihnen das Herz schwer gemacht.
Natürlich kannten sie auch Porgan, einen der Hausknechte, einen freundlichen, etwas schüchternen jungen Mann mit aschblondem Haar und wasserblauen Augen. Porgan war nicht sehr groß, aber sehnig und mit durch die schwere Arbeit gestählten Muskeln.
So war es nicht verwunderlich, dass Romandos Wahl auf ihn gefallen war.
Nun erzählten sie Malux von ihrer Prüfung durch Romando. Malux atmete erleichtert auf.
„Es scheint, als seien die Götter wirklich auf eurer Seite“, sagte er. „Ich bin froh, dass das Ritual seinen Zweck erfüllt, denn ich habe mir große Sorgen darüber gemacht, was der Zauberer euch antun könnte, wenn er euren Trick bemerken sollte.
So aber werdet ihr ihn noch zumindest eine Zeit lang täuschen können.
Ach, noch etwas: Ihr solltet euer Geld gut verborgen mit auf die Reise nehmen!“
„Warum denn das?“ fragte Wigo verwundert. „Ich denke doch, dass Romando reich genug ist, um die Ausgaben zu bezahlen, wenn er uns schon auf diese Reise schleppt.“
„Weißt du denn schon, wie diese Reise enden wird?“ fragte Malux zurück. „Wenn es euch gelingt, seinen Plan zu vereiteln, und euch nichts geschieht, werdet ihr ja auch wieder zurückkehren wollen. Da dürfte ein wenig Reisegeld durchaus von Nutzen sein!“
„Natürlich werden wir deinem Rat folgen“, sagte Tanis und knuffte sein Bruder in
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