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Der gläserne Drache

Der gläserne Drache

Titel: Der gläserne Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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erschraken. So groß hatten sie sich den Stein nicht vorgestellt. Wie sollten sie diesen Koloss nur bewegen?
    Das war etwas ganz anderes, als eine Bank oder einen Kerzenleuchter umzuwerfen. Sie sahen sich ratlos an, und auch in Malux‘ Augen stieg Zweifel auf.
    Doch Romando hatte bereits sein Bündel abgestellt und sah sie herausfordernd an. Seufzend entledigten sich auch die jungen Leute ihres Gepäcks.
     
    „Lasst uns zunächst unsere Kräfte stärken“, sagte Tanis, „denn das wird wohl schwieriger werden als das Feuer.“
     
    Die Vier stellten sich im Kreis zusammen und legten sich die Arme um die Schultern. Wie schon so oft spürten sie die Kräfte der Vereinigung des Kreises.
    Einige Minuten standen sie so, ohne sich zu rühren.
     
    Romando trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, doch er traute sich nicht, die Verbindung der Vier zu stören. Auch ihm waren Bedenken gekommen, als er die Ausmaße des Felsbrockens sah. Würde die Kraft der Zwillinge ausreichen, diesen Giganten zu bewegen?
     
    Da lösten sie sich voneinander und bildeten die Kette. Doch diesmal waren es Tanis und Anina, die jeweils am Ende standen. Vor den geistigen Augen aller entstand das gemeinsame Gedankenbild des Steins, und gemeinsam verschoben sie das Bild auf die Seite. Tanis und Anina hatten die Hände gegen den Felsen ausgestreckt. Alle vier hielten die Augen geschlossen.
     
    Da entstand am Fuß des Steins ein seltsames Flimmern. Höher und höher wanderte es den Felsen hinauf, bis er völlig davon eingehüllt war.
    Und mit einmal hob sich der riesige Brocken und schwebte! Langsam rückte er zur Seite und gab einen immer breiter werdenden Spalt in der Felswand frei.
    Dann lag der Eingang zur Höhle offen vor ihnen!
     
    Doch nun waren die Kräfte der Zwillinge verbraucht. Krachend stürzte der Brocken zu Boden und zerbrach dabei in mehrere Teile.
    Mit letzter Reaktion flüchteten sie vor den herabrollenden Steinstücken, denn sonst wären sie von den Trümmern überrollt worden. Nur knapp verfehlten einige Brocken die zurückweichende Gruppe.
    Diesmal war ihre Erschöpfung echt. Kaum waren sie aus dem Gefahrenbereich heraus, als sie zu Boden sanken.
     
    Während Romando bereits zum Eingang der Höhle stürzte, beugte sich Malux über die Zwillinge, die ermattet auf dem Boden lagen. Ihre Augen waren immer noch geschlossen und ihre Gesichter von einer wächsernen Blässe überzogen.
    Angstvoll ergriff Malux ihre Hände und rief ihre Namen. Da schlugen sie die Augen auf, und die Farbe kehrte in ihre Gesichter zurück.
     
    „Geht es euch gut?“ fragte Malux besorgt und half ihnen aufzustehen. „Ihr habt mir einen gewaltigen Schrecken eingejagt.
    Doch kommt, wenn ihr euch kräftig genug fühlt! Romando ist schon in der Höhle, und ich denke, dass auch ihr gern sehen wollt, wofür ihr all die Mühen und Gefahren auf euch genommen habt.“
     
    Sie gingen in die Höhle und blieben dann staunend stehen. Die gewaltige Grotte war bestimmt achtzig bis hundert Schritt breit und maß an ihrer höchsten Stelle gut zwanzig Mannslängen. Sonnenlicht fiel durch einen breiten Spalt in ihre Decke und erhellte einen Felsvorsprung im Hintergrund der Höhle.
     
    Und dort saß er: Der gläserne Drache!
     
    Das Standbild war gut drei Mannslängen hoch, und das funkelnde Glas schillerte im einfallenden Sonnenlicht in allen Regenbogenfarben. Der Drache saß auf seinen Hinterpranken und die gewaltigen Schwingen waren leicht angehoben. Der riesige Kopf mit den beiden Hörnern reckte sich der Sonne entgegen, als versuche er, von dort die entschwundene Lebenskraft wiederzuerhalten. Der Zackenkamm, der sich vom Kopf über den ganzen Rücken bis zu dem über die Vorderpranken gelegten Schwanz zog, blitzte im Licht.
    Wie gebannt schauten alle auf das majestätische Standbild, das in seiner Erhabenheit trotzdem unendliche Trauer und Sehnsucht ausdrückte.
     
    Auch Romando schien tief beeindruckt, denn auch er stand immer noch bewegungslos da, als die anderen die Grotte betraten.
    Als sie anderen neben ihn traten, schrak er aus seiner Versunkenheit auf.
     
    „Nun, dann haben wir also das Ziel erreicht!“ Er musste sich räuspern, da der faszinierende Anblick ihm die Stimme geraubt hatte. „In wenigen Stunden, wenn die Konstellation der Planeten über dem Spalt in der Decke steht, werdet ihr den Kreis bilden, um den Geist des Drachen zu beschwören.
    Dann habe ich erreicht, was ich wollte, und benötige dann eure Kräfte nicht mehr. Dann werde

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