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Der gläserne Schrein (German Edition)

Der gläserne Schrein (German Edition)

Titel: Der gläserne Schrein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ging weiter zur Treppe und drehte sich dort noch einmal zu ihr um. «Marysa?» Sie trat aus ihrer Kammer.
    Er sah sie mit einem Blick an, den sie nicht zu deuten wusste. «Wenn Ihr Leynhard wirklich heiraten wollt, dann tut es.»
***
    «Wenn Ihr Leynhard wirklich heiraten wollt.» Das Echo von Christophorus’ Worten hallte wieder und wieder in Marysas Kopf nach, sodass sie kaum etwas von der Liturgie des Gottesdienstes mitbekam. Christophorus hatte sie und das Gesinde bis zur Pfarrkirche St. Foillan begleitet, war dann plötzlich in der Menschenmenge verschwunden. Marysa blickte sich unauffällig nach Gort um, sah ihn aber nirgends. Ihr Vetter Hartwig stand mit seiner Familie nicht weit von Marysa entfernt. Er hatte ihr zur Begrüßung kurz und mit dem für ihn typischen verschlagenen Lächeln zugenickt, sie jedoch nicht angesprochen. Das wunderte sie, denn hätte er mit Gort unter einer Decke gesteckt oder wenigstens von dessen nächtlichem Besuch am Büchel erfahren, wäre ihr eine Konfrontation nicht erspart geblieben.
    Nachdem Vater Ignatius der Gemeinde den Segen gespendet hatte, drängten die Gottesdienstbesucher dem Ausgang entgegen. Der Geruch nach Schweiß und nasser Wolle um Marysa herum verstärkte sich; mehrfach wurde sie unsanft angerempelt. Als sie in die nasskalte Novemberluft hinaustrat, atmete sie auf.
    «Marysa?» Hinter ihr tauchte ihre Schwägerin Veronika auf, die trotz des ungemütlich feuchten Wetters mit einem zartgelben Surcot bekleidet war, der ihre sehr helle Haut und die blonden Haare vorteilhaft unterstrich. Hinter ihr ging ihr Gemahl, der Schneider Einhard Yevels. Herzlich lächelnd hakte sie sich bei Marysa unter. «Wie geht es dir? Ich habe vorhin schon deine Mutter getroffen.» Sie blickte sich suchend um, zuckte dann aber mit den Schultern. «Sie wollte gleich zu Bardolf gehen. Wahrscheinlich ist sie schon auf den Weg, nicht wahr?»
    Marysa nickte nur.
    «Sie hält sich tapfer», fuhr Veronika fort. «Wisst ihr denn schon etwas Neues? Es kann doch nicht sein, dass man ihn nur aufgrund von Hyldeshagens Beschuldigungen so lange im Gefängnis festhält.»
    «Es sind ja nicht bloß seine Anschuldigungen.» Marysa verzog schmerzlich das Gesicht. «Zwei der Gesellen haben Bardolf als Letzten aus dem Haus kommen sehen und ihren Meister anschließend vergiftet vorgefunden. Die Schöffen können gar nicht anders – sie müssen Bardolf anklagen.»
    «Sie müssen zunächst einmal weitere Nachforschungen anstellen», mischte Einhard sich ein. Er war ein mittelgroßer schmaler Mann mit glattem dunkelbraunem Haar, das ihm bis auf die Schultern reichte. Er hatte sehr feingliedrige Hände, von denen er Marysa nun eine beruhigend auf den Arm legte. «Soweit ich gehört habe, befragen sie auch alle anderen Männer, die an jenem Abend bei Hyldeshagen zu Besuch waren. Nur aufgrund von Vermutungen können sie Bardolf nicht verurteilen. Selbst wenn er als Letzter im Haus gewesen war, kann niemand – auch nicht Hyldeshagen selbst – bezeugen, dass er ihm das Gift auch wirklich verabreicht hat.»
    Marysa nickte leicht. Sie hoffte, er möge recht behalten.
    «Es ist schlimm, sich Bardolf im Gefängnis vorzustellen», sagte Veronika. «Geht es ihm gut?»
    Marysa hob die Schultern. «So gut es einem unschuldig Inhaftierten eben gehen kann.»
    Veronika umarmte sie kurz, dann fragte sie: «Weißt du, was ich eben zufällig aufgeschnappt habe?» Ein Lächeln trat in ihr Gesicht. «Der Geselle deines Vetters, Gort Bart, mit dem er dich so eifrig verheiraten will …» Sie machte eine bedeutungsvolle Pause.
    Alarmiert hob Marysa den Kopf. «Was ist mit ihm?»
    Veronika kicherte, woraufhin sich Einhard leise räusperte. Sie beachtete ihn jedoch gar nicht. «Es heißt, er habe sich heute Nacht mit jemandem geschlagen. Vielleicht mit einem der Hurenwirte, bei denen er ein und aus geht, wer weiß?» Sie schauderte sichtlich, lächelte aber weiterhin freundlich. «Jedenfalls soll man ihm so heftig ins Gesicht geschlagen haben, dass seine Wange ganz rot und geschwollen ist. Deshalb ist er wohl nicht zur Messe erschienen. Es muss ihm ziemlich peinlich sein.» Heiter zwinkerte Veronika Marysa zu. «So wirst du wenigstens von seiner Gegenwart verschont. Hartwig dürfte sich nach so einem Vorfall langsam fragen, ob er wirklich gut daran tut, dich weiterhin mit solch einem Mann verkuppeln zu wollen.»
    Marysa schluckte. Sie starrte ihre Schwägerin einen Moment lang verblüfft an. «Weiß man nicht, wo er gewesen

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