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Der gläserne Schrein (German Edition)

Der gläserne Schrein (German Edition)

Titel: Der gläserne Schrein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Halsbeuge mit den Fingern nach.
    Marysa wollte erschrocken zurückweichen, als sie die federleichte Berührung seiner Fingerspitzen spürte. Sie stieß mit der Schulter gegen den Türstock und war gezwungen, dort stehen zu bleiben. Mit großen Augen starrte sie Christophorus an und suchte verzweifelt nach Worten, mit denen sie ihm Einhalt gebieten konnte.
    Christophorus erkannte in ihrem Blick Entsetzen, aber auch einen gefährlichen Widerstreit der Gefühle, den er in diesem Moment nur allzu gut nachempfinden konnte. Jetzt schnell raus hier, dachte er, rührte sich aber nicht vom Fleck. «Ihr habt Angst vor mir, Frau Marysa», sprach er stattdessen aus, was er schon einmal festgestellt hatte.
    Seine Stimme klang ruhig, fast sanft, seine Frage enthielt auch eine Herausforderung, der sich Marysa nicht gewachsen fühlte. Wider besseres Wissen versuchte sie, einen Schritt zurückzuweichen, erreichte damit jedoch nur, dass er ihr folgte, sie schließlich zwischen ihm und der Wand gefangen war. Zwar hatte er seine Hand inzwischen wieder zurückgezogen, doch machte er keine Anstalten, sich von ihr abzuwenden. Überdeutlich nahm sie die Nähe seines Körpers wahr; sein Geruch stieg ihr in die Nase und verstärkte das Kribbeln in ihrem Magen weiter. «Ich …» Ihre Stimme schwankte. Sie musste ein zweites Mal ansetzen. «Ich habe keine Angst vor Euch.»
    Marysa log nicht besonders gut. Am Ausdruck seiner Augen erkannte sie, dass er sie durchschaut hatte. Ein Glitzern trat in Christophorus’ Blick, der das Kribbeln in ihr in ein heftiges Ziehen verwandelte.
    «Beweist es mir», sagte er, und auch seine Stimme klang nicht ganz fest. Er kam noch eine Winzigkeit näher, sodass sich ihre Körper leicht berührten, und umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen.
    Marysa war unfähig, auch nur einen Muskel zu rühren. Atemlos beobachtete sie, wie sich sein Gesicht ihrem näherte. Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, hielt er inne, den Blick fest auf ihre Augen gerichtet. «Beweist es mir», wiederholte er.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks verharrten sie so, dann senkten sich seine Lippen sanft auf ihren Mund. Oder war sie ihm das letzte Stück entgegengekommen? Marysa wusste es nicht und war auch gar nicht fähig, einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
    Christophorus hätte fluchen mögen. In dem Moment, da er ihr Gesicht berührt hatte, gab es kein Zurück mehr. Dennoch kostete er die erste Berührung ihrer Lippen voll aus, ihren Geschmack und den leichten Widerstand, den sie zunächst leistete, indem sie vor Schreck erstarrte. Irgendwo in seinem Hinterkopf wisperte eine Stimme, die ihn ermahnte, sofort damit aufzuhören, aber stattdessen vertiefte er den Kuss. Der Moment jedoch, indem Marysa nachgab und den Kuss erwiderte, jagte ihm einen fast schon schmerzhaften Stich durch die Eingeweide.
    Aufhören!, wollte Marysa sagen, aber in ihrem Kopf drehte sich alles, und die heftigen Gefühle, die in ihr tobten, machten es ihr unmöglich, Christophorus von sich zu stoßen. Etwas in ihr bäumte sich auf. Sie hatte keine Ahnung, wie sie diesen Empfindungen Einhalt gebieten sollte. Die zärtliche, beinahe flüchtige Berührung seiner Lippen verstärkte sich ein wenig, und als sie gleichzeitig seine sachte tastende Zungenspitze spürte, schoss das Ziehen in ihrer Magengrube geradewegs hinab bis in ihren Schoß. Sie dachte, sie müsse nach Luft ringen, stattdessen öffneten sich ihre Lippen wie von selbst, um ihm entgegenzukommen. Als sich ihre Zungen berührten, hatte sie das Gefühl, von einer riesigen Welle hinfortgespült zu werden. Haltsuchend umfasste sie Christophorus’ Schultern und ließ es gleichzeitig zu, dass er seinen Körper fester gegen sie presste. Seine Hände hatten bis jetzt noch immer ihr Gesicht umfasst, doch nun wanderten sie über ihren Hals und ihre Schultern hinab über ihren Leib. Heiße Schauer folgten ihnen, gleichzeitig spürte Marysa eine Gänsehaut auf Armen und Rücken.
    Irgendwo, in einem entfernten Winkel ihres Kopfes, dachte sie flüchtig daran, dass das, was sie hier taten, nicht sein durfte. Der Gedanke verstummte, als Christophorus’ Rechte wieder hinauf zu ihrer Schulter glitt und den weiten, unverschnürten Ausschnitt ihres Hemdes so weit zur Seite schob, dass er die Haut an ihrem Schlüsselbein berühren konnte. Schwer atmend löste er seine Lippen von ihrem Mund und ließ seinen Blick hinabwandern. Mit dem Zeigefinger fuhr er über ihre Halsbeuge bis zu ihrer Schulter und zog dann die

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