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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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schauen.«
    »Lydia, bitte, lass mich das Glas holen«, flehte Jay, doch es war zu spät. Lydia wankte auf dem Stuhl, verlor das Gleichgewicht und fiel ihm direkt in die Arme.
    Jay überlegte noch, ob ihr Sturz nicht doch mehr Absicht gewesen war denn Unfall, als Lydia seinen Verdacht bestätigte, indem sie ihm die Arme um den Hals schlang und ihn küsste.
    Jay hatte nie damit gerechnet, in eine solche Situation zu geraten, und fühlte sich sehr unbehaglich. Er wollte Lydia nicht kränken, doch er empfand nichts für sie. Aber es sollte noch schlimmer kommen.
    »Oh, ist es nicht wunderbar, dass wir uns wieder begegnet sind?«, flüsterte Lydia glücklich. »Als wir Kinder waren, hätte ich mir nie vorstellen können, dass wir uns mal ineinander verlieben würden, du?«
    Verlieben?
    »Lydia, es tut mir leid, aber …«
    »Du musst dich nicht entschuldigen.« Ihre Stimme war tief und besorgniserregend eindringlich. »Ich … oh.«
    Jay hörte, wie hinter ihm die Tür aufging, und dann sagte Lydia aufgeregt: »Großmama, ist das nicht herrlich? Jay und ich sind verliebt und wollen uns verloben.«
    Jay konnte nichts tun. Es war unmöglich, die Sache richtigzustellen oder zu leugnen, was sie gesagt hatte. Er war gefangen von seiner eigenen Moral und von Lydias Überschwang. Wie hatte sein Leben nur so eine falsche Wendung nehmen können?

23
     
    Zwei Monate nach ihrer Rückkehr von Paris suchte Amber auf Roberts Drängen hin einen hervorragenden Geburtshelfer in der Harley Street auf, der ihr bestätigte, dass sie in der Tat schwanger war.
    Sie hatte die Arztpraxis verlassen und wollte gerade in den eleganten, von einem Chauffeur gesteuerten Bentley steigen, den Robert ihr zur Verfügung gestellt hatte, als sie beim Anblick einer Frau innehielt, die ein paar Türen weiter aus einer anderen Arztpraxis kam. Obwohl die Frau den Mantelkragen hochgeschlagen hatte und einen Hut mit Schleier trug, der ihr Gesicht verdeckte, verriet ihr irgendetwas an ihrem Gang, wer sie war.
    »Louise.« Amber spürte, wie die junge Frau erstarrte, als sie ihr die Hand auf den Arm legte. »Dachte ich mir doch, dass du es bist.«
    Hinter dem dünnen Schleier wirkte Louises Gesicht blass, und ihre Augen waren eingesunken. Ihr Arm fühlte sich dünn an, doch in ihren Augen loderte immer noch die alte Feindseligkeit, an die sich Amber so gut erinnerte.
    »Und du hast vermutlich auch gedacht, du könntest ein wenig herumprahlen, nachdem ich derart in Ungnade gefallen bin und wohl nie mehr einen Ehemann finde, vor allem jetzt nicht, was?«
    Amber wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte sich Louise ganz instinktiv genähert, ohne an den Klatsch zu denken, den sie über sie und ihre Beziehung zu George Ponsonby gehört hatte. Ganz gewiss hatte es nicht in ihrer Absicht gelegen, mit ihrem eigenen unerwarteten gesellschaftlichen Aufstieg zu prahlen.
    Doch bevor Amber das sagen konnte, fuhr Louise schon scharfzüngig fort: »Wie schlau von dir, dich so vorteilhaft zu verheiraten, und wie dumm von mir, mich so unvorteilhaft zu verlieben.«
    Unwillkürlich brachten Louises Worte eine Saite in Ambers Herz zum Erklingen, und sie musste überrascht feststellen, dass Louise ihr tatsächlich leidtat. Sie klang so besiegt, so niedergeschlagen, so ganz anders als das arrogante, selbstbewusste Mädchen von früher.
    »Ich bin auf dem Weg nach Hause«, sagte sie aus einem Impuls heraus. »Komm doch mit, dann können wir richtig reden.«
    Louise fuhr sofort die Krallen aus. »Richtig reden? Worüber denn?«
    »Wir waren zwar nicht die engsten Freundinnen, Louise, aber wir haben zusammen debütiert, und das hat doch sicher etwas zu bedeuten«, meinte Amber ruhig.
    Zu ihrer Bestürzung füllten sich Louises Augen mit Tränen. »Jetzt kannst du das noch sagen, aber wenn die Wahrheit herauskommt, was früher oder später passiert, willst du mich auch nicht mehr kennen. Niemand will mich dann noch kennen, nicht mal meine eigene Mutter. Natürlich kann ich Ausreden erfinden und mich eine Zeit lang irgendwo aufs Land zurückziehen, aber damit werde ich niemanden täuschen. Gesellschaftlich bin ich am Ende, und sicher finden alle, es geschieht mir ganz recht. Ich hatte gehofft, dass ich mich irre und die Anzeichen missdeute, aber das war wohl nicht der Fall.Wie der gute Doktor mir eben erklärt hat, kann ich das Paket, das ich trage, bald nicht mehr zurückschicken, und da die Kosten dieser Rücksendung, wie er es so schön ausgedrückt hat, weitaus höher sind als

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