Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
Seidenvorhänge schmückten die Wände, der süße Opiumduft hing schwer in der Luft, zu kostbar, um ihn durch ein offenes Fenster oder mit einem Ventilator nach draußen entweichen zu lassen.
    Hier in diesem Raum mit seiner üppigen Ausstattung stand alles bereit, um das Opiumrauchen für die wenigen Auserwählten, die es sich leisten konnten, zu etwas ganz Besonderem zu machen. Eine solche Umgebung war Welten entfernt von den schäbigen Opiumhöhlen in den ärmsten Vierteln von Hongkong.
    Man reichte ihm ein emailliertes Tablett mit allem, was er zum Opiumrauchen brauchte.
    Greg inhalierte und ließ die Sorgen des Tages davontreiben. Sie wurden rasch von einer wachsenden Euphorie abgelöst. Er jagte den Drachen nicht, er ritt ihn, beherrschte ihn, nahm ihn in Besitz.
     
    »Nun, Amber, ich hätte gedacht, du wärst klüger und hättest deinen Mann nach Paris begleitet, statt herzukommen und Seide für deinen Salon zu bestellen wie die Frau eines gewöhnlichen Ladenbesitzers.«
    Großmutter gibt aber auch kein Jota nach, sinnierte Amber verzagt. Sie war zum Frühstück so tadellos gekleidet wie für einen Ball und trug wie immer ihre Perlen, während ihr silbergraues Haar elegant onduliert war.
    »Robert hat in Paris eigene Angelegenheiten zu erledigen«, antwortete Amber, »und was meine Seide angeht, so hast du mir doch beigebracht, wie wichtig es ist, das Budget scharf im Auge zu behalten.«
    »Ich verstehe nicht, was Leute, die mehr Verstand besitzen sollten, am Dekorieren so fasziniert. Jedes Mal, wenn man die Vogue aufschlägt, ist sie voller Unsinn über Lady Hinz oder Kunz, die ihre Möbel durch die Gegend schiebt. Ich hätte gedacht, du hättest Wichtigeres zu tun. Ein Erbe und ein jüngerer Bruder zur Reserve ist das Ideal. Wenn Luc irgendetwas zustoßen sollte …«
    »Luc wird nichts zustoßen«, unterbrach Amber sie wütend. Der Gedanke, ihrem Sohn könnte ein Leid widerfahren, weckte in ihr das heftige Bedürfnis, ihn zu beschützen, und eine gleichermaßen starke Angst um ihn.
    »Du bist nicht Gott, Amber, und wenn es wieder Krieg gibt, was durchaus sein könnte, so wie Deutschland aufrüstet …« Blanche unterbrach sich bedeutungsschwer.
    Ihre Großmutter wusste natürlich nicht, dass ein weiteres Kind nicht in Frage kam und woran das lag.
    »Ich bin überrascht, dass Cassandra Fitton Legh noch kein eigenes Kind geschenkt hat. Fitton Legh ist wegen eines Erben natürlich nicht auf Cassandra angewiesen, da er schon einen hat, was vielleicht auch besser so ist, denn weder die Fitton Leghs noch die de Vrieses sind gut darin, Söhne zu produzieren, erst recht nicht zusammen«, fuhr Blanche fort.
    »Lord de Vries’ Frau war eine Fitton Legh, und sie hatten einen Sohn«, fühlte Amber sich verpflichtet zu betonen.
    Zum ersten Mal in all der Zeit, da Amber ihre Großmutter kannte, sah sie so etwas wie Schmerz in ihren Augen.
    »Lord de Vries hatte einen Sohn, sicher, aber ein Sohn ist nicht immer ein Erbe, und deshalb bin ich der Meinung, du solltest mehr Zeit darauf verwenden, deinem Ehemann einen zweiten Sohn zu schenken, statt sein Haus mit neuen Vorhängen auszustatten.«
    Großmutter hat doch immer das letzte Wort, dachte Amber kleinlaut, als sie sich eine Stunde später zu Fuß auf den Weg zu Jay machte. Sie hatte ihn angerufen und ihm gesagt, sie würde sich lieber dort mit ihm treffen, als sich von ihm abholen zu lassen.
    Der Morgen war zu schön, um die Sonne, die durch das dichte Laub der buchenbestandenen Auffahrt schien und tanzende Schatten in den Kies warf, nicht zu genießen.
    Stattliche, schwarz gestrichene schmiedeeiserne Zäune verhinderten, dass das Wild aus dem Park auf die Auffahrt und die Beete zwischen den Bäumen lief, doch Amber sah es in der hügeligen Parklandschaft zu beiden Seiten der Auffahrt grasen. Ihre Großmutter hatte das Wild in Lyme Park in Disley gesehen und darauf bestanden, dass Jay auch für Denham Place welches anschaffte.
    Fasanenmännchen, Flüchtlinge von Lord de Vries’ Land, wo sie einst als Jagdbeute gezüchtet worden waren, erstarrten, als sie an ihnen vorbeiging, und taten, als gäbe es sie gar nicht, um dann schwerfällig und flügelklatschend das Weite zu suchen.
    Als sie Jay später davon erzählte, lachte der und meinte, sie seien eher Haustiere als Wildtiere, deswegen habe ihre Großmutter die Anweisung gegeben, sie nicht zu schießen, doch Amber hatte den Verdacht, dass sie die Vögel wohl eher verschonte, um Lord de Vries zu ärgern, als aus dem

Weitere Kostenlose Bücher