Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
Jardines das frische Hemd zuknöpfte, empfand er fieberhafte Vorfreude und Erregung.
Henry Jardine hatte mehr als einmal angedeutet, da Greg sich entschieden habe, in Hongkong zu bleiben, sei es vielleicht eine gute Idee, sich eine passendere Bleibe zu suchen, doch Greg hatte nicht die Absicht, aus dem mietfreien Bungalow auszuziehen, wo die Dienstboten der Jardines sich um alles kümmerten. Außerdem hatte er schon eine Wohnung für seine chinesische Geliebte mieten müssen, weitere Ausgaben konnte er sich nicht leisten.
Greg runzelte die Stirn, und seine gute Stimmung trübte sich ein wenig. Er hatte schon angefangen, sich mit Chia Yung zu langweilen, ehe er Lucy Cabot-James kennengelernt hatte. Das Problem war, dass er einfach zu großzügig und zu mitfühlend war. Hatte er nicht dafür gesorgt, dass sie ein Dach über dem Kopf hatte, und ihr während und nach der Schwangerschaft Geld gegeben, obwohl sie ihm in den letzten Monaten ihrer Schwangerschaft als Geliebte nicht sonderlich viel gebracht hatte, auch nicht seit der Geburt ihres Görs, das, wie sie behauptete, von ihm stammte?
»Nun, du kannst nicht abstreiten, dass sie deine Geliebte ist«, hatte Lionel mitleidslos gesagt, als er sich bei ihm darüber beschwert hatte, dass Chia Yung schwanger war. »Du hättest ihr sagen sollen, sie soll es wegmachen lassen, solange noch Zeit dazu war. Aber, na ja, an deiner Stelle würde ich mir deswegen keine grauen Haare wachsen lassen«, fügte er augenzwinkernd hinzu. »Du kannst ihr ja immer noch sagen, sie soll das Kind ihren Verwandten übergeben. Mit ein bisschen Glück verschwindet es.«
Im Moment hätte Greg sich gewünscht, dass nicht nur das Kind, sondern auch die Geliebte verschwände, und zwar auf Nimmerwiedersehen. Schade, dass er gerade so viele Spielschulden hatte, sonst hätte er Chia Yung ein ordentliches Sümmchen dafür geboten, dass sie aus seinem Leben verschwand und das Kind gleich mitnahm. Wenn das nichts gebracht hätte, hätte er auch Lionel bitten können, ihm jemanden zu nennen, der sie hätte verschwinden lassen.
Er würde seine Großmutter erneut um Geld anhauen müssen. Sobald sie von seinen Plänen erfuhr, würde sie es schon ausspucken, dessen war er sich sicher. Bestimmt wäre sie höchst angetan davon, dass er ein ehrbarer Bürger werden, heiraten und eine Familie gründen wollte, etwas, das ihn nicht im Mindesten gereizt hatte, ehe er Lucy kennengelernt hatte.
Lucy … Greg hatte sich im selben Moment Hals über Kopf in sie verliebt, als sein Blick zum ersten Mal auf sie gefallen war, beim Ball des Gouverneurs vor drei Wochen. Sie war gerade erst aus Amerika herübergekommen, mit Onkel und Tante, ihren Vormunden. Sie war erst achtzehn und das schönste Mädchen, das Greg je gesehen hatte, mit großen braunen Augen und braunen Locken; ihre Lippen waren so weich und rosig, dass er den Blick nicht von ihnen lassen konnte.
Natürlich umwarb er sie und schmeichelte ihr, und es war sehr angenehm, zu sehen, wie beeindruckt sie und ihre Tante und ihr Onkel waren. Er hatte ein wenig dick aufgetragen, hatte ganz lässig und wie nebenbei seine Cousine und ihren Titel erwähnt, seine Großmutter und ihren Reichtum.
Lionel hatte ebenfalls versucht, bei ihr zu landen, hatte damit aber nur seine Zeit verschwendet. Er war zwar nicht eitel, fand Greg, aber es bestand kein Zweifel daran, wer von ihnen bessere Aussichten als Ehemann hatte, und das war nicht Lionel.
Tante und Onkel waren selbstredend von ihm mehr beeindruckt als von Lionel; und da sie selbst eine Erbin war, wollten sie sichergehen, dass sie nicht von einem Glücksritter umworben wurde.
Am Morgen nach dem Ball beim Gouverneur hatte Greg ihrer Tante und ihrem Onkel einen Besuch abgestattet und Lucys Tante danach noch Blumen geschickt. Und er sorgte seither dafür, dass er genauestens darüber informiert war, welche Gesellschaften sie besuchen wollten, damit er entsprechend zur Stelle sein konnte.
Die erdrückende Sommerhitze war vorüber, aber Greg schwitzte immer noch heftig, als er sich für den Abendtanz im Peak Club bereitmachte.
Er war bis über beide Ohren verliebt und scheute sich nicht, es sich einzugestehen. Heute wollte er Lucys Onkel um Erlaubnis bitten, Lucy einen Heiratsantrag machen zu dürfen. Er war sich sicher, dass Horace Cabot-James seinem Ansinnen zustimmen würde.
Sie konnten sich jetzt verloben und an Weihnachten heiraten, und dann wollte Greg Lucy mit nach England nehmen. Das Theater wegen Caroline war
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