Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
Amber wusste nicht, was das Personal gedacht hätte, wenn es mitbekommen hätte, dass ein Fremder sie die Treppe hinauftrug.
    »Wo ist dein Zimmer?«
    »Du kannst mich hier absetzen. Ich kann gehen …«
    »Wo ist dein Zimmer?«
    »Da drüben.« Befangen wies Amber mit einem Nicken auf ihre Schlafzimmertür.
    Ihre Zofe hatte ihr Bett schon aufgeschlagen und das Nachthemd herausgelegt. Zu ihrer Erleichterung trug Jean-Philippe sie jedoch zu einem Sessel, statt sie aufs Bett zu legen. Er war sehr taktvoll, viel taktvoller, als sie ihn eingeschätzt hätte.
    »Henry hasst mich«, erklärte sie. »Deshalb … er … er hat uns beobachtet … als wir damals zusammen waren. Das hat er mir gesagt.« Sie fing an zu zittern. »Robert weiß es. Ich habe es ihm gesagt, aber er meinte, wir müssten uns keine Sorgen machen. Glaubst du, er reist wirklich ab?«
    » Mais oui , wenn er auch nur einen Funken Verstand besitzt. Ich stoße keine leeren Drohungen aus. Falls er bleibt, kenne ich genug Leute von der richtigen Sorte, um dafür zu sorgen, dass er es bitter bereut. Soll ich einen Arzt rufen?«
    »Nein!«
    » D’accord . Hast du etwas, was du dir aufs Gesicht tun kannst?«
    »Ja. Im Bad ist Arnika.«
    Er nickte kurz. »Ich sorge dafür, dass du es bequem hast, und dann lasse ich eine Nachricht ins Kasino zu deinem Mann schicken.«
    »Nein, das ist nicht nötig. Ich komme zurecht. Mir geht es gut, es ist nicht nötig, Robert zu stören.«
    Sie wollte Jean-Phi lippe nicht sagen, dass Robert es sich angewöhnt hatte, die Nächte an Bord der Jacht zu verbringen – und zwar nicht allein, wie sie vermutete.
     
    Jean-Philippe war im Bad, wo er zum zweiten Mal ein Tuch in kaltem Wasser auswusch, um es auf ihre geschwollene Wange zu legen. Da sie das Wasser laufen hörte, nutzte Amber die Gelegenheit, die Hand vom Ausschnitt ihres Kleids zu lösen, sodass der Stoff auseinanderfiel und sie sich ihre Brust ansehen konnte. Es tat schrecklich weh und pochte, wo Henry sie gebissen hatte. Beim Anblick der Zahnabdrücke und blauen Flecken wurde sie ganz schwach, und wieder stieg Übelkeit in ihr auf.
    Aus der Tür zum Bad beobachtete Jean-Philippe sie. Nicht nur die Seide war stark. Auch Amber besaß große Stärke. Er kannte keine andere Frau, die in einer vergleichbaren Situation so stille seelische Kraft an den Tag gelegt hätte. Er sah, wie sie zitterte, als sie an ihrem Körper hinunterschaute, und eine Träne rollte über ihre Wange.
    Jean-Philippes Fluch verriet Amber, dass er sie beobachtete. Sie wollte sich bedecken, doch es war zu spät. Er war schon neben ihr, und seine Hände, die so viel stärker waren als Henrys und doch so viel sanfter, schoben ihre Hände zur Seite, und er richtete den Blick fest auf sie und schlug langsam das Kleid zurück.
    »Das ist reine Notwendigkeit, verstehst du, und hat nichts mit Begehren zu tun«, sagte er leise. »Er hat dich verletzt, und jemand muss sich darum kümmern. Wenn du mir nicht erlaubst, einen Arzt zu rufen …?«
    »Nein!«
    »Dann muss ich dein Arzt sein. Es ist schließlich nicht so, als würden wir uns nicht kennen.« Mit sanfter Stimme redete er ihr zu, sich zu entspannen und ihm zu erlauben, sie zu entblößen, damit er sie untersuchen konnte. Jean-Phi lippe war hin- und hergerissen zwischen Zorn und Mitleid, als er ihre geschwollene, verletzte Brust sah.
    Amber zitterte heftig, von Schmerzen und Peinlichkeit gequält.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Wunden zu Jean-Philippes Zufriedenheit gesäubert und mit Arnika eingerieben waren.
    »Ma pauvre« , sagte er, als er fertig war, und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
    »Ich bin so froh, dass du gekommen bist«, sagte Amber schüchtern.
    »Ich auch.«
    »Jean-Philippe?« Das Verlangen durchbrach ihre Schutzwälle und stahl sich in ihre Stimme, durchströmte ihren Körper und überschwemmte sie.
    Sie weinte – und wusste dabei nicht, ob vor Schock oder vor Schmerz.
    Jean-Philippe hielt sie in seinen Armen, und sie wusste nur, dass es sich herrlich anfühlte. Und als er sie küsste, fühlte sich das sogar noch herrlicher an.
    »Möchtest du, dass ich bleibe?«
    Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht, genau wie früher, küsste sie auf die Schläfe und auf jene Stelle hinter dem Ohr, bei der ihr ganz schwach wurde.
    Amber fuhr ihm mit den Fingern durch das Haar, das noch so kraftvoll war wie früher, genau wie er. Sein Geruch umgab sie, verscheuchte den Geruch des anderen. Sie atmete ihn so tief ein, wie sie nur konnte,

Weitere Kostenlose Bücher