Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
Panik geraten konnte, stöhnte er noch einmal auf und stieß ein letztes Mal tief in sie, bevor er aufseufzend auf ihr zusammensank.
Es war überhaupt nicht so gewesen, wie sie es sich vorgestellt hatte. George war grob gewesen, manchmal zu grob. Und dann all der Schweiß, die Anstrengung und diese klebrige Nässe, die aus ihr herausrann, nachdem George sich nun aus ihr zurückgezogen hatte.
»Na also, ich hab doch gesagt, dass es dir gefallen würde, oder?«
Louise saß im Bett, das Laken hochgezogen, um ihre Brüste zu bedecken, und rauchte die Zigarette, die George soeben angezündet und an sie weitergereicht hatte. Er lag neben ihr, den Kopf aufgestützt, und beobachtete sie mit selbstgefälliger Miene.
»Nein, es hat mir überhaupt nicht gefallen«, versetzte sie scharf. Sie war immer noch zornig, dass er sie derart überrumpelt hatte.
George lachte. »Nein? Was sollte dann das ganze ›Oh, George, bitte, oh, George, oh, oh …‹?«
Insgeheim gestand Louise sich ein, dass es ihr tatsächlich gefallen hatte, aber sie war immer noch fuchsteufelswild auf George. An einem Ort wie diesem hatte sie ihre Jungfräulichkeit bestimmt nicht verlieren wollen. Sie hatte Besseres verdient. Aber das würde er ihr büßen …
12
Lady Rutland war nicht entzückt, dass nur Amber zu der privaten Dinnerparty eingeladen war, die Beths Eltern an dem Abend von Beths Debütball gaben, und Louise nicht. Doch da ihre Großmutter Amber nicht nur geschrieben hatte, wie sehr sie sich über ihre Einladung nach Südfrankreich freue, sondern sie auch noch angerufen hatte, hatte Amber sich berechtigt gefühlt, Lady Rutlands Verärgerung zu ignorieren.
Lord und Lady Levingtons Haus am Belgrave Square war viel prächtiger als Lady Rutlands Haus am Cadogan Place. Die Blumen, die den Ballsaal schmückten, waren aus dem Treibhaus in Chevenely geschickt worden, ihrem Landsitz, wo sie speziell für Beths Ball gezogen worden waren.
Da sie dem Earl of Levington bisher noch nicht begegnet war, hatte Amber sich Sorgen gemacht, die Einladung nach Südfrankreich könnte zurückgezogen werden, wenn sie nicht die Billigung von Beths Vater gewann. Doch zu ihrer großen Erleichterung war Lord Levington ihr sehr freundlich begegnet und hatte ihr gleich die Befangenheit genommen.
Man hatte Amber für das Dinner Beths älteren Bruder, Henry, Viscount Hollowes, als Tischherrn zugewiesen. Henry hatte ein frisches Gesicht, Beths weiches braunes Haar und die haselnussbraunen Augen seines Vaters. Sein Betragen war ein wenig unbeholfen und angespannt, und er hatte beim Dinner mit Amber in ernstem Tonfall über Australien gesprochen.
»Henry ist den Umgang mit Mädchen nicht gewohnt«, hatte Beth ihr anvertraut. »Mummy meinte, es wäre gut für ihn, wenn er hier in London bliebe, während ich meine Saison absolviere, aber Daddy fand es wichtiger, dass er mit ihm nach Australien fährt.«
Beth strahlte an diesem Abend, was nicht zuletzt auf die Anwesenheit von Alistair zurückzuführen war, dem Sohn ihrer Patentante, vermutete Amber, als sie ihre Freundin später auf dem Tanzparkett mit Alistair herumwirbeln sah. Mit seinem kräftigen Körperbau, seinem rotblonden Haar und seinen leuchtend blauen Augen mochte der Ehrenwerte Alistair McCrea nicht so aufregend erscheinen wie einige der eleganteren Debütantinnenträume, doch er hatte eine beruhigende Art. Er war ein junger Mann, der seine Pflichten einst sehr ernst nehmen würde, das sah Amber, und diese Pflichten würden sich natürlich auch auf seine Frau erstrecken. Er würde nicht nur den Titel seines Vaters und dessen schottische Ländereien erben, sondern von einem Großonkel mütterlicherseits auch ein kleines Gut in Hertfordshire, wie Beth Amber anvertraut hatte. Amber hatte den Verdacht, dass Beth schon auf dem besten Weg war, sich in ihn zu verlieben.
Die Glückliche, dachte Amber, sich in jemanden zu verlieben, der so angemessen ist. Doch Beth gehörte zu denen, die ihren Eltern gerne eine Freude machten, besonders ihrer Mutter, der sie sehr nahe stand.
Über der Vorfreude auf Südfrankreich konnte Amber fast die Szene vergessen, deren Zeugin sie in der Nacht ihres Balls geworden war, und wie sehr sie die Ausflüge mit Lord Robert vermisste. Fast. Doch nicht ganz.
Beth hatte ihn in letzter Zeit nicht erwähnt, und Amber hatte nicht nach ihm fragen wollen, denn sie befürchtete, ihre Fragen könnten sie verraten. Diana und Bryan Guinness waren mit einer Gruppe, zu der auch Dianas Bruder
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