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Der Glanz des Mondes

Der Glanz des Mondes

Titel: Der Glanz des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Nachrichten oder Gerüchte über bevorstehende Expeditionen zum Festland zu überbringen - oder über Schiffe, die Silber, Seide und andere kostbare Güter zwischen den Küstenstädten transportierten.
    »Die Terada können nichts weiter tun, als die Otori zu verärgern«, sagte er. »Aber mit vereinten Kräften schaffen Sie es vielleicht, sie zu vernichten.«
    Ich stimmte weder zu, noch widersprach ich ihm, sondern versuchte das Thema zu wechseln und fragte nach dem Fischer und woher er ihn kannte.
    »Falls Sie meinen, ob ich denselben Unsinn glaube wie er, lautet die Antwort nein!«, sagte er. Er begegnete meinem Blick und lachte. »Aber meine Mutter tut es. Das ist unter Prostituierten sehr verbreitet. Vielleicht tröstet es sie in ihrem elenden Dasein. Dabei sollten sie besser wissen als jeder andere, dass alle Männer ohne ihre Rangabzeichen gleich sind. Ich glaube an keinen Gott oder an irgendein Leben nach diesem hier. Und niemand wird nach dem Tode bestraft. Deswegen will ich, dass die Otorilords jetzt und hier bestraft werden.«
    Die Sonne hatte den Nebel aufgelöst und die aus dem Meer aufragende Kegelform der Insel war nun deutlich zu erkennen. Über ihr erhob sich eine Rauchsäule. Weiß brachen sich die Wellen an den dunklen Klippen. Der Wind hatte aufgefrischt und trieb uns nun rasch durch die Dünung. Unweit der Insel wurde die Gezeitenströmung stärker. Ich spürte meinen Magen, als wir eine große grüne Welle hinabschossen und dann wieder emporgetragen wurden. Ich hob den Kopf, fixierte die zerklüfteten Felsen der Insel und atmete einige Male tief durch. Wenn ich den Piraten entgegentrat, wollte ich nicht seekrank sein.
    Wir umrundeten die Landzunge und erreichten die Leeseite der Insel. Als das Segel zu flattern begann und schließlich schlaff herabhing, rief mir Ryoma zu, ich solle an das Ruder gehen. Er holte das Segel ein, dann übernahm er wieder und brachte uns durch das nun ruhigere Wasser in einen geschützten Hafen.
    Es war ein natürlicher Tiefwasserhafen, eingefasst von Steinmauern und Wellenbrechern. Mein Herz schlug höher, als ich sah, dass dort eine ganze Flotte vor Anker lag, mindestens zehn bis zwölf Schiffe, stabil und hochseetauglich, geeignet, um eine große Anzahl von Männern zu transportieren.
    Der Hafen war zu beiden Seiten durch hölzerne Befestigungsanlagen bewacht, und hinter den Schießscharten konnte ich Wachtposten erkennen, die zweifellos mit ihren Bögen auf mich zielten. Ryoma rief und winkte und zwei Männer traten aus dem näher gelegenen Fort. Sie winkten nicht zurück, doch als sie auf uns zukamen, nickte der eine von ihnen beiläufig, zum Zeichen des Wiedererkennens.
    Als wir auf die Anlegestelle zusteuerten, rief er: »He, Ryoma, wer ist dieser Mann?«
    »Lord Otori Takeo«, rief Ryoma gewichtig zurück.
    »Ach, tatsächlich? Ein Bruder von dir? Ein weiterer Fehltritt deiner Mutter?«
    Ryoma machte das Boot mit einigem Geschick am Kai fest und hielt es stabil, damit ich aussteigen konnte. Die beiden Männer kicherten immer noch. Ich suchte keine Auseinandersetzung, wollte mir von ihnen aber auch nicht bieten lassen, dass sie mich einfach so beleidigten.
    »Ich bin Otori Takeo«, sagte ich. »Niemandes Fehltritt. Ich bin hier, um mit Terada Fumio und seinem Vater zu sprechen.«
    »Und wir sind hier, um ihnen Leute wie dich vom Leib zu halten«, sagte der größere der beiden Wachtposten. Er trug die Haare lang, sein dichter Bart war der eines Mannes aus dem Norden, sein Gesicht voller Narben. Er schwang sein Schwert vor meinem Gesicht hin und her und grinste. Es war ein Kinderspiel; seine Arroganz und Einfältigkeit machten ihn augenblicklich wehrlos gegen den Kikutaschlaf. Ich fixierte ihn, sein Unterkiefer klappte herunter und die grinsende Miene ging in ein überraschtes Keuchen über, als er die Augen verdrehte und ihm die Knie einknickten. Er war ein kräftiger Mann und ging mit entsprechender Wucht zu Boden, sein Kopf schlug auf die Steine.
    Der andere hieb mit seinem Schwert auf mich ein, aber genau damit hatte ich gerechnet, mich bereits gespalten und Jato gezogen. Als sein Schwert vergeblich mein Ebenbild durchdrang, traf ich es so hart, dass es sich verbog und ihm im hohen Bogen aus der Hand flog.
    »Teile Terada bitte mit, dass ich hier bin«, sagte ich.
    Ryoma hatte das Boot vertäut und stand am Anleger. Er hob das Schwert des Mannes auf. »Dies ist Lord Otori, du Narr. Der, über den man sich die zahlreichen Geschichten erzählt. Du kannst von

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