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Der Glanz des Mondes

Der Glanz des Mondes

Titel: Der Glanz des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Glück sagen, dass er dich nicht sofort erschlagen hat.«
    Noch mehr Männer vom Fort kamen herbeigerannt und fielen nun alle auf die Knie.
    »Vergeben Sie mir, Lord. Ich wollte Sie nicht beleidigen«, stammelte der Wachtposten, die Augen weit aufgerissen vor Erstaunen über das, was er zweifellos für Hexerei hielt.
    »Du hast Glück, dass ich in guter Stimmung bin«, sagte ich. »Aber du hast meinen Onkel beleidigt. Ich denke, du solltest dich bei ihm entschuldigen.«
    Mit Jato auf seine Kehle gerichtet beeilte der Mann sich, es zu tun, was Ryoma mit einem zufriedenen Lächeln quittierte.
    »Was ist mit Teruo?«, fragte der Wachmann und deutete auf seinen bewusstlosen Kameraden.
    »Ihm wird nichts geschehen. Wenn er wieder aufwacht, wird er sich besser zu benehmen wissen. Und nun seid bitte so freundlich, Terada Fumio von meiner Ankunft zu unterrichten.«
    Zwei von ihnen rannten davon, während die restlichen ins Fort zurückkehrten. Ich setzte mich auf die Kaimauer. Ein Schildpattkater, der die ganze Auseinandersetzung mit Interesse verfolgt hatte, näherte sich und beschnupperte den Liegenden, dann landete er mit einem Sprung neben mir auf der Mauer und begann sich zu säubern. Es war der fetteste Kater, den ich je gesehen hatte. Seefahrer sollen ja abergläubisch sein; zweifellos glaubten sie, dass die Katze mit der auffälligen Fellzeichnung Glück brachte, und verwöhnten und fütterten sie reichlich. Ich fragte mich, ob sie sie wohl auf ihre Reisen mitnahmen.
    Ich streichelte den Kater und sah mich um. Hinter dem Hafen lag ein kleines Dorf und auf halber Höhe des Hügels dahinter stand ein solider Holzbau, halb Haus, halb Festung. Von dort oben musste man eine gute Sicht über die Küste und sämtliche Seestraßen haben, die bis zur Stadt Hagi führten. Ich kam nicht umhin, die Lage und die Konstruktion des Baus zu bewundern, und verstand nun, weshalb niemand in der Lage gewesen war, die Piraten von ihrem Stützpunkt zu vertreiben.
    Ich sah, wie die Männer den Bergpfad hinaufeilten, und hörte ihre Stimmen, als sie ihre Nachricht am Tor der Festung verkündeten. Dann hörte ich die vertraute Stimme Fumios, inzwischen ein wenig tiefer und erwachsener, aber immer noch mit derselben aufgeregten Art zu sprechen, wie ich sie von früher kannte. Ich stand auf und machte mich auf den Weg zum Ende des Kais. Die Katze sprang von der Mauer und folgte mir. Unterdessen hatte sich eine beachtliche Menschenmenge angesammelt, die feindselig und argwöhnisch wirkte. Ich hielt meine Hand die ganze Zeit in Schwertnähe und hoffte, dass die Anwesenheit der Glückskatze die Leute beruhigte. Die Leute standen da und beäugten mich neugierig, die meisten ebenso angespannt wie ich, während Ryoma sie darüber aufklärte, wer ich war. »Dies ist Lord Otori Takeo, Lord Shigerus Sohn und Erbe, der Iida tötete.« Ein ums andere Mal fügte er, mehr wie zu sich selbst, hinzu: »Er hat mich Onkel genannt.«
    Fumio kam den Hügel hinabgerannt. Ich hatte mir Sorgen gemacht, wie man mich wohl empfangen würde, doch es war so herzlich, wie ich gehofft hatte. Wir umarmten uns wie Brüder. Er wirkte älter, hatte sich einen Schnurrbart wachsen lassen und besaß kräftigere Schultern - er erschien mir ebenso gut genährt wie der Kater -, doch seine rege Miene und die wachen Augen waren unverändert.
    »Bist du allein gekommen?«, fragte er und trat einen Schritt zurück, um mich zu mustern.
    »Dieser Mann hier hat mich hergebracht.« Ich deutete auf Ryoma, der bei Fumios Näherkommen auf die Knie gefallen war. Er wusste, wie die Macht verteilt war, trotz aller Ansprüche. »Ich kann nicht lange bleiben; ich hoffe, dass er mich noch heute Nacht wieder zurückbringt.«
    »Warte hier auf Lord Otori«, sagte Fumio zu ihm, und als wir bereits ein Stück gegangen waren, rief er den Wachtposten lässig zu: »Gebt ihm etwas zu essen!«
    Und ärgert ihn nicht, hätte ich fast hinzugefügt, fürchtete aber, dass es ihn noch mehr beschämt hätte. Ich hoffte, dass sie ihn nun besser behandelten, zweifelte jedoch daran. Er gehörte zu jenen Menschen, die den Spott auf sich ziehen, dazu verurteilt, ständig zum Opfer zu werden.
    »Ich nehme an, du bist aus einem bestimmten Grund gekommen«, sagte Fumio, während er zügig den Hügel hinaufschritt. Er hatte nichts von seiner Energie und Kondition eingebüßt. »Wir baden und essen erst mal; dann bringe ich dich zu meinem Vater.«
    Ganz gleich, wie wichtig meine Mission war, die Verlockung des heißen

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