Der Glanz des Mondes
Folgen seines Fast-Ertrinkens wieder erholt und war auf meinen Wunsch an unserem letzten Abend in die Terada-Residenz gebeten worden, um mit uns zu essen. Die Gegenwart des alten Piraten hatte ihn vollkommen verstummen lassen, aber ich wusste, dass er sich sehr geehrt gefühlt und über die Einladung gefreut hatte.
Es ging genug Wind, um das neue gelbe Leinensegel zu setzen, das die Piraten uns gemacht hatten. Sie hatten uns auch neue Glücksbringer gegeben, als Ersatz für die bei dem Bootsunfall verloren gegangenen, und dazu eine kleine geschnitzte Statue des Meeresgottes, der uns, wie sie sagten, ja offenbar unter seinen ganz besonderen Schutz gestellt hatte. Die Glücksbringer bimmelten im Wind, und als wir an der Südseite der Insel vorbeirauschten, ertönte wie zur Antwort ein fernes Grollen und eine kleine Wolke aus schwarzem Qualm und Asche schoss aus dem Krater in die Höhe. Die Hänge der Insel hüllten sich in Dunst. Lange schaute ich zu ihr hinüber und fand, dass die Menschen hier recht daran taten, sie das Tor zur Hölle zu nennen. Nach und nach wurde sie immer kleiner und undeutlicher, bis die bläulichen Abendnebel vom Meer aufstiegen und sie vollends verbargen.
Wir schafften den Hauptteil der Überfahrt vor Einbruch der Nacht, zum Glück, denn die Nebel verdichteten sich zu handfesten Wolken, und als die Dunkelheit hereinbrach, war sie undurchdringlich. Ryoma wechselte zwischen Anfällen von Geschwätzigkeit und langen Phasen brütender Stille. Ich konnte nichts anderes tun als ihm zu vertrauen und ihn von Zeit zu Zeit am Ruder abzulösen. Lange bevor die schwarzen Umrisse des Festlands vor uns auftauchten, hatte ich einen veränderten Klang des Meeres wahrgenommen, das saugende Plätschern von Wellen auf Kies. Wir legten exakt an derselben Stelle wieder an, von der wir aufgebrochen waren, und dort am Strand saß Jiro wartend neben einem kleinen Feuer. Er fuhr in die Höhe, als der Rumpf des Bootes über die Steine schrappte, und hielt es fest, während ich heraussprang.
»Lord Otori! Wir hatten die Hoffnung bereits aufgegeben. Makoto wollte schon nach Maruyama zurück, um Sie als vermisst zu melden.«
»Wir wurden durch den Sturm aufgehalten.« Ich war erleichtert, dass sie noch da waren, dass sie mich nicht im Stich gelassen hatten.
Ryoma war erschöpft, wollte das Boot aber weder verlassen noch bis zum Morgengrauen ausruhen. Ich vermutete, dass er, entgegen seiner großspurigen Ankündigung, Angst hatte und im Schutze der Dunkelheit nach Hause zurückkehren wollte, damit niemand erfuhr, wo er gewesen war. Ich schickte Jiro zum Schrein, um das versprochene Silber zu holen und alles an Essen, was wir entbehren konnten. Wenn wir hierher zurückkehrten, würden wir zunächst die Küste sichern müssen, was bedeutete, sie von Banditen zu befreien; erst dann konnten wir uns einschiffen. Ich wies Ryoma an, uns zu erwarten, sobald das Wetter sich gebessert hatte.
Wieder wirkte er betreten. Ich hatte den Eindruck, er wollte Sicherheiten und Versprechungen, die ich ihm nicht bieten konnte. In irgendeiner Hinsicht musste ich ihn enttäuscht haben. Vielleicht hatte er erwartet, dass ich ihn und seine Rechte auf der Stelle anerkannte und ihn nach Maruyama mitnehmen würde, aber ich wollte mir kein weiteres Anhängsel aufbürden. Andererseits konnte ich es mir nicht leisten, ihn gegen mich aufzubringen. Ich brauchte ihn als Boten und war davon abhängig, dass er Stillschweigen bewahrte. Ich versuchte ihm die Notwendigkeit äußerster Geheimhaltung klar zu machen und deutete an, dass sein zukünftiger Status davon abhinge. Er schwor, niemandem etwas zu sagen, und nahm das Silber und den Proviant von Jiro mit einem Ausdruck tiefster Dankbarkeit entgegen. Ich dankte ihm ebenfalls herzlich - was ich auch wirklich so meinte -, wurde jedoch das Gefühl nicht los, dass ein einfacher Fischer vertrauenswürdiger gewesen wäre und unkomplizierter im Umgang.
Makoto, unendlich erleichtert darüber, dass ich unversehrt zurückgekehrt war, hatte Jiro zum Strand begleitet, und auf dem Rückweg zum Schrein erzählte ich ihm von den Erfolgen meiner Reise, doch meine Ohren horchten die ganze Zeit auf das ferne Plätschern des Ruders von Ruoma, der in die Nacht entschwand.
KAPITEL 6
Als Takeo zur Küste aufbrach und die Miyoshibrüder ihre Reise nach Inuyama antraten, sah Kaede ihre erregten und erwartungsvollen Mienen und Zorn stieg in ihr auf, einfach zurückgelassen zu werden. In den darauf folgenden Tagen plagten
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