Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Glanz des Mondes

Der Glanz des Mondes

Titel: Der Glanz des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
Vom Netzwerk:
sehe Sie als künftigen Herrscher von Hagi. Das Haus und die Familie der Terada schwören es Ihnen. Wir erklären Ihnen unsere Treue und stellen unsere Schiffe und Männer unter Ihren Befehl.«
    Ich dankte ihm einigermaßen bewegt. Er ließ Wein bringen und wir tranken auf unsere Übereinkunft. Fumio war ganz ausgelassen. Wie ich später erfuhr, hatte er eigene, ganz persönliche Gründe, nach Hagi zurückzukehren, nicht zuletzt wegen des Mädchens, das er heiraten wollte. Zu dritt nahmen wir das Mittagsmahl ein und diskutierten dabei über Truppenverbände und Strategie. Als es auf die Mitte des Nachmittags zuging, begleitete mich Fumio zum Hafen, um mir die Schiffe zu zeigen.
    Ryoma hatte am Anleger gewartet, die Katze saß neben ihm. Er begrüßte uns überschwänglich und klebte wie ein Schatten an mir, als wir an Bord des nächstgelegenen Schiffes gingen und Fumio mir dort alles zeigte. Ich war beeindruckt von der Größe und dem Fassungsvermögen des Schiffes und wie die Piraten es mit hölzernen Schanzwänden und Schilden befestigt hatten. Es war mit gewaltigen Leinensegeln ausgestattet, aber auch mit einer beträchtlichen Anzahl von Ruderplätzen. Der Plan, der zunächst nur eine vage Idee in meinem Kopf gewesen war, nahm plötzlich Gestalt an.
    Wir verabredeten, dass Fumio Ryoma benachrichtigen sollte, sobald die Wetterverhältnisse günstig wären. Ich würde beim nächsten Vollmond mit meinen Männern Richtung Norden aufbrechen. Die Flotte würde uns dann am Katte-Jinja-Schrein abholen und nach Oshima bringen. Von dort aus sollte der Angriff auf die Stadt und das Schloss erfolgen.
    »Bei Nacht durch Hagi zu streifen - es wird sein wie in alten Zeiten«, grinste Fumio.
    »Ich kann dir gar nicht genug danken. Du musst dich bei deinem Vater sehr für meine Sache eingesetzt haben.«
    »Das war gar nicht nötig. Er sieht die vielen Vorteile eines Bündnisses mit dir und erkennt dich als rechtmäßigen Erben des Clans an. Aber ich denke nicht, dass er sich einverstanden erklärt hätte, wenn du nicht persönlich hergekommen wärst, allein. Das hat ihm imponiert. Er schätzt Kühnheit.«
    Mir war klar gewesen, auf diese Weise dort erscheinen zu müssen, doch jene Gewissheit lastete schwer auf mir. Es gab so viele Dinge, die erreicht werden mussten, und nur mich, der sie tun konnte, nur mich, um mein notdürftig geschmiedetes Bündnis zusammenzuhalten.
    Fumio wollte, dass ich länger blieb, aber ich brannte mehr denn je darauf, nach Maruyama zurückzukehren, alle Vorbereitungen zu treffen, einem Angriff von Arai um jeden Preis zuvorzukommen. Zudem traute ich der Wetterlage nicht. Der Wind war ungewöhnlich flau und der Himmel hatte sich mit einer durchgehend bleigrauen Wolkendecke bezogen, die zum Horizont hin ins Schwarze überging.
    Ryoma sagte: »Wenn wir bald aufbrechen, können wir die Flut wieder nutzen.«
    Fumio und ich umarmten uns am Anleger und ich stieg in das kleine Boot. Wir winkten zum Abschied und legten ab, ließen uns von der Flut aufs Meer hinaustreiben.
    Ryoma starrte die ganze Zeit besorgt zum grauen Himmel hoch, und nicht ohne Grund, denn wir befanden uns kaum eine halbe Meile von Oshima entfernt, als der Wind aufzufrischen begann. Innerhalb kürzester Zeit wehte er kräftig und blies uns stechenden Regen ins Gesicht. Mit dem Ruder kamen wir nicht gegen ihn an, und als wir das Segel setzten, entriss der Sturm es uns.
    »Wir müssen wieder zurück!«, brüllte Ryoma.
    Ich konnte nichts dagegen sagen, obwohl meine Stimmung bei dem Gedanken an jede weitere Verspätung in Verzweiflung umschlug. Er schaffte es, das kleine wackelige Boot mit dem Ruder zu wenden. Die See wurde von Minute zu Minute unruhiger, große grüne Wellen türmten sich auf, schleuderten uns hoch, um uns gleich darauf wieder in die Tiefe stürzen zu lassen. Unsere Gesichter müssen so grün gewesen sein wie die Wellen und bei der vierten oder fünften Talfahrt übergaben wir uns beide gleichzeitig. Gegen die Übermacht von Wind und Wasser wirkte der leicht beißende Geruch erschreckend schwach.
    Der Sturm blies uns Richtung Hafen und wir kämpften gemeinsam mit dem Ruder, um das Boot in die Einfahrt zu steuern. Ich rechnete nicht damit, dass es gelang; wahrscheinlich würde die Kraft des Orkans uns aufs offene Meer hinaustreiben, doch der plötzliche Windschatten auf der Leeseite der Insel gewährte uns einen gnadenvollen Moment, in dem wir uns hinter den Wellenbrecher manövrieren konnten. Doch selbst dort waren wir nicht

Weitere Kostenlose Bücher