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Der Glanz des Mondes

Der Glanz des Mondes

Titel: Der Glanz des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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gelassen. Kaede trat hinaus und kniete sich auf den Holzfußboden, blickte zu den Bergen hinüber und dachte daran, wie sie zusammen mit Fujiwara dort gesessen hatte, eingehüllt in Bärenfelle, während der Schnee fiel.
    Noch ein leichter Erdstoß folgte, aber sie verspürte keine Angst. Sie sah, wie die Berge vor dem blassvioletten Himmel erzitterten. Die dunklen Umrisse der Bäume im Garten schwankten, obwohl gar kein Wind ging, und aufgeschreckte Vögel begannen zu rufen, als ob der neue Morgen bereits heraufdämmerte.
    Langsam verstummten die Vogelstimmen wieder und die Hunde beruhigten sich. Die dünne goldene Sichel des neuen Mondes hing neben dem Abendstern, direkt über den Bergspitzen. Kaede schloss die Augen.
    Sie erkannte seinen Duft, noch ehe sie ihn hörte. Dann vernahm sie Schritte, das Rascheln von Seide. Sie öffnete die Augen.
    Er stand vielleicht einen Meter von ihr entfernt und starrte sie mit jenem verzückten, begehrlichen Blick an, den sie so gut kannte.
    »Lady Shirakawa.«
    »Lord Fujiwara.« Sie erwiderte seinen Blick länger, als sie es hätte tun sollen, dann erst sank sie langsam vor ihm nieder, bis ihre Brauen den Boden berührten.
    Fujiwara betrat die Veranda, gefolgt von Mamoru, der Teppiche und Kissen trug. Erst als er saß, erteilte der Edelmann Kaede die Erlaubnis sich aufzusetzen. Er streckte seine Hand aus und berührte ihr Seidengewand.
    »Es steht Ihnen sehr gut. Das dachte ich mir. Sie haben dem armen Murita einen ordentlichen Schock versetzt, als Sie zu Pferde erschienen. Er hätte Sie um ein Haar versehentlich mit dem Speer durchbohrt.«
    Kaede hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden, so heftig war ihre Wut, die plötzlich die von den Kräutern herrührende Gelassenheit durchbrach. Wie konnte er so leichthin, wie im Scherz, auf die Ermordung ihrer Männer anspielen, auf den Tod von Amano, den sie von Kindheit an gekannt hatte…
    »Wie können Sie es wagen, mir all das anzutun?«, sagte sie und hörte, wie Mamoru entsetzt nach Luft schnappte. »Vor drei Monaten habe ich in Terayama Otori Takeo geheiratet. Mein Ehemann wird Sie strafen…« Sie hielt inne und versuchte, ihre Beherrschung wiederzugewinnen.
    »Ich dachte, wir könnten vor unserer Unterhaltung erst noch den Mond genießen«, erwiderte er, ohne eine erkennbare Reaktion auf die beleidigende Art und Weise ihrer Rede. »Wo sind die Dienerinnen? Warum sind Sie allein gekommen?«
    »Sie liefen fort, als die Erde bebte«, erwiderte sie knapp.
    »Und Sie? Hatten Sie keine Angst?«
    »Ich habe nichts, wovor ich mich ängstigen müsste. Sie haben mir bereits das Schlimmste angetan, was man mir antun kann.«
    »Offenbar müssen wir uns jetzt schon unterhalten«, sagte er. »Mamoru, bring uns Wein und sorge dann dafür, dass wir nicht gestört werden.«
    Er betrachtete eine Weile schweigend und in sich gekehrt den Mond, bis Mamoru wieder zurückkam. Als der junge Mann wieder in der Dunkelheit verschwunden war, bedeutete Lord Fujiwara Kaede, den Wein einzuschenken. Er trank und sagte: »Ihre Ehe mit jener Person, die sich Otori Takeo nennt, ist annulliert worden. Sie wurde ohne jegliche Erlaubnis geschlossen und daher für ungültig erklärt.«
    »Durch wessen Machtbefugnis?«
    »Durch Lord Arai, Ihren eigenen alten Gefolgsmann Shoji und mich selbst. Die Otori haben Takeo inzwischen verstoßen und seine Adoption für illegal erklärt. Die herrschende Meinung war, dass Sie für Ihren Ungehorsam Arai gegenüber und wegen Ihrer Untreue zu mir den Tod verdient hätten, erst recht, als Ihre Verwicklung in die Umstände von Iidas Tod enthüllt wurde.«
    »Wir hatten eine Abmachung darüber, dass Sie meine Geheimnisse mit niemandem teilen würden«, sagte sie.
    »Ich dachte, wir hätten auch eine Abmachung zu heiraten.«
    Sie wusste nichts zu erwidern, ohne ihn noch mehr zu beleidigen, und seine Worte jagten ihr wirklich Angst ein. Ihr war vollkommen bewusst, dass er einfach aus einer Laune heraus jeden Augenblick ihre Ermordung anordnen konnte. Niemand würde es wagen, sich einem solchen Befehl zu widersetzen oder ihn später dafür zur Rechenschaft zu ziehen.
    Fujiwara fuhr fort: »Sie wissen, wie sehr ich Sie schätze. Es ist mir gelungen, mit Arai eine Art Geschäft auszuhandeln. Er war einverstanden, Sie zu verschonen, wenn ich Sie heirate und von der Außenwelt abschirme. Ich werde seine Sache zu gegebener Zeit beim Kaiser unterstützen. Im Gegenzug habe ich ihm Ihre Schwestern geschickt.«
    »Sie haben sie Arai übergeben?

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