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Der Glanz des Mondes

Der Glanz des Mondes

Titel: Der Glanz des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Heirat in der Öffentlichkeit aufgenommen werden würde? Es ist deine eigene Unbesonnenheit, die zu dieser Situation geführt hat, und sie wird dich zu Fall bringen, wenn du daran festhältst.«
    »Bist du dir sicher, dass du damals nicht aus Eifersucht so gesprochen hast, genau wie heute? Du hast meine Liebe zu Kaede immer schon abgelehnt.«
    »Nur, weil sie euch beide zerstören wird«, erwiderte er leise. »Deine Leidenschaft macht dich für alles andere blind. Du hast falsch gehandelt. Es wäre besser, dies zu akzeptieren und deinen Frieden mit Arai zu machen. Vergiss nicht, dass er die Miyoshibrüder wahrscheinlich als Geiseln festhält. Der Angriff auf Lord Fujiwara wird ihn nur noch mehr erzürnen…«
    »Verschone mich mit solchen Ratschlägen!«, fuhr ich ihn an. »Ich soll akzeptieren, dass man mir meine Frau genommen hat? Die ganze Welt würde mich dafür schmähen. Lieber sterbe ich!«
    »Das werden wir wahrscheinlich alle«, erwiderte er. »Es tut mir Leid, dir diese Dinge sagen zu müssen, Takeo, aber es ist meine Pflicht. Abgesehen davon habe ich dir oft genug gesagt, dass dein Weg auch der meine ist und dass ich dir folgen werde, ganz gleich, was du tust.«
    Ich war zu wütend, um weiter mit ihm zu reden, und sagte ihm, ich wolle allein sein. Dann rief ich nach Manami. Sie trat ein, die Augen rot verweint, brachte die Tabletts mit den Speisen hinaus und machte das Bett. Ich nahm ein Bad und dachte daran, dass es für lange Zeit vielleicht das letzte sein würde. Ich wollte meinen Zorn nicht verlieren, denn für gewöhnlich traten, wenn er sich legte, Kummer und noch etwas viel Schlimmeres - Furcht - an seine Stelle. Ich wollte in der konzentrierten, düsteren Stimmung meiner Kikutaseite bleiben, die mich furchtlos machte. Einer von Matsudas Leitsätzen kam mir wieder in den Sinn: Der, der verzweifelt kämpft, wird überleben. Wenn er versucht zu überleben, wird er sterben.
    Die Zeit für den verzweifelten Kampf war gekommen, denn wenn ich Kaede verlor, war alles verloren.
    Manami war am nächsten Morgen noch bekümmerter und schluchzte beim Abschied so unkontrolliert, dass sie die anderen Mädchen ansteckte. Doch die Stimmung unter den Männern und draußen auf den Straßen war ausgelassen. Viele der Stadtbewohner kamen aus ihren Häusern gelaufen und riefen und winkten uns zu, als wir vorbeiritten. Ich nahm nur Krieger mit, in erster Linie Otori und die anderen, die sich mir seit Terayama angeschlossen hatten; die Bauern ließ ich zurück, damit sie die Ernte beendeten und ihre eigenen Häuser und die Stadt beschützten. Die meisten Männer aus Maruyama blieben zur Verteidigung des Schlosses, nur einige wenige begleiteten uns als Führer und Späher.
    Ich hatte an die fünfhundert berittene Soldaten und etwa noch einmal fünfhundert Bogenschützen, teils zu Pferde, teils zu Fuß. Der Rest war Fußvolk, bewaffnet mit Stangen und Speeren. Es gab einen Zug Packpferde und außerdem Träger für den Proviant. Ich war stolz, wie rasch meine Armee ausgerüstet und abmarschbereit gewesen war.
    Wir waren noch nicht weit gekommen und standen kurz vor der Furt des Asagawa, wo wir einen so großen Sieg über Iida Nariaki errungen hatten, als ich merkte, dass Jo-An und eine kleine Gruppe Ausgestoßener uns folgten. Als wir den Fluss durchquert hatten, nahmen wir die Straße in südlicher Richtung, die nach Shirakawa führte. Ich war diese Strecke zuvor noch nie geritten, wusste aber, dass es uns mindestens zwei Tage kosten würde, Kaedes Heimat zu erreichen, und von Makoto hatte ich erfahren, dass Fujiwaras Residenz nur wenig weiter südlich lag.
    Als wir unsere Mittagsrast einlegten, ging ich, um mit Jo-An zu sprechen, wissend, dass die Blicke meiner Männer mir folgten. Ich spitzte die Ohren, um ihre Kommentare aufzufangen, entschlossen, jeden zu bestrafen, der irgendetwas Abfälliges äußerte, doch niemand wagte es.
    Jo-An warf sich mir zu Füßen und ich gab ihm die Erlaubnis sich aufzusetzen. »Warum seid ihr gekommen?«
    Sein Lächeln glich mehr einer Grimasse, als er seine abgebrochenen Zähne entblößte. »Um die Toten zu begraben.«
    Es war eine Antwort, die mich erschauern ließ, und eine, die ich ungern hörte.
    »Das Wetter schlägt um«, fuhr er fort und blickte zu einer Gruppe hoher Wolken hinauf, die wie Pferdeschweife in die Breite gingen und sich von Westen über den Himmel zogen. »Ein Taifun ist im Anmarsch.«
    »Hast du keine guten Botschaften für mich?«
    »Gott hat immer gute Botschaften

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