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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wieder zu montieren. Dazu brauchte man eigentlich zwei Männer, aber er war gewillt, es allein zu schaffen. Aldo holte sein Werkzeug und machte sich auf den Weg zur Windmühle, die etwa eine halbe Meile vom Wohnhaus entfernt auf einem kleinen Hügel stand. Er kletterte das hölzerne Gerüst am Windmühlenturm hoch, das Werkzeug und den Fischschwanz unter dem Arm. Es war nicht leicht, aber er schaffte es auf die Plattform, die sich knapp acht Meter über dem Boden befand. Sie war nicht sehr stabil, aber sie hatte immer eine Menge ausgehalten. Der alte Turm ächzte im Wind. Aldo hielt sich mit einer Hand fest und streckte die andere Hand aus, um den Fischschwanz an seine Position zu bringen. Er musste sich weit recken, was ziemlich gefährlich war. Aldo wusste, wie schwer es sogar zu zweit gewesen war, den Fischschwanz abzumontieren, aber in diesem Moment konnte er nicht klar denken, konnte nicht beurteilen, wie verrückt das war, was er da tat. Alles, was ihm durch den Kopf ging, war Elenas Betrug.
    Elenas Eltern waren erleichtert, als ihre Tochter ihnen die guten Nachrichten überbrachte. Marcus berichtete aufgeregt von dem Flug und dem Röntgenapparat, Luigi widmete ihm seine volle Aufmerksamkeit und stellte viele Fragen. Dominic und Maria waren neidisch und beschwerten sich, weil sie nicht hatten mitfliegen dürfen, aber bald verloren sie das Interesse und gingen spielen. Als Luisa sagte, dass sie nun das Abendessen vorbereiten werde, ergriff Elena die Gelegenheit, in den Laden nach nebenan zu gehen, um Aldo über Funk anzurufen. Sie fand, es sei nur recht und billig, ihm zu erzählen, dass mit Marcus alles in Ordnung war, aber sie wollte auch gern wissen, wer diese Miss McFadden war. Elena erreichte Aldo jedoch nicht.
    »Vielleicht arbeitet er ja noch«, sagte Luisa, als sie sah, wie besorgt Elena war.
    »Vielleicht«, meinte Elena. »Aber es ist jetzt dunkel. Er sollte eigentlich im Haus sein.« Sie überlegte, ob Aldo wohl wütend auf sie war und ob er das Funktelefon absichtlich ignorierte.
    »Soll ich dich vielleicht auf die Farm rausfahren?«, fragte Luisa.
    »Nein, Mamma. Du hattest einen anstrengenden Tag heute und bist müde. Ich schlafe hier.«
    Elena bekam kein Auge zu. Die ganze Nacht grübelte sie darüber nach, weshalb Aldo nicht ans Funktelefon gegangen war. Er konnte sich doch denken, dass sie ihn anrufen und über Marcus’ Gesundheitszustand informieren wollte. Sie fragte sich, ob mit ihm alles in Ordnung war.

30

    Elena geriet in Panik, als sie Aldo auch am nächsten Morgen in aller Frühe nicht erreichen konnte. »Ich muss raus auf die Farm«, sagte sie zu ihrer Mutter und lief hinter das Haus ihrer Eltern. Außer ihrem Lieferwagen hatten sie noch ihr altes Pferd und einen kleinen Wagen.
    »Vielleicht funktioniert euer Funkgerät nur nicht«, schlug Luisa als Erklärung vor.
    »Ja, vielleicht, ich muss trotzdem nachsehen«, antwortete Elena.
    »Natürlich, aber wenn mit Aldo etwas passiert wäre, hätte sich doch sicher euer Viehtreiber gemeldet.«
    »Der kann mit dem Funkgerät nicht umgehen, Mamma. Wir haben versucht, es ihm beizubringen, aber er begreift einfach nicht, dass jemand, der meilenweit weg ist, durch das Funkgerät sprechen kann. Diese Art der Kommunikation ist für einen Aborigine unheimlicher Zauber.«
    »Aldo ist auch nicht viel besser«, meinte Luisa kritisch.
    »Stimmt, aber einen Anruf entgegennehmen kann er schon. Sollte er sich wie durch ein Wunder im Laden bei Mr. Kestle melden und mit mir sprechen wollen, sag ihm bitte, dass ich auf dem Nachhauseweg bin«, sagte sie und fuhr los.
    Auf der Fahrt redete Elena sich ein, dass Aldo wütend auf sie war, weil sie zwei Nächte hintereinander von zu Hause fort gewesen war, und nun bestrafte er sie dafür, indem er ihre Anrufe ignorierte. Ein kindisches Verhalten, aber so war Aldo manchmal. Elena wusste, dass sie streiten würden, wenn sie erst einmal daheim war. Sie überlegte, ob er sich wieder einmal Gedanken um die Farm machte. Das letzte bisschen Viehfutter, das er angebaut hatte, war fast aufgebraucht, also blieb ihm nichts anderes übrig, als fünfzig junge Färsen auf dem Markt zu verkaufen. Er musste Geld aufbringen, um mehr Saatgut zu kaufen. Es war ein nie endender, bedrückender Teufelskreis.
    Nach Elenas Meinung war die Farm von Anfang an nicht rentabel gewesen, aber das würde ihr Mann nie und nimmer zugeben. Ohne Elenas Arbeit wären sie manches Mal dem Verhungern nahe gewesen. Bei mehr als einer Gelegenheit hatte

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