Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
ihr Gesicht, ihren Hals, ihr Dekolleté.
»Schlaf mit mir, Lyle«, flüsterte Elena, und ihre Lippen streiften sein Ohr. »Liebe mich«, bat sie.
»Bist du auch ganz sicher, Elena?«, fragte Lyle. Er wollte es so sehr, aber er wollte nicht, dass sie es hinterher bereute.
»So wahr ich atme. Ich weiß, wir sind füreinander bestimmt. Nichts und niemand wird sich je zwischen uns stellen. Ich liebe dich so sehr, und das wird immer so bleiben, Lyle.«
Lyle vergaß all seine Sorgen. In diesem Moment zählte nur, dass er mit Elena zusammen war, dass er dasselbe für sie empfand wie sie für ihn. Sie war die Frau, die er liebte, die Frau, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte.
Tom MacAllister machte sich auf den Weg ins Kreiskrankenhaus Dumfries, um Jock Evans einen Besuch abzustatten. Man hatte eine beidseitige Lungenentzündung bei Millies Vater festgestellt, aber der Verdacht auf Tuberkulose hatte sich nicht bestätigt. Millie und ihre Mutter saßen an Jocks Bett, als Tom das Krankenzimmer betrat.
»Tom, wie schön, Sie zu sehen«, sagte Bonnie, die Tom dankbar war, dass er ihren Mann besuchen kam.
Nun, da sie wusste, dass Jock weder die Spanische Grippe noch Tuberkulose hatte, ging es ihr viel besser. Aber es war ein ziemlicher Schock für sie gewesen, als sie erfuhr, dass man ihn überhaupt auf Tuberkulose hin untersucht hatte.
»Wie geht es Ihnen, Bonnie? Hallo, Millie«, sagte Tom. »Ehe Lyle zurück nach Blackpool fuhr, erzählte er mir, dass Jock ins Krankenhaus eingewiesen wurde, also dachte ich, ich komme mal vorbei und sehe nach ihm. Herzliche Grüße von Mina, sie lässt gute Besserung ausrichten.«
Tom hatte seinen Sohn gefragt, ob er seine Beziehung zu Millie beendet hatte. Der hatte geantwortet, er habe es vorgehabt, aber das müsse nun warten, bis es ihrem Vater besser gehe. Tom war überzeugt davon, dass sich Lyles Beziehung zu dieser Krankenschwester im Victoria Hospital abkühlen und dass er nach Hause kommen und Millie heiraten würde.
Tom musterte den Patienten aufmerksam. Jock schien stark abgenommen zu haben und in wenigen Tagen um zwanzig Jahre gealtert zu sein. »Wie fühlen Sie sich, Jock?«, fragte er.
»Als ob ich gerade den Ben Nevis bestiegen hätte und auf der anderen Seite wieder runtergerollt wäre«, antwortete Jock atemlos. Er hatte fürchterliche Lungenschmerzen.
Tom hatte großes Verständnis für Jock. Er hatte auch einmal eine Lungenentzündung gehabt und erinnerte sich noch gut, wie elend er sich gefühlt hatte. Dass er sich vorkam, als hätte er einen Berg bestiegen, war ein gutes Bild für sein Befinden.
»Sie werden sich eine ganze Weile noch sehr schwach fühlen, Jock, aber bald sind Sie wieder der Alte, stark und kräftig wie eh und je«, versprach er.
»Das will ich hoffen. Ich kann doch nicht die ganze Zeit hier herumliegen. Ich muss arbeiten und meine Familie ernähren. Von anderer Leute Mildtätigkeit will ich nicht leben.«
»Wenn Sie sich nicht in Ruhe auskurieren, werden Sie sich bald die Radieschen von unten angucken«, tadelte ihn Tom. Jock war nicht die Art Patient, die er wie ein rohes Ei behandeln musste. Bei ihm musste er schonungslos offen sein.
Jock verdrehte die Augen. »Im Moment kann ich sowieso nichts anderes tun, als mich auszuruhen. Das hier hat mich ganz schön umgehauen.«
Tom sah Millie an. »Haben Sie Lyle schon geschrieben? Ich bin sicher, es interessiert ihn sehr, wie es Ihrem Vater geht.«
»Heute Abend werde ich ihm schreiben, Dr. MacAllister«, sagte Millie. »Es tat so gut, ihn endlich einmal wiederzusehen.«
»Ja, das glaube ich. Seine Mutter und ich, wir haben ihn auch vermisst.«
»Haben Sie eine Ahnung, wann er das nächste Mal nach Hause kommen wird?«
»Nein, Kind. Nach allem, was ich weiß, haben sie in dem Krankenhaus da unten reichlich zu tun.«
»Darüber wollte ich ohnehin mit Ihnen sprechen, Dr. MacAllister«, sagte Millie. Sie stand auf, trat auf den Korridor und winkte Tom mit heraus.
»Was ist denn los, Kind?«, fragte Tom.
»Ich mache mir Sorgen um Lyle, Sir. Ich glaube, dass er so viele furchtbare Verwundungen behandeln muss, hat ihn sehr mitgenommen. Er hat so was angedeutet, aber ich glaube, sein Trauma ist schlimmer, als er zugeben möchte. Meinen Sie nicht auch?«
»Dass ihn das alles mitgenommen hat, da stimme ich Ihnen zu, aber ich bin sicher, alle Ärzte im Victoria Hospital sind ähnlich verstört von dem, was sie Tag für Tag mit ansehen. Er kommt schon darüber hinweg, wenn er erst
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