Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
denke er jetzt anders, und ich würde gern wissen, wieso. Ich hatte gehofft, du könntest mir einen Hinweis geben.« Millie spürte, dass Alain ihr nicht die Wahrheit sagte.
»Ich glaube, darüber solltest du mit ihm reden, Millie«, antwortete Alain.
Er wusste sehr genau, was seinen Freund bedrückte. Lyles Heuchelei ihm gegenüber hatte ihn verärgert, aber er war sich nicht sicher, ob er deswegen so weit gehen und Millie die Wahrheit sagen sollte.
»Wir werden wahrscheinlich heiraten, sobald Lyle nach Dumfries zurückkommt«, sagte Millie. »Deshalb muss ich die Wahrheit wissen. Ich will ja Verständnis haben für das, was er erlitten hat, aber das fällt mir schwer, wenn ich nicht weiß, was da auf mich zukommt.«
»Heiraten! Ich hatte ja keine Ahnung«, sagte Alain. Auf einmal tat ihm Millie leid. Es war nicht recht, dass Lyle sich hinter ihrem Rücken mit Elena Fabrizia abgab, wo Millie doch fest damit rechnete, dass er nach Hause kommen und sie heiraten würde. »Hast du Zeit für eine Tasse Tee, Millie?«, fragte Alain und sah auf die Uhr. Ihm blieb noch eine Stunde, ehe er den Zug zurück nach Blackpool bekommen musste.
»Die Zeit nehme ich mir«, sagte Millie.
Lyle standen vom Krankenhaus zwei Tage Urlaub zu, nachdem er neun Tage am Stück jeweils zwölf Stunden gearbeitet hatte, also nahm er an einem Freitag den Abendzug nach Hause. Alain war zurückgekommen, aber er hatte über seinen Aufenthalt zu Hause nicht viel zu erzählen gehabt. Lyle erklärte Elena, dass ein Freund der Familie sehr krank sei und er deshalb fahren müsse, aber dass er so bald wie möglich zurückkäme. Es fiel ihm schwer, sie zu verlassen, und er hatte schreckliche Gewissensbisse, weil er sie anlog, aber er tröstete sich mit der Tatsache, dass es das letzte Mal gewesen war. Ausgiebig hatten sie über das Leben geredet, das sie zusammen führen wollten, und Elena war so glücklich gewesen. Lyle wusste, dass er sich auf ihre gemeinsame Zukunft konzentrieren musste, denn das war die einzige Möglichkeit für ihn, Millie und die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Seine Zukunft mit Elena war das Allerwichtigste für ihn.
Auf der Fahrt nach Hause versuchte Lyle, nur an Elena zu denken und daran, wie sehr er sie liebte. Nur so hielt seine gute Stimmung an. Er fürchtete den Moment, in dem er Millie gestehen musste, dass er sich von ihr trennen wollte. Er hatte endgültig beschlossen, ihr nicht von Elena zu erzählen – es wäre zu grausam.
Statt erst seine Eltern aufzusuchen, ging Lyle direkt vom Bahnhof aus zu Millie. Er wusste nicht genau, ob Millie noch auf war, deshalb beruhigte es ihn, dass er Licht im Wohnzimmerfenster ihres Hauses sah. Er holte tief Luft und klopfte an die Tür.
»Tut mir leid, dass ich noch so spät störe«, sagte Lyle zu Millie, als sie die Tür öffnete.
»Sag doch so was nicht, Lyle, du bist jederzeit willkommen«, erwiderte Millie und bat ihn herein in die Wärme.
Als sie seinen Mantel nahm und aufhängte, dachte sie, der alte Lyle hätte sich keine Sorgen darüber gemacht, dass er womöglich zu spät störte. Er hatte sich immer als Teil ihrer Familie gesehen.
Millie und ihre Mutter waren an dem Abend im Krankenhaus gewesen. Nach einem leichten Abendessen war Bonnie ins Bett gegangen, aber Millie hatte noch am Kamin gesessen und an Lyle gedacht. Sie war überglücklich, ihn jetzt zu sehen, aber sie machte sich Gedanken über den Grund seines Besuchs bei ihr. Nachdem sie ihm das Neueste von ihrem Vater berichtet hatte, der am nächsten Tag nach Hause kommen sollte, bat sie ihn, sich aufs Sofa zu setzen, nahm seine Hände und meinte, sie habe noch andere aufregende Neuigkeiten zu berichten, etwas, das sie und ihn betreffe. Als Lyle das hörte, sank sein Mut, aber er war immer noch entschlossen zu tun, was er tun musste.
»Lass mich dir zuerst etwas sagen, Millie«, bat er. Er musste es endlich hinter sich bringen.
Millies Herz pochte. Sie glaubte zu wissen, was er sagen würde, aber das konnte sie nicht zulassen. Nicht jetzt, da sie ihm etwas zu berichten hatte, was alles ändern würde.
»Kann ich dir meine Neuigkeit nicht zuerst sagen, Lyle?«, fragte sie schmeichelnd.
»Na schön«, meinte Lyle. Nachdem er endlich den Mut gefunden hatte, mit Millie zu reden, war es qualvoll für ihn, noch warten zu müssen.
»Lyle«, begann Millie vorsichtig. »Du wirst doch jetzt bald für immer nach Hause kommen, oder?«, fragte sie.
»Ich … werde nicht …«, erwiderte Lyle und wollte
Weitere Kostenlose Bücher