Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
wieder zu Hause ist. Wollen wir hoffen, dass es bald ist.«
Tom vermutete, dass Lyle Millie gegenüber distanziert gewesen war und dass sie den Verdacht hatte, dass sich seine Gefühle für sie veränderten.
»Er scheint nicht mehr er selbst zu sein«, sagte Millie. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr Sorgen machte sie sich.
Tom klopfte der besorgten jungen Frau auf die Schulter. »Das wird schon wieder. Sie müssen einfach nur Geduld haben, Kindchen.«
Während sich Elena hastig für die Arbeit anzog, ging Lyle, der schon angekleidet war, nach unten, um sich zu vergewissern, dass immer noch niemand im Haus war. Überall schien es ruhig.
»Die Luft ist rein«, rief er Elena zu.
Elena kam die Treppe herunter, und Lyle nahm sie gleich in die Arme, um sie noch einmal leidenschaftlich zu küssen. »Es war so wunderbar mit dir«, sagte er.
»Ich sollte jetzt lieber gehen«, murmelte Elena. Nie zuvor in ihrem Leben war sie glücklicher gewesen.
»Ich werde dich bis zum Krankenhaus bringen«, sagte Lyle.
Als er die Haustür öffnete, hörten sie lauten Jubel auf den Straßen.
»Was ist denn da los?«, fragte er.
Er und Elena traten auf die Straße. Leute kamen aus ihren Häusern, andere liefen die Straßen auf und ab und schrien vor Freude.
»Was ist passiert?«, fragte Lyle eine Frau, die vor Entzücken lachte.
»Der Krieg ist aus«, rief sie begeistert.
»Sind Sie sicher?«, fragte Lyle.
»Ja. Haben Sie es denn nicht im Radio gehört?«
»Nein«, antwortete Lyle, der beinahe Angst hatte zu glauben, was sie sagte. »Wie ist das geschehen?«
»In Compiègne in Frankreich wurde ein Waffenstillstand zwischen den Alliierten und den Deutschen geschlossen. Die Kämpfe an der Westfront sind vorbei. Der Krieg ist aus!« Die Frau lief fort und verbreitete die Nachricht und ihre Freude darüber weiter.
»Hast du das gehört, Elena?« Lyle nahm sie hoch und wirbelte sie herum. »Der Krieg ist aus!«
Elena war begeistert, aber auch voller Sorge. Sie wusste, ihr Vater würde jetzt seine Pläne mit der Auswanderung nach Australien in die Tat umsetzen. Andererseits konnten nun auch Lyle und sie den Plan vom gemeinsamen Leben verwirklichen. Lyle küsste sie auf die Wange.
»Komm, lass uns gehen«, sagte er. »Ich bin gespannt, ob man es im Krankenhaus auch schon weiß.«
Die folgenden Tage wurden hektisch für Lyle und Elena. Wenn sie einmal eine freie Minute hatten, verbrachten sie diese zusammen. Niemand bemerkte ihre euphorische Stimmung, denn alle fühlten sich jetzt so. Der Krieg war aus. Das musste gefeiert werden. Die Stimmung im Krankenhaus war deutlich entspannter, obwohl es immer noch so viel zu tun gab. Dem Personal wurde mitgeteilt, dass Tausende Männer, die medizinische Versorgung brauchten, von der Front zurückkehren würden. Die Urlaubshotels in Blackpool wie auch in anderen Städten Englands wurden für die Männer, die Ruhe und Rekonvaleszenz brauchten, geöffnet. Gebäude am Squires Gate, einem ehemaligen Rennplatz, wurden für diejenigen vorbereitet, die mit relativ harmlosen Wunden aus dem Krieg zurückkamen. Ärzte und Schwestern standen unter größerer Belastung denn je.
Als Lyle eines Abends erschöpft nach Hause kam, fand er einen Brief von Millie vor. Er hatte schon darauf gewartet, er wollte unbedingt wissen, wie es Jock ging.
Liebster Lyle,
Dad geht es viel besser inzwischen. Er hatte eine beidseitige Lungenentzündung. Er ist nicht gerade der geduldigste Patient, wie Du Dir vorstellen kannst, und macht den Schwestern ziemlich viel Ärger. Er ist immer noch sehr schwach, aber Dr. McKintyre meint, er wird sich wieder erholen. Ganz unter uns – ich glaube, er wird froh sein, wenn Dad endlich nach Hause kann. Dass er überhaupt ins Krankenhaus kam, das haben wir Dir zu verdanken, Lyle. Wärst Du nicht nach Hause gekommen und hättest ihn überredet, wer weiß, was dann noch alles hätte passieren können.
Es war eine wunderbare Überraschung, Dich ein paar Tage zu Hause zu haben. Aber ich mache mir Sorgen um Dich. Ich weiß, Deine Aufgabe als Arzt verlangt Dir viel ab. Bitte pass gut auf Dich auf. Ich kann es kaum abwarten, bis Du wieder nach Hause kommst. Ich vermisse Dich so sehr.
Ich muss jetzt Klassenarbeiten durchsehen und den Unterricht vorbereiten, aber in den nächsten Tagen schreibe ich wieder und berichte Dir weiter darüber, wie Dad sich erholt. Ach, ehe ich es vergesse, Dein Vater war im Krankenhaus und hat ihn besucht. Mom und ich waren zu der Zeit auch gerade
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