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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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attraktiv und ein hingebungsvoller Arzt. Und wieder einmal würde er eine andere heiraten.
    »Ich mache mir Sorgen um dich, Elena«, sagte Lyle jetzt.
    »Das brauchst du nicht. Es ist alles in Ordnung mit mir«, erwiderte sie. »Ich verdiene, was immer jetzt auf mich zukommt. Meine Lügen sind der Grund dafür, dass Aldo nie wieder gehen wird.«
    »Du kannst dir doch nicht die Schuld an seinem Unfall geben«, rief Lyle entsetzt.
    »Wieso nicht? Hätten meine Lügen ihn nicht derart erschüttert, wäre er nicht von dem Windmühlenturm gefallen.« Elena fühlte sich so elend, wenn sie an Aldos Schicksal dachte.
    »Tag für Tag werde ich zu Unfällen auf Farmen gerufen, Elena.«
    »Das mag ja stimmen, aber dieser eine Unfall ist meinetwegen passiert«, konterte Elena.
    Lyle verstand auf einmal, wieso sich Elena die Schuld geben wollte. Hatte er nicht dasselbe getan, als Jamie bei dem Unfall ums Leben kam? »Wie willst du das schaffen, dich um einen Mann im Rollstuhl kümmern, um drei Kinder, um die Farm?«, fragte Lyle. Er dachte daran, dass Aldo ihr darüber hinaus das Leben vermutlich zur Qual machen würde, aber er traute sich nicht, das zu sagen.
    »Ich habe keine Ahnung, ich weiß nur, dass ich es irgendwie schaffen muss«, erklärte Elena tapfer.
    »Keiner würde dir Vorwürfe machen, wenn du weggehen solltest«, sagte Lyle.
    Elena riss die Augen auf. »Wie kannst du so etwas nur sagen? Es ist meine Pflicht, mich um meinen Mann zu kümmern und das Bestmögliche für die Kinder zu tun.«
    Lyle nickte. Er sehnte sich so sehr danach, über Marcus und über ihre gemeinsame Vergangenheit zu reden, doch wie schon bei ihrer ersten Begegnung schien es, als wollte Elena weder seine Sorge um sie noch eine Schulter zum Anlehnen. Sie war von so grimmigem Stolz und Unabhängigkeitsstreben erfüllt.
    »Solltest du je irgendetwas brauchen …«, begann er dennoch.
    Elena sah das Mitleid in Lyles Blick, und das kränkte sie mehr, als alle verletzenden Worte es vermochten. »Ich komme schon zurecht, Lyle«, unterbrach sie ihn und versuchte, die Gefühlsregungen aus ihrer Stimme herauszuhalten.
    Lyle spürte, dass Elena kurz davor war, die Nerven zu verlieren, deshalb hielt er sich mit weiteren Ausführungen zurück. »Solltest du mich brauchen, ich bin nur einen Funkruf weit entfernt«, sagte er nur kurz. »Ich könnte mir denken, dass Marcus nichts mit mir zu tun haben will, aber wenn sich das je ändert, lass es mich bitte wissen.«
    »Das werde ich«, versprach Elena und biss sich auf die zitternde Unterlippe. »Ich wünsche dir alles Glück der Welt, Lyle.«
    Lyle sah in ihre samtig braunen Augen. Verzweifelt wünschte er sich, sie in die Arme zu nehmen, sie zu halten, aber er wusste, dass sie das nicht wollte. Und so wandte er sich um und ging einfach weg.
    Elena hielt ihre Gefühle unter Kontrolle, bis die Maschine der Fliegenden Ärzte nur noch ein Pünktchen an dem unermesslich weiten blauen Himmel war. Dann ging sie ins Haus, brach zusammen und begann, haltlos zu schluchzen. Sie weinte um alles, was sie verloren hatte, aber vor allem weinte sie um den Mann, der ihr vor so vielen Jahren das Herz gestohlen und es nie zurückgegeben hatte.

35

    Am Morgen nach dem Gespräch mit Lyle erschien Elena um die übliche Zeit in der Praxis. Dr. Robinson war überrascht, sie zu sehen.
    »Elena! Es tut mir so leid, was da mit Aldo passiert ist. Ich wünschte, ich könnte irgendetwas für ihn tun.« Dem Arzt entging Elenas Anspannung nicht, und das machte ihm Sorgen.
    »Danke, Ken, aber da gibt es nichts zu tun, es müsste schon ein Wunder geschehen«, sagte Elena erschöpft. Sie war so müde, dass sie im Stehen hätte schlafen können. Elena setzte sich an ihren Schreibtisch im Empfangsbereich.
    »Sie sollten jetzt nicht hier arbeiten, Elena. Sie müssen besser auf sich achten, sonst werden Sie keinem von Nutzen sein.« Schon oft hatte sie gehört, wie er diesen Rat seinen Patienten gab, das nun selbst zu hören, war schon etwas seltsam.
    »Ich muss arbeiten, Ken, mehr denn je«, antwortete Elena wahrheitsgemäß.
    Ken verstand, was sie damit sagen wollte, denn er kannte die finanzielle Situation der Familie, Sorgen machte er sich aber trotzdem. »Da Sie alles hier so tüchtig organisiert haben, kann ich auch einmal ein paar Tage ohne Sie auskommen. Das Gehalt für die Woche kürze ich Ihnen natürlich deswegen nicht.«
    »Danke für das großzügige Angebot«, gab Elena gerührt zurück, »aber ich möchte lieber in die Stadt

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