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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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in Cloncurry abgesetzt worden war, begab sie sich schnurstracks zum Fahrkartenschalter am Bahnhof, denn sie hoffte, am kommenden Tag wieder fort zu sein. Sie wollte nur noch nach Hause zurück und sich ihre Wunden lecken, doch ihre Pläne wurden durchkreuzt, als sie erfuhr, dass in den kommenden zwei Tagen kein Zug fuhr und der nächste aus technischen Gründen ausfiel – Genaueres konnte man ihr nicht sagen. Das bedeutete, dass sie bis auf unbestimmte Zeit warten musste, mindestens aber fünf Tage. Als sie sich nach einer Buslinie erkundigte, hieß es, es gebe keinen Bus, und so saß sie wütend und enttäuscht da. Soweit es sie betraf, war diese ganze Reise reine Zeitverschwendung gewesen, und ihre Träume von einer glücklichen Zukunft mit Lyle kamen ihr wie der blanke Hohn vor.
    In den nächsten zwei Tagen blieb Millie fast die ganze Zeit im Hotel Central, wo sie ein Zimmer gemietet hatte, und grübelte. Sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie sich zum Narren hatte halten lassen, und sie war angewidert von Lyle, weil der nicht den Mut gehabt hatte, ihr die Wahrheit über Elena und das gemeinsame Kind zu erzählen. Sogar ihre Mahlzeiten nahm sie auf dem Zimmer ein, aber sie hatte keinen richtigen Appetit, und das entsprach so gar nicht ihrer Art.
    Irgendwann hielt Millie es in den vier Wänden mit der geschmacklosesten Tapete, die sie je gesehen hatte, nicht länger aus. Sie nahm an, dass Lyle und Alison damit beschäftigt waren, in der Gegend herumzufliegen, also wagte sie sich in den Speisesaal des Hotels, von dem aus man einen Blick auf die Hauptstraße hatte. Als sie keine Spur von ihrem früheren Mann und seiner Pilotin auf der Straße sah, wurde sie wagemutiger. Sie ging hinaus und flanierte die Hauptstraße auf und ab.
    Reverend Flynn sah Millie in dem Augenblick, als sie die Straße überquerte und dann ein Geschäft für Damenbekleidung betrat. Er schaute durch das Schaufenster in den Laden, weil er auf Blickkontakt mit ihr hoffte, aber Millie musterte so interessiert die Dessous, dass sie ihn nicht wahrnahm. Als Philomena Whittaker, die Frau des Bürgermeisters, die ihre Nase überall hineinsteckte, dem Reverend einen indignierten Blick zuwarf, weil sie sich fragte, warum er wohl vor einem Geschäft für Damenbekleidung herumlungerte, wurde er rot und ging schnell weiter.
    Im Büro der Fliegenden Ärzte berichtete der Reverend Alison, die gerade Eintragungen ins Bordbuch machte, er habe Miss McFadden im Ort gesehen.
    »Sind Sie sicher, dass es Miss McFadden war, Reverend?«, fragte Alison.
    »Ja, ich bin mir ganz sicher«, antwortete der Reverend. »Warum fragen Sie?«
    »Ach, das hat keinen bestimmten Grund«, sagte Alison.
    Was sie dem Reverend nicht erzählte, war, dass sie immer wieder über Lyles künftige Exfrau nachdachte und dass sie sie immer neugieriger machte. Sie hatte gedacht, sie wäre längst wieder abgereist.
    Am kommenden Tag, als Alison auf Lyle, der einen älteren Herrn mit Lungenproblemen im Krankenhaus besuchen wollte, wartete, beschloss sie, auf der Hauptstraße spazieren zu gehen. Sie hoffte, wenn überhaupt, Millie dort über den Weg zu laufen, denn hier lagen die Geschäfte der Stadt.
    Alison lief von Geschäft zu Geschäft, entdeckte Millie jedoch nicht. Sie wollte schon aufgeben, als ihr Blick auf das Hotel fiel, in dem sie anfangs in Cloncurry untergebracht gewesen war, bevor der Reverend eine Wohnung für sie gefunden hatte. Alison sah lächelnd durch das Fenster in den Speisesaal, der den Gästen, die nicht im Hotel nächtigten, auch als Restaurant diente. Wie oft hatte sie dort mit Lyle gesessen und zu Abend gegessen.
    In diesem Augenblick entdeckte sie Millie. Die Frau, mit der Lyle noch immer verheiratet war, saß an einem der Tische, wo sie ihren Nachmittagstee einnahm. Alison betrat kurz entschlossen das Hotel. Sie lief direkt in den Speisesaal und auf Millie zu.
    »Ich dachte gar nicht, dass Sie noch in der Stadt sind, Miss McFadden«, sagte Alison. »Oder sollte ich sagen Miss Evans oder vielleicht Mrs. MacAllister? Welchen Namen führen Sie denn heute?«
    Millie erkannte bestürzt die junge Pilotin und errötete. »Sie haben … mit meinem Mann … gesprochen?«, stammelte sie.
    »Stimmt genau.« Ohne darauf zu warten, dass ihr ein Platz angeboten wurde, setzte Alison sich Millie gegenüber an den Tisch und heftete den Blick auf sie. Sie trug ein hübsches gemustertes Kleid, das zu ihrer eigenwilligen Haarfarbe passte. »Aber Sie hatten versäumt, mir zu

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