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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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erzählen, dass Lyle Ihr Mann ist. Wieso sind Sie den ganzen Weg hergekommen, auf der Suche nach ihm, wenn Sie dann schließlich doch nicht mit ihm sprechen wollten? Und wieso haben Sie allen Leuten, die Ihnen begegnet sind, irgendeine verrückte Geschichte aufgetischt?«
    »Ich frage mich, wieso ich mir überhaupt die Mühe mache, solch eine weite Reise auf mich zu nehmen. Nur um mit meinem Mann zu sprechen, wo er doch bloß ein Lügner ist, der die ganze Zeit ein Doppelleben geführt hat?« Millie zitterte vor Empörung.
    Diese Unterstellung bestürzte Alison. »Das ist aber gar nicht der Lyle, den ich kenne«, sagte sie zu seiner Verteidigung.
    »Dann kennen Sie ihn eben nicht richtig«, fuhr Millie sie an. »Ohne ein Wort zu sagen, ja, ohne auch nur eine Notiz zu schreiben, hat er mich verlassen, und das in der schlimmsten Zeit meines Lebens. Monatelang war ich krank vor Sorge, weil ich nicht wusste, wo er war, und dann hatte ich auf einmal die Scheidungspapiere in der Post. Nach vierzehn Jahren Ehe hat man ja doch wohl ein wenig mehr Respekt verdient. Schließlich hatten wir gerade erst unser einziges Kind verloren.« Alison konnte nicht leugnen, dass es herzlos von Lyle war, mit der Situation so umzugehen, doch diese Meinung sprach sie nicht laut aus. »Eines Tages fand ich einen Brief von einem Reverend Flynn, aus dem hervorging, dass Lyle sich entschlossen hatte, bei den Fliegenden Ärzten zu arbeiten. Ich habe diese weite Reise gemacht, weil ich hoffte, unsere Ehe retten zu können. Dann sah ich Lyle im Krankenhaus mit dieser Italienerin, mit der er im Krieg eine Affäre gehabt hatte. Offenbar sind sie die ganze Zeit über in Kontakt geblieben.«
    »Ich glaube nicht, dass das stimmt, Millie«, sagte Alison.
    »Sie glauben das vielleicht nicht, aber ich schon«, erwiderte Millie voller Wut. »Ich weiß, er hat mich nur geheiratet, weil ich damals mit unserem Sohn schwanger war.« Erstaunt sah Alison Millie an. »Ich sehe, es überrascht Sie, dass ich das zugebe, aber ich habe keinerlei Selbstachtung mehr.« Ihre Unterlippe zitterte, so aufgewühlt war sie. »An dem Tag, als ich Lyle erzählte, wir würden ein Kind bekommen, hatte ich die schreckliche Ahnung, er sei von Blackpool nach Hause gekommen, um sich von mir zu trennen. Ich gebe zu, ich habe mich an ihn geklammert, aber ich habe ihn aufrichtig geliebt, und ein Baby braucht einen Vater. Außerdem habe ich gedacht, er würde über seine Affäre mit Elena hinwegkommen. Aber da habe ich mich wohl getäuscht, was?« Alison fand die Geschichte aus Millies Perspektive plötzlich sehr traurig. Sie überlegte, was sie der enttäuschten Schottin sagen sollte, aber Millie fuhr fort zu reden. »Ich fasse es einfach nicht, dass er den Tod seines Sohnes als Gelegenheit nutzte, hierherzukommen und wieder Kontakt mit der Frau aufzunehmen, die er wirklich liebt, mit ihr und ihrem gemeinsamen Sohn.«
    »Wussten Sie von Marcus, als Sie noch mit Lyle zusammen waren?«, fragte Alison sanft. Bei allem Durcheinander, das Millie angerichtet hatte, konnte sie nicht anders, sie hatte einfach Mitleid mit ihr.
    »Nein, das hat mein Mann vor mir verheimlicht«, sagte Millie verbittert. »Aber kaum hatte ich zufällig im Krankenhaus mit angehört, dass Lyle diese Frau Elena nannte, wusste ich, sie musste die Frau sein, mit der er in Blackpool ein Verhältnis gehabt hatte. Und dann wurde mir klar, dass der Junge, der bei ihnen saß, etwa im selben Alter war, in dem Jamie jetzt gewesen wäre – zu sehr im selben Alter wie Jamie, als dass er der Sohn ihres Mannes hätte sein können. Trotzdem mochte ich nicht glauben, dass er das Kind meines Mannes war. Erst als die Schwestern im Krankenhaus erzählten, dass Marcus unter den gleichen Krampfattacken litt wie damals unser Jamie, hatte ich Gewissheit. Diese Art von Anfällen ist selten, aber erblich.«
    »Und Sie meinen, Lyle wusste, dass Elena von ihm schwanger war, als er Sie heiratete?« Alison fand, dass das keinen Sinn ergab.
    »Ich bin sicher, er wusste es nicht zu dem Zeitpunkt, als er mich heiratete. Hätte er es gewusst, hätte er sie geheiratet, nicht mich.« Schmerzlich verzog Millie das Gesicht. »Lyle hat unseren Jamie angebetet. Jetzt hat er einen Ersatz gefunden.« Ihr kamen die Tränen. »Und ich bin ganz allein …«
    Alison sah, wie verstörend das alles für Millie war. Dass Lyle mitten in Australien, noch dazu in einer so entlegenen Gegend, Elena wiedergetroffen hatte, war schon ein ziemlicher Zufall, das konnte

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