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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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groß, aber ich glaube, Mike und Gladys lassen ihre Möbel da, weil sie nach England zurückgehen.«
    »Das wäre ideal zur Miete«, sagte Elena. Das Haus lag in einer kleinen Straße, die von der Hauptstraße abging, in der Nähe der Schule und nur fünf Minuten zu Fuß von Kens Praxis entfernt. »Aber Aldo ist entschieden gegen einen Umzug in die Stadt.«
    »Er ist nicht realistisch, Elena. Ich rede gern mit ihm, wenn Sie das möchten, denn Sie können definitiv nicht so weitermachen. Der Stress fordert schon seinen Tribut.« Er sah, dass sie noch mehr abgenommen hatte, und das konnte sie sich wirklich nicht leisten.
    »Erwarten Sie nur nicht, dass Aldo Mitleid mit mir hat, Ken«, sagte Elena.
    Ken wusste zu genau, was Elena damit meinte. Eines Nachmittags, als der letzte Patient die Praxis verlassen hatte, brach sich die Anspannung der letzten Wochen Bahn. Elena fing zu weinen an und konnte nicht mehr aufhören. Ken dachte, sie hätte einen Nervenzusammenbruch. Er gab sich Mühe, ihr zu versichern, dass Aldo zwar nicht mehr derselbe sein würde, aber doch wieder in Ordnung käme, doch das brachte sie nur noch mehr zum Schluchzen. Ken war wie immer freundlich und verständnisvoll und goss ihr einen kräftigen Brandy ein. Und dann gestand sie ihm die ganze Wahrheit. Elena war überzeugt davon, dass Ken schockiert und enttäuscht von ihr sein würde, aber er war so einfühlsam, wie nur jemand sein konnte. Bald verstand sie, warum, denn dass er eine ganz ähnliche Geschichte zu erzählen hatte, damit hatte sie nicht gerechnet.
    »Meine Mutter war achtzehn, als sie sich in derselben Lage befand«, erzählte er Elena, die überrascht die Augen aufriss. »Im letzten Jahrhundert wurde so etwas mit noch weit mehr Verachtung bestraft. Eine junge, unverheiratete schwangere Frau brachte ungeheure Schande über die Familie, wurde nicht mehr als heiratsfähig betrachtet und oft in ein Kloster verbannt. Aber meine Mutter tat genau das, was Sie getan haben. Ich wurde von einem Mann großgezogen, der nicht mein Vater war. Ich weiß nicht, ob er die Wahrheit ahnte, und das werde ich nun auch nie mehr erfahren, denn er starb mit Mitte fünfzig.«
    »War er ein guter Vater?«
    »Er war ein guter Versorger. Er kümmerte sich darum, dass ich alles hatte, was ich brauchte, aber er war unzugänglich und verschmähte jegliche Zuneigung. Ich glaube nicht, dass meine Mutter ihn wirklich liebte, aber ich hatte immer so eine Ahnung, dass sie dankbar war für das, was er ihr gab – ein Dach über dem Kopf und genügend zu essen. Fünf Jahre nach seinem Tod starb auch meine Mutter, das war 1913. Sie war schon sehr krank, als sie mir die Wahrheit erzählte, nämlich dass Harry Robinson nicht mein richtiger Vater war. Anfangs glaubte ich nicht, dass das stimmte, was sie mir da erzählte, denn sie nahm ein Opiumpräparat gegen ihre Schmerzen, aber sie nannte Namen und Beruf meines leiblichen Vaters und erzählte mir, woher er stammte. Ich hatte so viele Fragen, aber sie war bereits sehr schwach. Nur wenige Stunden nach ihrem Geständnis starb sie.«
    »Haben Sie je Kontakt aufgenommen?«
    »Ja, irgendwann dann doch. Je mehr ich über Harry Robinson nachdachte und darüber, wie wenig Gemeinsamkeiten wir hatten, desto mehr glaubte ich meiner Mutter. Bevor ich nach Australien ging, machte ich mich auf die Suche nach dem Mann namens John Noble. Zum Glück lebte er in Bristol wie ich damals. Nach mehreren Jahren Militärdienst war er in seinen Beruf als Wagenbauer bei British Railways zurückgekehrt. Ich zog Erkundigungen ein und fand heraus, dass er jeden Nachmittag auf dem Nachhauseweg von der Arbeit immer im selben Pub ein Bier trank. Ich wartete im Schankraum auf ihn und stellte mich vor.«
    »Wie haben Sie ihn erkannt?«, fragte Elena und versuchte, sich die Szene vor ihrem geistigen Auge vorzustellen.
    »Ich hatte keine Ahnung, wie ich ihn erkennen sollte, aber als er durch die Tür kam, glaubte ich, in einen Spiegel zu sehen«, sagte Ken mit einem Lächeln.
    Da musste auch Elena lächeln. »Was haben Sie zu ihm gesagt?«
    »Ich habe einfach gesagt: John Noble, ich bin Ihr Sohn Ken. Natürlich war er verblüfft, er ahnte ja nichts von meiner Existenz. Da stand nun ein dreiundvierzig Jahre alter Mann und erzählte ihm, er sei sein Sohn. Er sagte, dass ich genauso aussehe wie er in jüngeren Jahren, und ich antwortete, dass ich nun ganz genau wisse, wie ich zwanzig Jahre später aussehen würde. Es war unheimlich. Wir haben über ein paar Sachen

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