Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
ins Auge sehen.«
»Lassen Sie den Boss ganz allein hier, Missus?«
»Ich kann ihn nicht zwingen, mitzukommen. Ich hoffe, er kommt von allein zu dem Schluss, dass er auf der Farm nicht mehr leben kann.«
»Ich werde nach ihm sehen«, erklärte Billy-Ray mit gewohnter Loyalität.
»Wir können dich noch eine Woche bezahlen. Wenn diese Woche um ist, Billy-Ray, will ich, dass du von der Farm wegbleibst. Das ist die einzige Möglichkeit, den Boss dazu zu bringen, sich der Realität zu stellen.« Billy-Ray sah Elena ungläubig an. »Es ist zu seinem Besten, Billy-Ray, glaub mir«, fügte Elena hinzu.
Der Viehtreiber nickte.
Elena ging zurück ins Haus. Aldo saß auf der Veranda und schaute nachdenklich über das Land, das er so liebte, seinen Gesichtsausdruck vermochte sie nicht zu deuten. Er schien entschlossen, sie nicht anzusehen, aber sie erkannte an seinem verkniffenen Mund, dass er sehr wohl wusste, dass sie ihn verlassen würde.
»Aldo, ich ziehe in das Haus der Castlemaines auf der Patterson Street. Es ist klein, aber schön möbliert. Von da habe ich es nah zur Arbeit und die Kinder nah zur Schule. Ich möchte, dass du mitkommst, aber ich kann dich nicht dazu zwingen. Wenn du beschließt, dass es Zeit ist, die Farm zu verlassen, melde dich über Funk bei Mr. Kestle, ich komme dann und hole dich ab.«
Aldo drehte den Kopf zu ihr und sah sie herausfordernd an, aber immer noch sagte er kein Wort. In dem Moment brachte Billy-Ray Pferd und Wagen vors Haus. Elena wuchtete ihren Koffer in den Wagen und verabschiedete sich von Billy-Ray. Ein paar Augenblicke später machte sie sich auf den Weg über die Auffahrt Richtung Straße. Sie hätte sich gern umgedreht, aber sie redete sich gut zu, stark zu sein. Es war eine der schwersten Entscheidungen, die sie je getroffen hatte. Als sie schließlich auf die Straße abbog, sah sie vor lauter Tränen nichts mehr.
Elena zog noch am selben Tag in das Haus auf der Patterson Street. Am Abend brachte Luisa Dominic und Maria, die beiden waren schon ganz aufgeregt vor lauter Freude darüber, in einem neuen Haus mit einem großen Garten wohnen zu können. Marcus weigerte sich standhaft, mit umzuziehen. Er warf nicht mal einen Blick auf das Haus. Elena bekümmerte das, aber sie betete täglich, dass er eines Tages in der Lage wäre, ihr zu verzeihen.
»Wie wird Aldo denn nur ohne dich zurechtkommen, Elena?«, fragte Luisa. Auch wenn sie ihn nicht ausstehen konnte, wollte sie doch nicht, dass er verhungerte. »Wie wird er sich denn allein etwas zu essen machen?«
»Das weiß ich nicht, Mamma, aber er hat es sich in den Kopf gesetzt, dass er mich nicht braucht. Ich hoffe nur, er kommt bald zur Vernunft.«
Luisa mochte kaum glauben, dass Elena Aldo sich selbst überlassen hatte, aber ihr war klar, dass die Familie Geld brauchte. »Kann er denn jetzt mit dem Funkgerät umgehen?«
»Ich habe ihm schon oft gezeigt, wie er jemanden über Funk verständigen kann. Wenn er verzweifelt genug ist, findet er es schon heraus.«
»Was, wenn … wenn er da draußen stirbt?«
»Das passiert schon nicht, Mamma. Nicht mal Aldo wäre so stur, einfach zu verhungern.«
Am kommenden Abend kam Luisa erneut in die Patterson Street, um kurz nach ihrer Tochter und den Kindern zu sehen. Sie brachte etwas Fleisch mit, da sie ja wusste, dass Elena nicht in den Laden kommen wollte, solange Luigi ihr zürnte.
»Mr. Kestle hat noch nichts von Aldo gehört«, berichtete sie Elena. »Meinst du nicht, du solltest mal nach Barkaroola rausfahren und nach ihm sehen?«
»Wenn ich das mache, werde ich in Versuchung sein, für ihn zu kochen und zu waschen und allerlei sonstige Arbeiten zu verrichten. Damit wäre der Zweck meines Fortgehens von der Farm verfehlt. Er hat Eier von den Hühnern, also verhungern wird er schon nicht. Solange ich da war, hat er es geschafft, ins Hühnergehege zu kommen und sie zu füttern. Es war schwer, aber Hilfe wollte er nicht annehmen. Also, was kann ich da machen? Ich kümmere mich um die Kinder und verdiene unseren Lebensunterhalt. Ein erwachsener Mann, der stur ist wie ein alter Esel, steht auf meiner Prioritätenliste nicht ganz oben, auch wenn er mein Ehemann ist.« Elena achtete Aldos Mut, aber seine Sturheit machte sie verrückt.
»Ich bewundere deine Charakterstärke, Elena«, sagte Luisa.
»Ich wünschte, Papà würde auch irgendetwas an mir bewundern, Mamma«, erwiderte Elena. Es bedrückte sie, dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte.
Luisa wurde
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