Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
schwanger sind, Elena. Meine Mamma hatte es, meine Nonna und deren Mamma. Ich hatte es auch, also wird es auch bei dir so sein.«
»Was ist das für ein Zeichen, Mamma?«, fragte Elena. Sie hörte davon zum ersten Mal.
»Deine Brustwarzen werden eine bräunliche Farbe angenommen haben. Das passiert bei den Frauen meiner Familie fast sofort zu Beginn einer Schwangerschaft. Guck nach.«
Elena knöpfte den obersten Knopf ihres Kleides auf, schaute unter ihre Unterwäsche und zeigte ihrer Mutter dann ihre Brustwarzen, die nicht mehr rosig waren, sondern walnussbraun.
Luisa holte hörbar Luft und musterte ihre Tochter. »Ah, sì , es stimmt also. Du erwartest tatsächlich ein bebè . Dafür brauche ich keinen Doktor, der mir das bestätigt.«
»Bist du sicher, Mamma?« Elena senkte die Stimme, nur für den Fall, dass ihr Vater zurückgekommen war.
»So wahr ich hier sitze. Und was jetzt?« Luisa begann, im Zimmer auf und ab zu gehen, und überlegte, wie Luigi wohl reagieren mochte. Sie machte sich Sorgen, er könne womöglich einen Herzinfarkt bekommen, wenn er von der Sache erfuhr. »Ein Arzt hätte es besser wissen müssen, er hätte dich nicht schwängern dürfen, Elena«, sagte sie wütend. Aber dabei strich sie Elena über das schöne dunkle Haar. »Wo ist er jetzt? Dein Vater wird ihm die Männlichkeit abschneiden.«
»Er ist nach Schottland zurückgegangen«, antwortete Elena.
Luisa verdrehte die Augen. »Ein Schotte – womöglich noch ein Protestant. Noch schlimmer hätte es wohl nicht kommen können, was? Ich nehme an, du willst ihn heiraten«, sagte sie.
Luisa machte sich innerlich darauf gefasst, dass sie Elena an diesen Mann verlieren würde. Auf keinen Fall würde Luigi ihn in der Familie willkommen heißen. Es zerriss ihr das Herz, denn dann würde sie nie ihr Enkelkind in den Armen halten.
»Er ist nach Hause zurückgefahren, um eine andere Frau zu heiraten«, erwiderte Elena traurig.
Luisa riss die Augen auf. »Liebt er dich denn nicht, Elena?«
Am liebsten hätte sie sich den Kerl sofort geschnappt und ihn umgebracht. Er hatte es gewagt, sich an ihrer Tochter zu vergehen, nur um seines Vergnügens willen.
»Doch, Mamma, aber diese andere Frau ist auch von ihm schwanger. Das ist passiert, ehe er mich kennenlernte. Das wusste er aber zu dem Zeitpunkt nicht, Mamma. Erst vor ein paar Wochen hat er das erfahren, in der Zeit, als ich krank war. Und weil er ein guter, rechtschaffener Mann ist, will er das Richtige für sein Kind tun und bei ihr bleiben. Aber vielleicht wird er ja jetzt seine Meinung ändern«, sagte Elena voller Hoffnung. »Er liebt mich doch so sehr.«
Luisa glaubte, sich verhört zu haben. »Er hat eine andere Frau geschwängert?«, fragte sie ungläubig. »Was ist das denn für ein Kerl? Ein Gockel offenbar! Und du sagst, er hat sich entschlossen, diese andere Frau zu heiraten?«
»Ja, Mamma. Lyle ist ein guter Mann. Es hat ihm das Herz gebrochen, als er mich verlassen musste.«
»Dein Vater bringt ihn um, Elena«, sagte Luisa. » Ich bringe ihn um.« Sie ging im Zimmer auf und ab. »Wach endlich auf, Elena. Dieser Mann hat dir eine andere Frau vorgezogen. Dass sie schwanger ist, spielt keine Rolle. Würde er dich lieben, wäre er bei dir geblieben.«
»Er wollte bei seinem Kind bleiben, Mamma. Das zeigt dir doch, dass er ein guter Mensch ist.«
»Wahrscheinlich hat er diese Frau schon geheiratet, das kann also nicht mehr rückgängig gemacht werden. Offenbar hatte er eine Affäre mit ihr.«
Das konnte Elena nicht abstreiten. Die Beziehung zwischen den beiden bestand schon seit vielen Jahren. Das hatte Lyle selbst gesagt. Und ihre Mutter hatte Recht. Lyle hatte Millie wahrscheinlich schon geheiratet.
»Wenn du deine letzte Periode im Oktober hattest, dann bist du gerade erst am Ende des zweiten Monats«, sagte Luisa nachdenklich. »Ich habe eine Idee, Elena. Du wirst so bald wie möglich Aldo Corradeo heiraten. Dann wird er glauben, das bebè sei von ihm. Das ist die einzige Lösung.«
»Nein, Mamma. Das kann ich nicht, auf gar keinen Fall. Du fährst mit Papà nach Australien, und ich bleibe hier und bekomme mein Kind.«
»Und wovon willst du leben, Elena? Wie willst du zurechtkommen?«, rief Luisa erregt. Sie musste erreichen, dass Elena zur Vernunft kam.
»Ich weiß nicht«, erwiderte Elena verzweifelt. »Ich werde … wieder als Krankenschwester arbeiten.«
»Und wer wird sich um das bebè kümmern? Fremde Leute? Das geht nicht, Elena. Du wirst auf der Straße
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