Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
in Aldos Blick sah Elena nicht, aber sie spürte seine glühenden Augen auf ihrem Rücken und konnte sich seinen Gesichtsausdruck gut vorstellen. Kaum lagen sie beide ausgezogen auf dem Bett, legte Aldo sich auf sie, betatschte sie ungelenk und drang stöhnend und keuchend in sie ein. Elena hatte die Augen im Dunkeln fest geschlossen, konnte die Tränen jedoch nicht zurückhalten. Als Aldo sich kurze Zeit später von ihr heruntergerollt hatte, drehte sie ihm den Rücken zu und kämpfte gegen die Schluchzer an, die ihr die Kehle zusammenschnürten. Erst als sie ihn schließlich schnarchen hörte, stand Elena auf und ging über den Hotelkorridor zum Badezimmer, wo sie sich auf den Boden setzte und hemmungslos zu weinen begann.
Irgendwann gelang es ihr, sich zu fassen, und sie legte liebevoll ihre Hand auf den Bauch. »Ich habe das für dich getan, Kleines«, flüsterte sie.
Elena dachte an Lyle und an die Liebe, die sie beide verband, und fragte Gott, weshalb ihr Leben diese Wende genommen hatte. Aber ihr Glaube brachte sie zu der Überzeugung, dass Gott einen Grund für all das hatte, einen Plan. Und diese Überzeugung war das Einzige, was sie aufrecht hielt.
7
Eine Woche nach der Eheschließung mit Millie kaufte Lyle ein Reihenhaus aus Stein in der Brooms Road in Dumfries. Das Geschäft war ziemlich übereilt zustande gekommen, aber Lyle mochte nicht länger abwarten, er wollte unbedingt fort aus dem Haus seiner Schwiegereltern. So hatte er sich für das nächstbeste Haus entschieden, das Millie und er besichtigt hatten. Millie wäre ein frei stehendes Häuschen weiter außerhalb lieber gewesen, etwas ohne Treppe, aber solch ein Häuschen hatte Lyle mit Elena geplant, also wollte er es nicht mit Millie bewohnen. Das wäre irgendwie nicht richtig gewesen. Es dauerte eine Weile, bis er Millie von den Vorzügen des kleinen Reihenhauses überzeugt hatte, und als er erklärte, es sei eine praktische Wohnlage für einen Arzt und außerdem befänden sich viele Geschäfte in fußläufiger Entfernung, schloss sie sich seiner Meinung an.
Schon immer hatte sich Lyle vorgestellt, eines Tages seine eigene Arztpraxis zu haben, aber er wusste auch, dass es nicht einfach sein würde. Nachdem er seinem Vater einige Wochen assistiert hatte, merkte er, dass Tom es kaum noch schaffte, sich um seine ständig wachsende Patientenschar zu kümmern. Das ging so weit, dass manchen Patienten nicht mehr die nötige Aufmerksamkeit zuteilwurde, trotzdem musste sein Vater bis zum Umfallen schuften. Lyle war völlig klar, dass Tom nicht jünger wurde, und er machte sich Sorgen, denn er sah, dass seine Gesundheit bereits Schaden nahm.
Nach einer vertraulichen Unterredung mit seiner Mutter brachte Lyle das Thema seinem Vater gegenüber zur Sprache, und er schlug vor, eine Gemeinschaftspraxis zu eröffnen. Auch wenn sie großen Respekt voreinander hatten, waren sie doch sehr verschieden und hatten unterschiedliche Ansichten über die Behandlung von Patienten. Lyle war sich nicht sicher, wie ihre Zusammenarbeit sich entwickeln würde, aber er wusste mit Gewissheit, dass Tom Hilfe brauchte. Zu Lyles großer Überraschung erklärte sein Vater, er wolle über den Vorschlag nachdenken.
Ein paar Tage später stimmte Tom zu, mit Lyle eine gemeinsame Praxis zu eröffnen, solange er so weiterarbeiten könnte, wie er es gewohnt war. Lyle unterschrieb einen Mietvertrag für ein Gebäude mitten in der Stadt auf der Castle Street, in der Nähe der Brücke über den Nith River. Sie engagierten die junge Cindy Branston, die sich um Termine und Abrechnungen und das Wartezimmer kümmern sollte, und die beiden Männer empfingen Patienten in ihren Praxisräumen oder machten Hausbesuche. Sie waren so beschäftigt, dass sie einander kaum zu Gesicht bekamen, und so lief die Praxis eine Zeitlang reibungslos.
Schließlich wurde offensichtlich, dass Tom, obwohl Lyle ihm viel Arbeit abnahm, immer langsamer wurde. Lyle sprach das nicht laut aus, aber er machte sich Gedanken darüber, wie es auf Dauer mit ihnen weitergehen sollte. Er stellte fest, dass sein Vater zu vielen Patienten nicht sofort kommen konnte, weil er mit anderen Tee trank oder sich ihre Sorgen anhörte, und es fiel ihm äußerst schwer, Bargeld für seine Dienste anzunehmen. Lyle wusste nicht, wie er mit dem Problem umgehen sollte, aber mit Kohlköpfen und Lauchstangen konnte er die Miete für die Praxisräume nicht zahlen.
Als Tom dann immer häufiger Schwindelanfälle bekam und seiner Arbeit somit
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