Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
vorliebnehmen«, sagte Dougal und drückte ihr die Hand.
»Lyle kommt ja vielleicht noch, Millie, aber einstweilen bist du in sicheren Händen«, beschied Bonnie ihre Tochter.
Sie stellte Dougal der Hebamme vor, die froh war, die Zügel dem jungen Doktor überlassen zu können. Sie hatte keine Ahnung, weshalb es mit der Geburt nicht voranging. Sie hatte vorher schon große, kräftige Babys zur Welt gebracht, aber sie war unzufrieden mit der Art, wie Millie presste. Es war, als würde sie auf Lyle warten, und Marjorie machte sich Sorgen, dass das Baby in Gefahr sein könnte.
Innerhalb kürzester Zeit hatte sich Dougal die Hände gewaschen und sich die Ärmel hochgerollt. Gleichzeitig redete er Millie gut zu, munterte sie auf und versicherte ihr, wie leicht sie dieses Baby gebären werde und wie stolz Lyle dann wäre. Dann wies er sie an, wann und wie kräftig sie zu pressen hatte.
Von irgendwoher nahm Millie plötzlich die Kraft, entsprechend zu agieren. Sie sah ihm in seine blauen Augen und hörte aus seiner Stimme die ruhige Zuversicht heraus. Es war nicht so, dass sie der Hebamme nicht das Leben ihres Kindes anvertraute, aber einen Arzt bei sich zu haben, machte für sie einen großen Unterschied aus.
Dougal machte sich ein wenig Sorgen um das Baby, als er dessen Herztöne abhörte, aber er bemühte sich, das nicht zu zeigen. Er fühlte sich unter Druck, weil Millie die Frau eines Kollegen war, aber diesen Gedanken verbannte er ganz schnell wieder tief in sein Innerstes.
»Wir werden das schaffen, Millie«, sagte er bestimmt. »Aber ich glaube, es wird leichter für Sie, wenn Sie sich hinhocken. So gebären Frauen im Orient ihre Kinder. Sie hocken sich hin.«
»Was?«, fragte Millie ungläubig. Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, in der Lage zu sein, sich aufzurichten.
»So wird die Geburt einfacher«, beharrte Dougal.
Millie warf Bonnie einen Blick zu. Auch die fand den Vorschlag des jungen Arztes seltsam, aber auf die traditionelle Weise lief es nicht gerade gut für Millie, also hielt sie sich mit ihren Bedenken zurück.
Mit Bonnies und Marjories Hilfe hockte sich Millie mit gespreizten Beinen hin. Sie sah Dougal an und hoffte, dass er wusste, was er tat. Mehr noch – sie hatte den Eindruck, die Sache jetzt etwas unter Kontrolle zu haben. Wieder durchfuhr sie eine heftige Wehe.
»Und jetzt pressen Sie, so fest Sie können!«, rief Dougal und setzte sich neben sie auf das Bett. »Pressen Sie!«
Millie presste, bis ihr Gesicht knallrot anlief. Bonnie stand neben ihr, wischte ihr mit einem angefeuchteten Tuch den Schweiß von der Stirn und sprach ihr Mut zu.
Dougal war ganz aufgeregt, als er das Köpfchen des Babys sah. »Das war sehr gut, Millie. Ich sehe Ihr Baby«, sagte er. »Wir sind ein ganzes Stück vorangekommen.« Er sah Millie ermutigend in die Augen, als sich die nächste Wehe bemerkbar machte. »Noch einmal kräftig pressen, und dann hören Sie auf, wenn ich es Ihnen sage«, ermutigte er Millie.
»Ich kann nicht«, rief Millie erschöpft. So kraftlos und müde hatte sie sich in ihrem ganzen Leben noch nicht gefühlt.
Dougal rieb ihr den Rücken, der schmerzte, als sei er gebrochen. »Sie können das, Millie«, sagte er zuversichtlich. »Ich weiß, dass Sie das können. Ihr Baby ist fast da. In ein paar Minuten haben Sie es geschafft. Sie werden das Kleine in Ihren Armen halten, und das wird herrlich sein.«
Millie holte noch einmal tief Luft. Bonnie wischte ihr erneut den Schweiß von der Stirn und sprach ihr weiter Mut zu. Millie klammerte sich an das schmiedeeiserne Kopfende des Bettes, drückte das Kinn auf den Brustkorb und presste mit aller Macht, als die Wehe auf ihrem Höhepunkt war.
»So ist es gut, Millie. Nur schön weiter so«, sagte Dougal. »Das Köpfchen des Babys ist draußen, Millie«, fügte er glücklich hinzu. »Jetzt nicht mehr pressen, nur noch leicht hecheln.«
Millie nahm alle Kraft, die ihr noch geblieben war, zusammen, nicht zu pressen, obwohl sie den Drang verspürte. Sie sah, dass Dougal dem Baby einen Finger an den Hals legte, wohl um sich zu vergewissern, dass sich die Nabelschnur nicht darumgeschlungen hatte. Dann holte er dem Baby Schleim aus der Nase.
»Na schön, Millie, jetzt pressen, aber nur einmal ganz kurz«, sagte er, als er merkte, dass der richtige Moment gekommen war. Er nahm vorsichtig den Kopf des Babys und drehte ihn sacht. Die eine Schulter zeigte sich, dann die andere. »Spüren Sie das, Millie?«, fragte Dougal aufgeregt.
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