Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
sollten ihn lieber ein paar Tage im Auge behalten.«
»Wieso?«
Dougal winkte Lyle von Millies Bett weg und informierte ihn über alles, was passiert war, einschließlich der Komplikationen mit Millie und dem kleinen Jungen.
»Millie hatte eine Blutung!« Lyle stand sichtlich unter Schock. Er schaute zu dem Bett, in dem seine Frau lag. Sie war so weiß wie das Laken.
»Ja, sie hat tatsächlich sehr viel Blut verloren, und einen Moment lang sah es gar nicht so gut für sie aus, aber ich konnte die Blutung zum Stillstand bringen und ihr eine Infusion geben«, flüsterte Dougal.
»O mein Gott«, sagte Lyle, als er begriff, wie viel Glück Millie hatte, dass sie noch am Leben war. »Ist mit dem Baby alles in Ordnung? Sie sagten, es gab einen Atemstillstand. Moment mal, Sie sagten doch, mit dem kleinen Jungen , nicht? Habe ich einen … Sohn?«
»Ja, er ist gesund und wiegt 3234 Gramm, und von Minute zu Minute scheint er kräftiger zu werden. Aber ich habe mir große Sorgen um ihn gemacht.«
Lyle konnte kaum fassen, dass sein Kind auf der Welt war und dass er seine dramatische Ankunft auf Erden verpasste hatte. Er mochte gar nicht daran denken, wie sehr er die Rückfahrt von der Farm genossen hatte – und wie viel Zeit er sich gelassen hatte. »O mein Gott!«, stieß er erneut aus.
»Es liegt natürlich ganz bei Millie und Ihnen, ob wir ihn unter Beobachtung stellen. Auch Ihre Frau sollte mindestens noch ein paar Tage hierbleiben, aber auch das liegt selbstverständlich bei Ihnen. Vielleicht wollen Sie sie ja nach Hause holen und sich dort um sie kümmern.«
»Sie sollte meiner Meinung nach auf jeden Fall noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben, aber Millie hat ihren eigenen Kopf, also will ich mal hören, was sie darüber denkt. Wenn sie unbedingt nach Hause will, wird sie ein paar Wochen im Bett liegen bleiben. Dafür werde ich schon sorgen«, erwiderte Lyle. Er konnte es kaum abwarten, seinen Sohn zu sehen, aber erst musste er mit Millie sprechen. »Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass Sie da waren, als Millie Sie brauchte«, sagte Lyle überschwänglich. Dougal hatte ihm erzählt, dass er zufällig an Lyles Haus vorbeigekommen war, als Bonnie gerade Pferd und Wagen kommen lassen und Millie ins Krankenhaus hatte schaffen wollen. »Ich hätte heute Morgen auf meinen Vater hören und nicht zur Glenbracken Farm rausfahren sollen. Er wollte ursprünglich hin, aber ich habe mich stur gestellt.«
»Sie haben getan, was Sie in dem Moment für richtig hielten«, sagte Dougal, der wusste, wie sehr sich Lyle um seinen Vater sorgte.
»Aber es war dann eben doch nicht richtig …«
»Lyle«, rief Millie schwach. »Wo bist du?«
Lyle eilte an ihre Seite. »Ich bin hier, Millie.«
»Ich dachte, du wärst schon gegangen«, flüsterte Millie.
»Ich habe nur kurz mit Dougal gesprochen.« Lyle zog sich einen Stuhl an Millies Bett. »Es tut mir so leid, dass ich nicht bei dir war, Millie. Kannst du mir verzeihen?«
Er fühlte sich furchtbar schuldig. Während er seine Freiheit und den Sonnenschein und die frische Seeluft genossen hatte und seinen Gedanken an Elena nachgegangen war, hatte Millie um ihr Leben gekämpft.
»Ist schon gut, Lyle«, entgegnete Millie schwach. »Dougal Duff hat das ganz wunderbar gemacht. Wäre er nicht gewesen …«
Lyle wusste, er schuldete Dougal unendlich viel, weit mehr, als er je wiedergutmachen konnte.
»Wie fühlst du dich, Millie? Hört sich ganz so an, als hättest du ordentlich was mitgemacht.«
»Das habe ich. Es war schrecklich«, sagte Millie. Tränen schossen ihr in die Augen und rannen ihre Wangen hinunter. »Und ich wollte so sehr, dass du bei mir bist. Ach Lyle, du hast deinen kleinen Jungen nicht auf die Welt kommen sehen. Es war … es war … zuerst ganz schrecklich … und dann … dann war es ganz wunderbar.«
»Ich weiß, und das werde ich bis ans Ende meines Lebens bereuen. Aber über die Geburt müssen wir jetzt nicht reden, da du so erschöpft bist. Du musst erst wieder zu Kräften kommen«, sagte Lyle.
»Doch! Wir müssen darüber reden, Lyle«, flüsterte Millie. »Denn ich muss dir etwas sagen.«
»Was denn?«, fragte Lyle. Sein Herz fing an zu rasen, wie so häufig in der letzten Zeit. »Dougal hat doch gesagt, dass alles mit dem Baby in Ordnung ist, oder? Das stimmt doch, ja?«
»Ja, er ist ein süßer kleiner Junge. Er sieht genau wie sein Vater aus.« In ihren Augenwinkeln zeigten sich kleine Lachfältchen. »Denke ich. Mom hat
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