Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
gefunden zu haben.«
»Das ist ja wunderbar, Elena«, sagte Luisa.
Auch wenn sie wusste, dass Aldo nicht begeistert war, freute sie sich für ihre Tochter, und sie war entzückt darüber, Elena nun jeden Tag in der Stadt sehen zu können. Sie wusste, Elena vermisste ihre Kinder sehr, aber jetzt konnte sie die drei regelmäßig besuchen.
»Um ehrlich zu sein, Mamma, auch wenn ich ein bisschen nervös bin, weil ich doch seit Kriegsende gar keine Berufspraxis mehr habe, bin ich heilfroh, aus diesem Haus herauszukommen. Als Dominic eingeschult wurde, wollte ich schon wieder anfangen zu arbeiten. Du weißt vielleicht noch, dass ich Aldo vorschlug, ich könnte im Krankenhaus nachfragen, ob vielleicht Krankenschwestern gebraucht würden, und da bekam er einen richtigen Wutanfall. Er behauptete, ich ließe ihn wie einen Idioten dastehen, der seine Familie nicht ernähren kann.«
»Ja, das weiß ich noch«, sagte Luisa. Sie hatte Luigi davon erzählt, der tatsächlich einer Meinung mit Aldo war, also hatten auch sie sich gestritten.
»Es ist nur dieser blöde männliche Stolz! Ich weiß, er vermisst die Kinder während der Woche, und ich weiß, der Gedanke, ganz allein auf dieser gottverdammten Farm zu sein, während seine Familie in der Stadt ist, behagt ihm gar nicht, aber ich bin inzwischen so weit, dass mir das total egal ist, Mamma. Ich weiß, das hört sich schrecklich an, aber wir brauchen das Geld so dringend, und ich halte die Einsamkeit dort nicht mehr aus. Ich muss unter Menschen, muss mal mit anderen Leuten reden. Ich tauge nicht zur Farmersfrau. Ich habe mir alle nur erdenkliche Mühe gegeben, mich anzupassen, aber jetzt geht es einfach nicht mehr. Ob ihm die Vorstellung gefällt, dass ich in der Stadt arbeite, kümmert mich nicht. Ich mache es auf jeden Fall. Ich muss einfach.«
Luisa verstand das. Sie sah mit eigenen Augen, wie es Elena veränderte, nichts als Hausarbeit zu verrichten. Sie war eine gute Krankenschwester gewesen, und sie brauchte den Anreiz, Menschen helfen zu können.
»Für Aldo war es gar nicht so schlimm, als er noch mit Billy-Ray arbeiten konnte, aber als wir dann den Viehbestand verloren und Aldo ihn nicht mehr bezahlen konnte, musste er ihn auch gehen lassen.«
Auch wenn Elena sich bei ihrer Mutter noch so tapfer gegeben hatte, war sie doch voller Angst, als sie nach Hause fuhr.
»Ich habe eine Stelle bei Dr. Robinson angenommen«, sagte sie zu Aldo, als der am Abend von der Feldarbeit heimkam.
Seine Augen wurden ganz klein, und er presste die Lippen zusammen. »Du wirst mich zum allgemeinen Gespött in Winton machen«, fuhr er Elena an, als er sich vom ersten Schreck erholt hatte.
»Andere Leute sind in der gleichen Lage, Aldo«, sagte Elena so gleichmütig, wie sie konnte.
»Und haben deren Frauen auch eine Arbeit in der Stadt angenommen?«
»Wenn nicht, dann werden sie das bald tun müssen«, gab sie zurück. »Schluck deinen Stolz, Aldo. Ich lasse nicht zu, dass es meinen Kindern an etwas fehlt, nur weil du dir Sorgen darüber machst, was die Leute denken.« Seine Einstellung machte sie wirklich wütend. »Und überhaupt, ich habe die Nase voll davon, hier draußen so völlig vereinsamt zu sein.«
Das hatte Elena ihrem Mann gar nicht sagen wollen, aber sie war einfach zu ärgerlich, um sich diese Bemerkung zu verkneifen.
Aldo sagte kein Wort. Er sah Elena einfach nur an, als hätte sie ihm gerade ein Messer ins Herz gestoßen. Ihr war klar, dass er eine Entschuldigung erwartete, dass sie zurücknahm, was sie gesagt hatte, aber das konnte Elena nicht. Was sie gesagt hatte, war die Wahrheit, und die wollte sie für kein Geld auf der Welt mehr leugnen.
13
Der Spätfrühling des Jahres 1931 war der wärmste, den Dumfries seit etlichen Jahren erlebt hatte. An den meisten Tagen schien die Sonne, und die hohen Temperaturen ließen die Gartenpflanzen früher als gewöhnlich blühen. Es kam immer wieder vor, dass die Leute eine Ausrede fanden, um nach draußen zu gehen und sich am Sonnenschein zu erfreuen.
Der 22. Mai war Jamies zwölfter Geburtstag. Lyle verwöhnte seinen Sohn zu dieser Gelegenheit stets, und dieses Jahr war keine Ausnahme. Er erzählte Jamie, er werde ihm eine neue Angelrute kaufen, und dann überraschte er ihn mit einem brandneuen Fahrrad, das er in einem Geschäft in Glasgow bestellt hatte.
»Oh, Dad, das ist ja wunderschön«, rief Jamie erfreut, als Lyle das Rad aus dem Gartenschuppen holte. »So eines habe ich noch nie gesehen!«
Lyle war
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